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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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beschlossen, daß ihr neun Männer euch Felder jenseits des Tafelbergs nehmen und sie selbständig bebauen könnt, aber ihr dürft euch nicht weiter als fünf Meilen vom Fort entfernen.
    Als die Männer über ihre Entlassung aus der Fron jubelten, hörte Willem van Doorn den Tumult und kam heran, um neiderfüllt zu hören, wie van Riebeeck die von den »Siebzehn Herren« vorgeschriebenen Bedingungen kundtat. Die Freigelassenen sollten nicht einzeln, sondern in zwei Gruppen, eine zu viert, eine zu fünft, arbeiten. Sie würden so viel Land als freien Grundbesitz erhalten, wie sie innerhalb von drei Jahren pflügen, umgraben oder sonstwie bearbeiten konnten.
    Ihre Ernten würden zu fixen Preisen von der Kompanie gekauft werden. Sie konnten in den Flüssen fischen, aber nur für den Eigenbedarf. Es war ihnen verboten, Rinder oder Schafe von den Hottentotten zu kaufen; sie mußten von der Kompanie kaufen, und ein Zehntel ihrer Kälber und Lämmer mußte der Kompanie zurückgegeben werden. Es gab eine ganze Litanei kleinlicher Vorschriften, die in der Drohung gipfelte: »Wenn ihr eine Vorschrift brecht, wird alles, was ihr besitzt, konfisziert.«
    Die Männer nickten, und van Riebeeck schloß mit den Worten: »Die >ehrenwerten Herren< gestatten euch, alles überschüssige Gemüse an vorbeikommende Schiffe zu verkaufen. Aber ihr dürft zu diesem Zweck erst an Bord gehen, nachdem besagte Schiffe drei Tage im Hafen gelegen haben, denn die Kompanie muß die Möglichkeit haben, ihre Produkte vorher zu verkaufen. Es ist euch untersagt, auf den Schiffen Alkohol zu kaufen. Und ihr dürft nie vergessen, daß die >Siebzehn Herren< euch dieses Land geben in der Hoffnung, daß ihr einen Gewinn für die Kompanie erzielt.« Als van Doorn die Einschränkungen hörte, dachte er bei sich: Er sagt, sie seien frei, aber die Vorschriften sagen, daß sie nicht frei sind.
    Van Riebeeck, der diesen bemerkenswerten Augenblick feierlich gestalten wollte und gar nicht ahnte, daß er irgendwelche unbilligen Beschränkungen auferlegt hatte, forderte die Männer auf, sich zu verneigen: »Unter Gottes wachsamem Auge seid ihr nun freie Bürger«, sagte er, und um diese Stellung zu sanktionieren, las er aus der Bibel die glühende Erklärung von Gottes Verheißung vor, die Willem so erregt hatte:
    Und ich werde euch und euren Kindern das Land geben, in dem ihr Fremde seid, das ganze Land Kanaan, zu ewigem Besitz.
    Mit diesem Segenswunsch wurden diese neun die ersten freien Weißen in Südafrika und Ahnen der Nation, die sich später entwickeln sollte. Die Männer ließen ihren Kommandanten hochleben und machten sich dann auf, um ihre zukünftigen Farmen abzustecken.
    Ein Hottentotte hatte diese Zeremonie aufmerksam beobachtet. Am späten Nachmittag schlich er sich leise fort, vorbei an den Feldern, die die freien Bürger begutachteten. An einem kleinen Bach blieb er stehen und sah zu, wie zwei Antilopen sich zu dem glitzernden Wasser neigten, dann ging er weiter, um seinen Leuten die Nachricht zu bringen: »Sie nehmen unser Land.«
    Die Freude der neun Bürger über ihre Freilassung war von kurzer Dauer, denn während des ersten Jahres voll zermürbender Anstrengungen erfuhren sie, wie die Kompanie den Begriff Freiheit interpretierte. Zwei der kühneren unter ihnen, denen ihre Schulden bei den Kaufhäusern der Kompanie über den Kopf zu wachsen drohten, begannen insgeheim mit den Hottentotten Tauschhandel für Elefantenstoßzähne, Rhinohörner und Straußenfedern zu treiben. Dafür wurden sie schwer bestraft, aber van Riebeeck erklärte sich widerwillig damit einverstanden, daß sie Tauschhandel für Kühe trieben, wenn sie nie mehr bezahlten als die Kompanie. Es kam zu einem Streit darüber, ob sie eines ihrer eigenen Schafe zu ihrer persönlichen Verwendung schlachten dürften; der Kommandant hielt das für eine Gefahr für die Schlächterei der Kompanie, schloß aber einen Kompromiß: »Ihr könnt gelegentlich ein Tier schlachten, müßt aber vorher eine Gebühr an die Schlächterei bezahlen.«
    Die Bürger murrten abends in ihren einfachen Hütten, mitunter auch in Gegenwart van Doorns, denn er hatte Verständnis für ihre Sorgen. Am beständigsten war die Klage über die Arbeit.
    »Soll das Freiheit bedeuten?« fragte ein Farmer. »Wir sind Bauern, die acht Tage in der Woche arbeiten.«
    »Den Hottentotten geht es besser als uns«, sagte ein anderer. »Sie haben ihre Herden und das ganze Land dort draußen. Wir sind frei - um Sklaven zu

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