Verheißung Der Nacht
klar, dass sie eine ganze Menge von ihm verlangte. Die Tatsache, dass Reid nicht mehr verheiratet war, bedeutete noch lange nicht, dass er nicht irgendwo eine Frau hatte, an die er gebunden war.
»Nur für einen kurzen Augenblick«, wiederholte er beinahe mechanisch.
Cammie schluckte, als sie dann neben ihm zum Hintereingang ging. Ihre Hände zitterten, als sie versuchte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Sie hielt ihn ganz fest und hoffte nur, Reid würde nichts davon bemerken.
Im Haus knipste sie das Licht an, während Reid die Tür hinter ihnen schloss und den Schlüssel im Schloss drehte. Sie wandte sich zu ihm und bemerkte, dass er sie beobachtete, vorsichtig und abschätzend, mit genau dem gleichen Ausdruck auf dem Gesicht, den auch sie auf ihrem fühlte.
Reid stieß hart den lang angehaltenen Atem aus. Er hatte das Gefühl, als hätte man ihm eine Bombe gereicht, die gerade in seiner Hand explodiert war. Die Detonation hatte ihn bis auf den Grund seines Wesens erschüttert, hatte ihm all seine Kraft und seinen Verstand genommen und sein Inneres zu einem heißen Brei geschmolzen. Und er war noch nicht sicher, ob er die Explosion überlebt hatte.
Seine Stimme klang bei weitem nicht so fest, wie er es beabsichtigt hatte. »Du steckst voller Überraschungen.«
»Das ist aber nicht meine Absicht.«
Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, dann wandte sie sich u m und ging vor ihm her durch den Raum, der ein Wohnzimmer zu sein schien und der am Ende des langen Flurs lag. Reids Blick verweilte für einen Augenblick auf dem bronzefarbenen Schimmer ihres Haares, auf der sanften Rundung ihrer Schenkel, dem Schwung ihrer Hüften unter seinem alten Morgenmantel. Das Bewusstsein , dass sie unter dem verwaschenen Stoff nackt war, brannte sich in sein Gedächtnis ein. Er wusste , dass sie nackt war, er hatte es gefühlt, als er sie in seinen Armen hielt. Ihm wurde ganz schwach bei dem Gedanken; ungläubig schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben, dann ging er hinter ihr her.
Sie betraten eine große, luftige Küche mit weiß gestrichenen Schränken und gelben Fliesen. Pflanzen standen vor den Fenstern, die auf die Rückseite des Hauses hinausgingen. Diese Küche war um so vieles größer und heller als ihr Gegenstück im Fort, dass er sich allen Blicken ausgesetzt fühlte, noch bevor Cammie das helle, fluoreszierende Licht anknipste. Der Raum lag zwar zu hoch, als dass Keith von draußen hereinsehen konnte, dennoch war Reid wachsam.
Cammie kehrte ihm den Rücken zu und fragte über ihre Schulter hinweg vorsichtig: »Wenn ich schon deine Zeit in Anspruch nehme, möchte ich dir wenigstens etwas zu essen anbieten. Wie wäre es mit Steak und Salat?«
»Fein«, antwortete er gepresst .
Sie versucht, sich zu beschäftigen, dachte er, damit alles ganz normal aussieht. Ich sollte ihr dabei helfen. Er ging zu ihr hinüber, lehnte sich gegen die Anrichte und schob beide Hände in die Taschen seiner Jeans.
Cammie ging hin und her, holte Steaks aus dem Gefrierschrank und legte sie zum Auftauen in die Mikrowelle, suchte Salat, Tomaten, Brokkoli und Möhren zusammen. Reid sah ihr zu und dachte, wie unwirklich es war, hier zusammen mit ihr in ihrem Haus zu sein.
Es war komisch, auf grimmige Art erheiternd, dass es seine Verbindung zur Papierfabrik war und seine anrüchige Vergangenheit im Geheimdienst, die ihn auf einmal für Cammie so nützlich machten. Genau das waren die Dinge, von denen er erwartet hätte, dass sie sie abschreckten. Davon abgesehen war Dankbarkeit im Augenblick das stärkste der Gefühle, die in seiner Brust tobten.
Es war schon sehr lange her, seit er einer Frau nahe gewesen war. Frauen waren viel zu zerbrechlich und leicht zu verletzen. Er traute sich selbst nicht, wenn er in ihrer Nähe war, schon seit langem nicht mehr.
Cammie hatte auf ihn reagiert. Er hatte den süßen, brennenden Schmerz gefühlt, als ihre Körper einander berührt hatten, hatte den Puls an ihrem schlanken, biegsamen Hals pochen sehen, den süßen Anflug von Leidenschaft auf ihren Lippen geschmeckt. Es war wie ein Wunder für ihn gewesen.
Er sollte gehen, das wusste er ganz sicher, ohne jeden Zweifel. Es wäre gefährlich, wenn er blieb, gefährlich für sie beide. Wenn er sie verletzte, dann würde ausgerechnet diese Frau es vielleicht nie verkraften.
Er konnte nicht gehen. Nicht nach dem, was draußen auf der Veranda geschehen war. Er schuldete ihr etwas dafür, dass er sich für ein paar kurze Augenblicke
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