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Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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die sie für ihre Zukunft gemacht hatte?
    Sie bekam eine Gänsehaut, wenn sie nur daran dachte. Irgendwo in ihrem Unterbewusstsein fürchtete sie sich davor, er würde ihr eines Tages sagen, dass er damals dagewesen war und alles gehört hatte.
    Als sie fünfzehn gewesen war, war sie nicht mehr so oft in den Wald gegangen. Ihre Mutter, die ihre Ausflüge immer besorgt beobachtet hatte, hatte sie zur Seite genommen und ihr von den Gefahren für ein junges Mädchen erzählt. Danach hatte sie ihre Ausflüge in den Wald auf kurze Spaziergänge beschränkt.
    Wenn sie jetzt darüber nachdachte, war das wahrscheinlich besser gewesen.
    Nein, eigentlich glaubte sie das nicht. Trotz ihrer Wut auf ihn glaubte sie nicht, dass Reid ihr etwas zuleide getan hätte.
    Was wäre geschehen, wenn er sich ihr gezeigt hätte? Hätte sie seine Gesellschaft akzeptiert, sich vielleicht sogar darüber gefreut? Oder hätte die alte Feindschaft zwischen ihren Familien sie ihm gegenüber so vorsichtig gemacht, dass sie vor ihm davongelaufen wäre, wie damals am See? Sie hatte keine Ahnung.
    Voyeur.
    Das Wort, mit dem sie ihn beschimpft hatte, verfolgte sie. Sie glaubte nicht wirklich, dass er sie aus Begehrlichkeit beobachtet hatte. Sie war nur so erschrocken gewesen, als er ihr davon erzählte, dass sie sich hatte wehren müssen. Und dieses Wort war das erste gewesen, was ihr eingefallen war.
    Es hat seinen Zweck erfüllt, dachte sie. Sie hatte gespürt, dass sie ihn wütend gemacht hatte, wie ein heißer Wind hatte seine Wut sie getroffen. Es hatte sogar einen Sekundenbruchteil gegeben, da hatte ihre Haut geprickelt, als hätte etwas Gefährliches sie gestreift. Sie war sicher, dass er am liebsten zurückgeschlagen hätte, aber ihre eigene Wut war so groß gewesen, dass sie das in Kauf genommen hatte. Jetzt wünschte sie sich beinahe, er hätte es getan.
    Und was hatte sie getan, als er nicht gewalttätig wurde? Sie hatte Reid einfach auf der Einfahrt stehenlassen und war wieder einmal vor ihm davongelaufen.
    Vielleicht, nur vielleicht, fürchtete sie sich ja wirklich vor ihm. Oder wenigstens vor dem, was er ihr antun könnte, wenn sie ihm einen Platz in ihrem Leben einräumte.
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte, diesen Gedanken weit von sich zu schieben. Nach einem Moment stellte Cammie fest, dass sie vor dem Restaurant stand, in dem sie sich verabredet hatte. Sie war in Selbstgespräche vertieft gewesen und hatte das Lenkrad umklammert, als sei es ein Rettungsring. Ein Mann und eine Frau waren gerade an ihrem Wagen vorbeigegangen und hatten sie eigenartig angesehen, während ein älterer farbiger Mann extra einen Umweg machte, um ihr nicht zu nahe zu kommen. Mit einem schwachen Lächeln und einem Seufzer griff sie nach ihrer Tasche und stieg aus.
    Das Essen, das sie serviert bekam, war nicht besser und auch nicht schlechter, als sie es erwartet hatte, es bestand aus einem undefinierbaren Fleischgericht, übergarem Gemüse, das mit Zucker gewürzt war, und zum Nachtisch gab es einen Cremepudding, der die Konsistenz von Papierleim hatte. Wenigstens der Tee war trinkbar.
    Die Besprechung nach dem Essen war kurz und ergiebig. Die Vorsitzende, Wen Marston, machte einige Vorschläge für das Fest, das in zwei Monaten anstand. Niemand widersprach, doch es meldete sich auch niemand freiwillig, der die Arbeit tun wollte. Die Vorsitzende blickte einen nach dem anderen an und suchte sich dann ihre Opfer aus. Sobald sie diese dazu gebracht hatte, die verschiedenen Ausschüsse zu leiten, wurde die Besprechung beendet, und der gesellige Teil begann.
    Cammie unterhielt sich eine Weile mit Angelica Emmons, einer attraktiven Farbigen, die Rektorin der Mittelschule war und außerdem Persephones Tochter. Als Angelica die Versammlung verließ, um ihren Sohn abzuholen, ging Cammie zu der Anrichte, auf der Kannen mit Kaffee und Tee standen. Sie füllte ihre Tasse und nahm gerade einen Schluck von ihrem Kaffee, als sie eine Stimme hinter sich hörte.
    »Was habe ich da gehört über deine plötzliche Liebe für Hacker?«
    Cammie verschluckte sich und hustete, schnell legte sie eine Hand vor den Mund, um nicht den Kaffee wieder auszuspucken. Sie wandte sich mit vorwurfsvollem Blick und feuchten Augen zu der Frau um, die gesprochen hatte.
    Wen Marston war eine Cousine vierten oder fünften Grades von Cammie. Eigentlich hieß sie Gwendolyn, aber sie Hass te diesen Namen leidenschaftlich und drohte jedem körperlichen Schaden an, der dumm genug war, sie damit

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