Verheißung Der Nacht
grünen Zwiebeln und schüttete sie zu der brutzelnden Butter in die Pfanne. Über ihre Schulter warf sie ihm einen Blick zu. »Soll ich ihn anrufen?«
»Sag ihm, er soll sich mit mir am See treffen«, antwortete er und lächelte sie dankbar an, weil sie ihn verstand.
Er und Ty hatten viele Gemeinsamkeiten. Sie waren gleich alt, und sie hatten zusammen gespielt, seit der Zeit, als Lizbeth ihn mitbrachte, wenn sie im Sommer zur Arbeit kam. Zusammen waren sie durch das Wildreservat gestreift, zwei Jungen, die so taten, als seien sie mächtige Jäger, Höhlenmenschen oder Soldaten. Sie waren in die gleiche Schule gegangen, in den ersten Tagen der örtlichen Rassenzusammen- fiihrung, und sie hatten auch beide in Greenleys erstem gemischten Footballteam zusammen gespielt. Ty hatte als Halfback gespielt und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Reid, der als Quarterback spielte, in gefährlichen Spielsituationen zu schützen. Reid erkannte das nicht nur an, er zollte seinem Halfback auch volle Anerkennung in den meisten wichtigen Spielen.
Ty war nach der Schule in die Air Force eingetreten und Hubschrauberpilot geworden. Er hatte sich hochgearbeitet bis zum Oberst, und er war noch nicht am Ende seiner Laufbahn angekommen. Während der letzten Jahre hatten er und Reid sich an den verschiedensten Orten in der Welt getroffen, um zusammen einen Drink zu nehmen und die letzten Neuigkeiten von zu Hause auszutauschen. Das letzte Mal hatten sie sich vor zwei Jahren in Kalifornien getroffen. Reid hatte die Absicht gehabt, sich mit Ty zu treffen, solange er noch in der Stadt war, aber diesmal war er zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
Der Tag war perfekt zum Fischen, es war ungefähr zwanzig Grad warm, windstill, die Sonne kam immer wieder durch die schmutziggrauen Wolken hervor. Reid und Ty schoben das Fiberglasboot ins Wasser und fuhren dann durch den K anal zum See. Nach ein paar Minuten erreichten sie den langen, baumbestandenen Seitenarm des Sees, weit weg von jeglichem Verkehr.
Sie benutzten Röder, die auf dem Wasser schwammen, und warfen gekonnt die Angeln aus, holten sie mit knappen Bewegungen wieder ein, ohne Hast und Eile. Beiden war es gleichgültig, ob sie etwas fingen oder nicht. Es genügte, langsam über das braune Wasser zu gleiten, in dem der Himmel sich blau spiegelte, ab und zu den Motor anzuwerfen, um dorthin zu gelangen, wohin die Angelleinen nicht reichten.
Sie fanden Barsche, große Monster, die zwischen vier und acht Pfund wogen. Sie fingen so viele sie konnten und legten sie dann auf Eis. Danach waren sie vorsichtig mit ihren Rödern, denn sie wusste n, sie musste n die Fische, die sie jetzt noch fingen, wieder in die Freiheit entlassen.
Reid fühlte, wie die Anspannung ganz langsam aus seinem Körper wich. Schon so lange hatte er mit dieser Anspannung gelebt, dass er jetzt ein unangenehm prickelndes Gefühl verspürte.
Als der Tag heißer wurde, tranken sie beide ein Bier oder auch zwei. Dabei unterhielten sie sich zusammenhanglos, schimpften über Politiker und die Politik, analysierten die letzte Spielsaison der Saints und der Cowboys und verweilten flüchtig beim letzten Aufruhr im Pentagon. Es war die Art der alles umfassenden, unpersönlichen Unterhaltung, wie sie die meisten Männer pflegten. Als es nichts mehr zu sagen gab, schwiegen sie.
Nach einer langen Weile betrachtete Reid eine blaugrüne Libelle, die sich auf der Spitze seiner Angel niedergelassen hatte. »Hast du je daran gedacht zu heiraten, Ty?« fragte er plötzlich.
Der andere Mann grinste und legte den Kopf zurück. »Ab und zu. Richtige Zeit, falsche Frau. Richtige Frau, falsche Zeit. Denkst du etwa daran?«
»Flüchtig«, gab er zu.
»Wie man hört, bist du oft mit Cammie Greenley zusammen.«
Es war eine Feststellung, auf die Reid antworten konnte oder auch nicht.
»Hutton«, korrigierte Reid ihn ausdruckslos. »Cammie Hutton.«
»Richtig. Du hattest schon immer etwas übrig für sie, nicht wahr? Ich erinnere mich noch, einmal nach einem Foot- ballspiel, als ein paar Jungen einen Kerl ausfragten, der mit ihr ausgegangen war. Sie wollten von ihm wissen, wie weit er bei ihr gekommen war. Einer der Jungen stellte ein paar ziemlich schmutzige Fragen, und du hast ihn auseinandergenommen.«
Reid zuckte mit den Schultern und vermied es, Ty anzusehen. »Mir schien es damals nötig zu sein.«
»Aha. Und wenn ich mich richtig erinnere, sind wir so oft durch das Wildreservat um das Greenley-Haus geschlichen, dass wir
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