Verheißung Der Nacht
ist unzerstörbar. Liest du denn keine Zeitungen? Hast du denn die Zahlen nicht gesehen, die sagen, wie sehr wir auf die Bäume angewiesen sind, wie sehr die Zerstörung des Regenwaldes uns betrifft? Die Bäume hier sind für uns genauso wichtig wie die Bäume in Südamerika. Und genauso ist es mit der Tierwelt.«
»Das streite ich ja gar nicht ab, aber was wir hier haben, ist keine Anhäufung exotischer Bäume und Vögel, die für immer für die Nachwelt verloren sind, wenn wir sie nicht retten. Das hier sind ganz einfach Kiefern und Spechte.«
»Du bist ein hoffnungsloser Fall«, meinte Cammie.
»Ich bin nur ein Realist. Und du bist romantisch. Aber im Augenblick braucht man in Greenley gerade keine Romantiker. Da gibt es etwas anderes, wonach die Menschen hungern, etwas, wovon sie in letzter Zeit nicht genug bekommen haben.«
»Und das wäre?«
»Geld, mein Schatz.«
»Es gibt Wichtigeres als Geld«, versuchte Cammie sich zu verteidigen.
»Ja, Macht zum Beispiel. Die man mit Geld kaufen kann, und Lass dir von niemandem etwas anderes einreden. Und du stehst beidem im Weg, für eine ganze Anzahl von Leuten, meine Süße. Sei sehr vorsichtig, denn sonst könntest du etwas abbekommen, wenn mit härteren Bandagen gekämpft wird.«
Es gab nicht viel, das Cammie darauf hätte antworten können. Sie sprachen noch eine Weile von anderen Dingen, von der bevorstehenden Versteigerung eines Hauses, die sie besuchen wollten, um zu sehen, ob etwas für ihren gemeinsamen Laden zu kaufen war, und auch von dem Familientreffen, das an diesem Wochenende stattfinden sollte. Offiziell war es ein Treffen der Mitglieder der Familie Bates, dem mütterlichen Zweig der Familie, aber die Hälfte der Menschen aus Greenley würde anwesend sein, da die Familienbande in dieser Gegend ein endlos ineinandergreifender Zyklus war. Als die Versammlung sich langsam auflöste, gingen Cammie und Wen zusammen zum Parkplatz.
Wens Warnungen gingen Cammie auf dem Weg nach Hause nicht aus dem Kopf. Noch deutlicher wurden sie, als sie feststellte, dass jemand rohe Eier gegen ihre Haustür geworfen hatte.
Der Geruch stieg ihr in die Nase, als sie durch die Hintertür das Haus betrat. Ihr wurde beinahe übel davon, sie musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben, als sie mechanisch durch den Flur zur Haustür ging. Sie machte zuerst das Licht über der Haustür an, dann öffnete sie zögernd die Tür.
Es musste n mindestens ein Dutzend Eier gewesen sein, wie sie bemerkte, ein weiteres Dutzend hatte man gegen das Fächerfenster über der Tür geworfen, das die Form einer aufgehenden Sonne hatte, und auch auf die beiden großen Fenster neben der Tür. Nur die Dicke des alten Glases und die kleinen Scheiben hatten verhindert, dass die Fenster zerbrochen waren. Doch die dicken gelben schleimigen Eidotter waren über die Fenster gelaufen und klebten in den Ritzen und Nuten um das Glas.
Cammie stand im Schein der Lampe, die an einer Kette über der Tür leicht schwankte und ihr Licht über die Veranda ergoß, und fühlte, wie sich ihr die Haare im Nacken sträubten. Ihr Magen drehte sich um bei dem Gedanken, dass jemand sie und ihr Handeln so sehr verabscheute, um so etwas zu tun. Gleichzeitig fühlte sie sich, als stände sie im hellen Scheinwerferlicht und alle könnten ihren Schmerz sehen, als stände jemand da draußen in der Dunkelheit, der sie beobachtete und über sie lachte.
Entschlossen hob sie das Kinn. Sollten doch alle lachen. Sie würde sich von ein paar Eiern nicht in die Knie zwingen lassen. Nein, und auch nicht durch freundliche Ratschläge, offene Hinweise oder unterschwellige Drohungen. Sie hatte gerade erst begonnen zu kämpfen.
Greenley hatte bis jetzt noch nichts gesehen.
Und auch Reid Sayers nicht.
Hewlett-Packard
8. Kapitel
Reid war ebenfalls auf dem Familientreffen der Bates-Familie. Genau wie Keith.
Cammie, die die beiden beim Aussteigen aus ihrem Wagen entdeckte, wäre beinahe wieder eingestiegen und weggefahren. Doch es war ihr Stolz, der sie zurückhielt, und die Gewissheit , dass die Hälfte der Anwesenden sie aus den Augenwinkeln beobachtete und darauf wartete, was sie wohl tat.
Keiner der beiden Männer hatte eine Verbindung zur Familie Bates, soweit sie wusste . Keith war wahrscheinlich wegen des kostenlosen Essens gekommen und auch, weil er wusste , dass sie sich darüber aufregen würde. Es war natürlich möglich, dass Reid aus den gleichen Gründen hier war, doch das bezweifelte sie. Jemand hatte
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