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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Amsterdam als auch auf Java mit Beruhigung gelesen wurde:
    Es mußte ihnen gesagt werden, daß sie nun das Land infolge des Krieges verloren und keine andere Wahl hatten, als zuzugeben, daß es ihnen nicht länger gehörte. Um so mehr, als sie nicht dazu gebracht werden konnten, das Vieh zurückzugeben, das sie uns unrechtmäßig entwendet hatten. Wir beabsichtigen, dieses Land zu behalten, das wir uns während unseres Verteidigungskrieges gewissermaßen mit dem Schwert verdient haben.
    Dann, an einem klaren Dezembermorgen, vergaßen die Männer plötzlich Sklaven und Hottentotten. Während der Nacht war eine große Handelsflotte in die Bucht eingelaufen: die »Groote Hoorn«, ein prächtiger Ostindienfahrer unterwegs nach Java, und sechs mittelgroße Schiffe. Groß und stolz trug die »Groote Hoorn« ihren schönen Holzbau und die Relings aus poliertem Messing zur Schau. Sie schien sich besonders herausgeputzt zu haben zu Ehren eines besonders berühmten Passagiers. In der Privatkabine reiste der Ehrenwerte Bevollmächtigte und persönliche Emissär der »Siebzehn Herren«, Kaufmann Karel van Doorn. Er sollte die Verhältnisse am Kap untersuchen und dann nach Java Weiterreisen, um dort Generalgouverneur zu werden.
    Als er vorsichtig das Land betrat, blickte er verächtlich auf die Sklaven, die seine Pinasse hielten. Er war in Schwarz gekleidet, mit breitem weißem Kragen, gestreifter Hose und hellbraunen Lederschuhen. Dazu trug er einen breitkrempigen Hut, ein Spitzentaschentuch und einen Spazierstock mit Silbergriff. Sein Haar fiel in Locken über seinen Kragen, und sein Spitzbart war sorgfältig gestutzt. Er war groß, steif und sah gut aus. Als er sicher an Land stand, wandte er sich um und half einer Dame aus dem Boot, die noch sorgfältiger gekleidet war als er. Sie erinnerte Willem an seine Mutter, denn sie strahlte die gleiche ruhige Autorität aus, und er konnte sie sich gut in dem großen Haus in Batavia vorstellen.
    Karel sah seinen Bruder natürlich nicht:    seine
    Aufmerksamkeit war ausschließlich auf van Riebeeck gerichtet, den obersten Beamten der Kompanie. Auch nachdem die beiden einander begrüßt hatten, rief niemand nach Willem, der verloren in der kleinen Gruppe stand, die Beifall spendete, als die Herrschaften zum Fort gingen. Auch dort fragte Karel nicht nach seinem Bruder, denn als Bevollmächtigter hielt er es für notwendig, alle Anwesenden so schnell wie möglich seine Autorität fühlen zu lassen. »Was sind Ihre Hauptprobleme?« fragte er van Riebeeck, sobald sie allein waren.
    »Wir haben vier, Mijnheer.«
    Karel war dreiundvierzig Jahre alt und daran gewöhnt, schwierige Probleme zu meistern. Da van Riebeeck nur siebenunddreißig Jahre, kleiner und weniger imposant war, war Karel schon vom Äußeren her die dominierende Figur. Außerdem hatte er von der Kompanie Vollmacht, die Situation am Kap genau zu untersuchen und alle Weisungen zu erteilen, die er für vernünftig hielt. Er legte van Riebeeck ein Blatt wertvollen Papiers vor und fragte: »Die wären?«
    »Es hat seit der Gründung hier keine Prediger gegeben. Wir brauchen Vermählungen und Taufen.«
    »Dr. Grotius ist auf dem Weg nach Batavia. Er wird morgen an Land gehen.«
    »Die Sklaven laufen dauernd weg.«
    »Sie müssen sie sorgfältiger bewachen. Vergessen Sie nicht, sie sind Eigentum der Kompanie.«
    »Wir bewachen sie, wir bestrafen sie, wenn wir sie wiederbekommen. Wir ketten sie an. Dennoch suchen sie ihre Freiheit.« »Dem muß ein Ende gemacht werden, und zwar mit allem Nachdruck. Die Kompanie kauft die Sklaven nicht, damit sie verschwinden.«
    »Aber wie sollen wir sie daran hindern?«
    »Jeder Mann, jede Frau muß die Verantwortung dafür übernehmen, die Sklaven unter Kontrolle zu halten. Und ganz besonders Sie. Das dritte Problem?«
    »Wir brauchen dringend Frauen. Mijnheer, die Arbeiter können nicht allein hier leben, für immer.«
    »Sie kannten die Bedingungen, als sie bei uns unterschrieben. Ein Platz zum Schlafen. Gute Verpflegung. Und wenn sie nach Holland zurückkommen, genug erspartes Geld, um eine Frau zu heiraten.«
    »Ich glaube allmählich, daß viele unserer Männer vielleicht nie nach Holland zurückkehren werden.«
    »Sie müssen. Hier gibt es keine Zukunft für einen Mann der Kompanie.«
    »Und das ist das vierte Problem. Ich stelle eine innere Unruhe unter den freien Bürgern fest.«
    »Rebellion? Gegen die Kompanie?« Karel erhob sich und wanderte auf und ab. »Das wird nicht geduldet. Das

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