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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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müßten sie eben Geduld haben.
    »Ich bin dreiunddreißig«, sagte Willem, »und ich bin der Ansicht, daß ich jetzt heiraten muß.«
    »Und das werden Sie«, sagte van Riebeeck, drehte sich herum und sah seinen Winzer an. Er ergriff Willems Hände und sagte: »Sie werden noch vor Ende des Jahres verheiratet sein.«
    »Warum nicht jetzt?« fragte van Doorn und sah, daß van Riebeeck unnachgiebig blieb.
    »Sie sind äußerst schwierig. Sie verderben alles.« Darauf nahm er die Kopie eines Briefes von seinem Schreibtisch, den er vor etwa zehn Monaten an die »Siebzehn Herren« in Amsterdam geschickt hatte. Darin ersuchte er sie, sieben kräftige holländische Mädchen zu suchen, die nicht katholisch waren, und sie mit dem nächsten Schiff nach Süden zu schicken. Die Namen der ihnen zugedachten Ehemänner waren angegeben, und an der Spitze der Liste stand: »Willem van Doorn, Alter zweiunddreißig, geboren auf Java, Bruder von Karel van Doorn von dieser Kompanie, verläßlich, gesund, Winzer am Kap.«
    »Ihre Frau befindet sich also auf dem Weg«, sagte der Kommandant und fügte etwas lahm hinzu: »Sollte ich meinen.«
    »Ich würde lieber Deborah heiraten«, erklärte Willem mit der ihm eigenen ruhigen Offenheit. Ein raffinierterer Mann hätte gewußt, daß diese sture Haltung den Kommandanten erzürnen mußte. Aber das kam Willem gar nicht in den Sinn. Als van Riebeeck betonte, daß es überaus beleidigend für jede holländische Christin sein würde, so weit geschickt und dann wegen einer mohammedanischen Sklavin abgelehnt zu werden, antwortete er: »Aber ich bin doch praktisch mit Deborah verheiratet.« Van Riebeeck erhob sich steif, ging ans Fenster und zeigte nach unten in den Festungshof. »Das Pferd«, sagte van Riebeeck. »Ich sehe kein Pferd«, erklärte Willem in einem aufreizenden Ton. »Das Holzpferd!« schrie van Riebeeck.
    Im Hof stand ein Bock wie ihn Zimmerleute zum Sägen verwenden, seine Beine waren jedoch länger, so daß es zu hoch für diesen Zweck war. Willem hatte schon oft von diesem grausamen Instrument gehört, aber bisher noch keines gesehen.
    Der Kommandant klatschte in die Hände und befahl einem Diener: »Sag dem Hauptmann, er soll anfangen.« Und unten wurde ein Gefangener, der eine unbedeutende Verordnung der Kompanie übertreten hatte, zu dem Pferd geführt. Dort wurde an jedem seiner Fußknöchel ein Sack mit Schrotkugeln befestigt. Dann hievte man ihn nach oben, hielt ihn einen Moment mit gespreizten Beinen über dem Pferd und ließ ihn dann fallen. Die Wucht des Aufpralls wurde durch die Säckchen noch vermehrt. Der Körper des Mannes schien zu zerbrechen, und er schrie fürchterlich. » Laßt ihn zwei Tage lang dort«, befahl van Riebeeck seiner Ordonnanz, und als der Mann fort war, sagte er zu Willem: »So bestrafen wir Arbeiter, die den Anordnungen der Kompanie nicht gehorchen. Willem, ich befehle Ihnen, das Mädchen zu heiraten, nach dem ich geschickt habe.«
    Van Doorn war wie erstarrt über diesen entsetzlichen Vorfall. Als die Wächter in dieser Nacht schliefen und er in seiner Hütte im Weingarten sein sollte, schlich er zu dem Ort der Bestrafung. Er gab dem Gefangenen Wasser, hob ihn ein wenig von dem grausamen Holzbock hoch, und hielt ihn stundenlang in den Armen. Als die Sonnenstrahlen den Mann trafen, fiel er in Ohnmacht und blieb bis zum Einbruch der Nacht bewußtlos. In dieser Nacht wurde van Doorn durch eine Wache, die zur Beobachtung des Opfers aufgestellt wurde, daran gehindert, ihm zu helfen; während Willem im Schatten stand und auf das häßliche Pferd starrte, verstand er, warum seine Beine so hoch waren: Sie hinderten die zwei Bleisäcke daran, auf dem Boden zu ruhen.
    Van Riebeeck erwog einige Tage lang das Problem Willem und Deborah und kam schließlich zu einer Lösung, die Willem erschreckte. Er wies Jango das Bett neben Deborah zu. »Sie werden sich Tag für Tag sehen, und ich bin meine Probleme mit van Doorn los.«
    Er hatte sich jedoch getäuscht. Wenn die Wächter nicht aufpaßten, schlich sich Willem ins Quartier der Sklaven unterhalb des Getreidelagers. Dort besprach er mit Deborah und Jango in gebrochenem Portugiesisch die Lage. Der Schwarze lauschte kurz, dann sagte er: »Ich verstehe. Dein Baby, wenn es kommt. Ich mich kümmern.«
    Willem drückte seine Hand, und fügte hinzu: »Jango, ärgere die Offiziere nicht.« Er richtete diese Warnung nur an Jango, denn er konnte nicht annehmen, daß Deborah sich in irgendeiner Weise das Mißfallen der

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