Verheißung Der Nacht
schien es wichtig zu sein, mich unterstützen zu können. Wenigstens bis in der letzten Zeit. Nun, er kam mit den Zahlungen für das Wohnmobil in Rückstand, und ich musste ihn immer wieder daran erinnern, wenn wir nichts mehr zu essen hatten. Ich hatte zwar ein wenig Geld gespart, aber es ... es hat nicht lange ausgereicht. Und jetzt, wo er nicht mehr da ist, habe ich kein Geld mehr. Und niemand gibt mir jetzt noch einen Job, nicht so, wie ich aussehe, und erst recht nicht in dieser Stadt.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Die Bitterkeit aus den Worten des Mädchens hatte Cammie verraten, dass sie es in der letzten Zeit sicher nicht leicht gehabt hatte, als sie versucht hatte, sich einen Job zu suchen.
»Ich hasse den Gedanken, zum Sozialamt gehen zu müssen, obwohl ich glaube, dass ich darauf genauso einen Anspruch habe wie alle anderen auch. Ich habe mich schon darum gekümmert, im Medizinischen Zentrum in Shreveport zu entbinden, weil es da nichts kostet. Aber ich möchte wirklich weg aus Greenley, weg von allem, was hier geschehen ist. Aber so wie die Dinge stehen, habe ich wohl keine großen Chancen.«
Hinter Evies Platz öffnete sich die Tür, und Wen steckte den Kopf heraus. Als sie sah, mit wem Cammie sprach, riß sie überrascht die Augen auf. Cammie schüttelte beinahe unmerklich den Kopf, und Wen rollte mit den Augen. Sie zog sich wieder zurück, ließ aber die Tür einen Spalt weit offen.
Evie Prentice, die von all dem nichts gemerkt hatte, starrte auf ihre Hände, die auf ihrem Leib lagen. »Ich wollte Sie nicht noch einmal belästigen, aber ich wusste nicht, mit wem ich sonst hätte reden können. Meine letzte Hoffnung war Reverend Taggart. Ich dachte, es gäbe vielleicht Kirchenmittel ...« Sie hielt inne, als müsse sie sich fangen, dann sprach sie mit zitternder Stimme weiter. »Man sollte glauben, ein Priester würde Bescheid wissen über die Vergebung der Sünden und christliche Nächstenliebe, nicht wahr? Aber er hatte gar nichts für mich, nur eine Predigt. Er meinte, ich hätte mein Bett gemacht, und ich könnte darin liegen mit all denen, die bereit wären, dafür zu bezahlen. Das einzige, was ich noch mehr hasse als Sozialhilfe, ist ein Heuchler.«
Schmerz und Verzweiflung lag in der Stimme des Mädchens. In ihrem Bemühen, ihr zu helfen und ihr die Scham zu ersparen, um Geld bitten zu müssen, fragte Cammie: »Sagen Sie mir, wieviel Sie brauchen.«
Evie sah sie zweifelnd und doch voller Hoffnung an, Tränen glänzten in ihren hellen, blauen Augen. »Ich könnte kein Geld von Ihnen nehmen, ehrlich nicht. Aber Keith hat gesagt ... er hat mir versprochen, dass er für mich und das Baby sorgen würde, ganz gleich, was auch geschieht. Ich weiß, es ist verrückt, Sie danach zu fragen, aber ich dachte, Sie wüsste n vielleicht etwas von einem Bankkonto oder sonst etwas, das er für uns eingerichtet hat.«
So etwas gab es nicht, das wusste Cammie mit absoluter Sicherheit. Das einzige, was Keith auf der Bank hinterlassen hatte, war ein überzogenes Konto. »Ich bin nicht sicher, in welcher Weise er vorgesorgt hat«, meinte sie. »Aber ich kann mich gern einmal darum kümmern.«
»Würden Sie das tun? Wirklich?« Jetzt flössen Evies Tränen doch noch, sie liefen ihr über die Wangen. »Ich habe mich so geschämt, mit meinen Problemen zu Ihnen zu kommen, weil ich ja mit Keith ... nun ja, ich dachte ...«
»Ist schon gut«, beruhigte Cammie sie. »Ich werde mich um die finanzielle Situation kümmern und rufe Sie dann an, in ein oder zwei Tagen. Einverstanden?«
»Ich kann Ihnen nicht genug danken. Ich ... ich habe Keith geliebt, und ich war wütend, als er mir erklärte, dass er zu Ihnen zurückgehen wollte. Aber ich habe ihm deshalb nie einen Vorwurf gemacht, wirklich nicht. Jetzt verstehe ich, worauf er es abgesehen hatte.«
»Das glaube ich kaum«, wehrte Cammie ab. »Wenn es Sie irgendwie beruhigt, dann würde ich eher sagen, sein plötzlicher Sinneswandel hatte mit Geld zu tun.«
Evie sah Cammie zweifelnd an, dann wurde ihr Blick nachdenklich, und schließlich überkam sie Verzweiflung. »Nein ...«, brachte sie erstickt hervor. »Ich glaube nicht, dass es ... dass es mich beruhigt, meine ich.«
Cammie brachte Keiths Freundin zur Tür. Als Evie wegfuhr, kam Wen aus der Küche und stellte sich neben sie.
»Also wirst du Geld lockermachen, um Keiths Schätzchen zu helfen.«
»Sie war mehr als nur das«, antwortete Cammie abwesend.
»Ja, sie war die andere Frau, die, mit der er sich
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