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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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und sagte: »Es gibt noch eine andere Lösung.«
    Beim Klang ihrer Stimme sah Reid alarmiert von seiner Arbeit auf. »Und die wäre?«
    »Du könntest heute nacht hierbleiben.«
    Er legte die Möhre und das Messer hin und stützte beide Hände auf die Anrichte. Die Fliesen waren kühl unter seinen Händen, doch sie halfen nicht, das Feuer, das plötzlich in ihm brannte, zu löschen. Langsam drehte er den Kopf, um sie anzusehen, dabei hatte er das Gefühl, als wehrte sich jeder einzelne Knochen in seinem Nacken gegen diese Bewegung.
    »Was soll ich tun?« fragte er ungläubig.
    Sie leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Du hast mich ganz gut verstanden.«
    Das hatte er. Und genau das war das Problem.
    Draußen strömte der Regen in stetigem Rauschen nieder. Reid zählte den Schlag seines Pulses, der das sanfte Geräusch zu übertönen schien.
    »Natürlich würdest du in einem der Gästezimmer schlafen«, beeilte sie sich zu versichern.
    Er wandte den Blick ab und betrachtete statt dessen das Spiegelbild seines eigenen, blassen Gesichts im Fenster über der Spüle, vor dem Hintergrund der dunklen Nacht. Seine Stimme klang eisig, als er sprach. »Das kann ich nicht.«
    »Warum denn nicht? Es ist doch nur eine einzige Nacht und keine lebenslange Bindung. Du gehst damit keinerlei Verpflichtung ein.«
    »Das ist mir klar.« Zumindest hatte er das angenommen.
    »Also, wo ist dann das Problem? Es sei denn ... ich verstehe.« Sie wandte ihm den Rücken zu.
    »Das bezweifle ich«, antwortete er, und seine Stimme war lauter, als er es beabsichtigt hatte, doch er konnte nichts daran ändern. »Es ist mir verdammt gleichgültig, wenn ich als Mittel zum Zweck benutzt werde - das ist gar nicht so ungewöhnlich. Es würde mir große Befriedigung verschaffen, als Puffer zwischen dir und Keith zu dienen, wenn du das gern möchtest. Mir ist es auch gleichgültig, was die klatschsüchtigen Nachbarn sagen, solange es dir nichts ausmacht. Und ich habe auch nicht das Bedürfnis, deine Bitte aus irgendeinem völlig unangebrachten Rachegefühl wegen der Fehden zwischen unseren beiden Familien abzuschlagen.«
    »Aber was ist es dann? Schlafwandelst du? Oder fürchtest du, dass ich mitten in der Nacht von Lust befallen werde und zu dir ins Bett krieche?«
    Er lachte kurz auf. »Das ist meine geringste Befürchtung.«
    »Nun?« Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn unverwandt an.
    »Angenommen«, meinte er und richtete den Blick jetzt auf ihr Spiegelbild im Fenster, »ich würde dich verletzen?«
    »Das würdest du nicht tun. Das könntest du gar nicht.«
    Doch ihr Blick schien nicht so sicher zu sein. Sie verstand ihn nicht, auch nicht nach dem, was er ihr erzählt hatte.
    Er bewegte sich schon, noch ehe er sich dazu entschieden hatte, so war das immer bei ihm. Noch ehe sie einen Laut ausstoßen konnte, noch ehe sie überhaupt ahnte, was er vorhatte, hatte Reid schon die Arme um sie geschlungen, in einer tödlichen Umklammerung, die er nur zu gut gelernt hatte. Er tat ihr nicht weh, aber sie konnte sich nicht bewegen, ohne sich selbst Schmerzen zuzufügen. Und noch weniger konnte sie sich aus seinem Griff befreien, wenn man davon absah, dass sie bei weitem nicht so stark und so erfahren war wie er.
    In diesem Bruchteil einer Sekunde, als er seine Arme um Cammie schlang, fühlte er einen ungewohnten Anflug von
    Zweifel. Sein Motiv für diese Zurschaustellung seiner Kräfte war bei weitem nicht edelmütig. Ihren sanften, zerbrechlichen Körper an sich zu fühlen, zu wissen, dass sie ihm nicht entkommen konnte, auch wenn er ihr seine Kraft nur für einen kurzen Augenblick zeigte, dafür war ihm jede Entschuldigung recht.
    Er bewegte sich ein wenig und legte dann seine Finger auf die zarte Biegung ihres Halses unter ihrem Ohr. Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, als er sprach: »Ist dir klar, dass ich dich in einer Sekunde umbringen könnte, ohne dass du auch nur einen Ton von dir gibst, einfach indem ich genau hier zudrücke?«
    »Ich bezweifle das keinen Augenblick«, sagte sie ernst.
    »Ist dir klar, dass ich alles mit dir tun könnte und dass du absolut keine Möglichkeit hättest, mich davon abzuhalten?«
    Die Pupillen ihrer Augen verengten sich, und als sie tief Luft holte, preßten sich ihre Brüste gegen ihn. Sie sah ihn sekundenlang eindringlich an, dann ließ sie die angehaltene Luft wieder aus ihren Lungen entweichen. »Ich begreife, dass das möglich wäre«, antwortete sie ihm.
    »Dann begreifst du also auch,

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