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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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lediglich aus selbstlosem Mitleid heraus gab, was er haben wollte. Er nahm an, dass dies im Bereich des Möglichen lag.
    Er hörte nicht, wie hinter ihm die Tür geöffnet wurde. Das erste, was er fühlte, war ein Schwall kühler Luft in seinem Nacken und der Hauch einer Berührung an seinem Rücken. Es war so wenig, und doch war es genug.
    Instinkte, die er zum ersten Mal in langen Jahren unterdrückt hatte, während er sich auf seine Arbeit und seine Pläne konzentriert hatte, erwachten im Bruchteil einer Sekunde wieder zum Leben. Sie hatten nur einen einzigen, in langem Training erlernten Zweck.
    Das Messer drehte sich in seiner Hand, als er herumwirbelte. Die scharfe Kante nach oben, die Spitze nach vorn, stieß er es mit aller Kraft in den weichen Körper des Menschen, der ihn bedrohte. Perfekt abgestimmt, blitzschnell in der Ausführung, gab es für den anderen keine Möglichkeit, sich zu verteidigen.
    Ein Hauch von Gardenienparfüm, vermischt mit dem Geruch nach Fisch und heißem Erdnussöl , stieg ihm in die Nase. Eine vertraute, absolut notwendige Anwesenheit, die er mehr fühlte als sah.
    Eine Warnung zuckte ihm durch den Kopf wie ein glühend heißer Schmerz. Verstand und Instinkt kollidierten, Muskeln verkrampften sich, Sehnen protestierten. Sein ganzer Körper versteifte sich unter den gegensätzlichen Kräften. Der Schrei, der aus seiner Kehle kam, mischte sich mit dem leisen, weiblichen Aufschrei voller Schrecken und Bedauern.
    Zu spät. Krank bis in seine Seele sank Reid in sich zusammen und fühlte, wie der scharfe Stahl durch die Kleidung drang und dann in das warme, nachgiebige Fleisch.
    Cammie.
    Sie wirbelte von ihm weg und fiel, halb durch seinen Stoß, halb durch ihre Reaktion auf die Gefahr. Ihre Augen waren weit aufgerissen und vor Schmerz ganz dunkel. Das Blut, das sich sofort auf ihrer K leidung ausbreitete, hinterließ auf ihrem zartgrünen Pullover einen hellroten Fleck.
    Er reagierte blitzschnell, noch ehe sie fallen konnte, fing er sie auf. Das Messer warf er in einem großen Bogen gegen die Wand und zog sie dann in seine Arme. Eine rauhe Stimme murmelte unverständliche Worte, seine eigene, stellte er fest, obwohl er selbst nicht verstehen konnte, was er sagte.
    »Nicht ... deine Schuld«, flüsterte sie an seiner Brust. Er fühlte ihren heißen Atem durch sein Hemd, und er begann zu zittern. Dann schloss sie die Augen, und er hörte auf zu leben.
    Er war zwar anwesend, aber er wusste nicht, was danach geschah, Er zog den Stecker der Friteuse aus der Steckdose und trug Cammie dann in seinen Jeep. Die Schwester in der Notaufnähme des Krankenhauses schrie er an, weil sie zu langsam war, weil sie Cammie weh tat, als sie sie auszog, weil sie wartete, bis sie die Wunde freigelegt hatte, ehe sie nach einem Arzt schickte. Er weigerte sich, Cammie loszulassen, während der Arzt die Wunde untersuchte und sie dann nähte. Er hörte kaum, dass man ihm sagte, es seien keine lebenswichtigen Organe verletzt, die Wunde sei sauber - er hörte nur, dass die Messerklinge nur den Bruchteil eines Zentimeters an der Hauptschlagader des Körpers vorbeigegangen war.
    Er hatte das gewusst , der Himmel helfe ihm, das war ja sein Ziel gewesen.
    Zu der Zeit war Cammie wieder wach, sie versuchte, ihn zu entschuldigen, während er erklärte, was geschehen war. Sie hatte keine schmerzstillenden Medikamente haben wollen. Sie hatte versucht, sich dagegen zu wehren. Er hatte der Schwester die Spritze aus der Hand gerissen und hatte sie selbst in ihren weichen Körper gestoßen.
    Er fuhr sie nach Hause. Auf der Fahrt preßte er die Lippen zusammen, um ihr nicht all die Dinge zu sagen, die er ihr so sehnlich hatte sagen wollen. Und er beobachtete sie, prägte sich das Bild ihres kreidebleichen Gesichtes ein, hielt die Erinnerung daran in seinem Inneren und in seinem Herzen, wo sie nie wieder ausgelöscht werden würde. Für alle Ewigkeit.
    Sie wollte nicht, dass jemand bei ihr blieb. Er war alles, was sie brauchte, hatte sie ihm versichert. Dennoch rief er ihre Tante Sara an.
    Sie schimpfte ihn aus und erklärte, er sei ein Tyrann. Er antwortete ihr nicht. Sie hatte recht.
    Das Schmerzmittel wirkte schließlich, dennoch zuckte Cammie im Schlaf zusammen, als sie versuchte, sich zu bewegen. Erst jetzt kam er in ihre Nähe, er kniete neben dem Bett, zog ihre Hand an seine Lippen und sah, wie sich ihre Brust unter dem Verband hob und senkte. Er zählte den Pulsschlag unter seinen Fingern, berührte leicht ihr weiches,

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