Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißung Der Nacht

Verheißung Der Nacht

Titel: Verheißung Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
beschäftigte. Es gab noch andere Zweifel, die langsam alle anderen Überlegungen verdrängten.
    Sie hatten mit Reids Geständnis zu tun, dass er sie am Abend der Versammlung beobachtet hatte und auch während der Zeit, als sie auf Evergreen aufwuchs. Ganz gleich, wie oft sie sich seine Worte wieder ins Gedächtnis rief, sie konnte sich nicht daran erinnern, dass er behauptet hatte, dies wären die einzigen Gelegenheiten gewesen, wo er sie beobachtet hatte. Und sie erinnerte sich auch nicht daran, dass er ihr versprochen hatte, es nicht wieder zu tun.
    Diese Auslassungen erschienen ihr wichtig. Sie hatte die Absicht, selbst herauszufinden, was sie davon zu halten hatte.
    Sie bereitete sich früh genug vor. Nicht, dass sie viel Vorbereitung brauchte, doch sie wollte nicht erst bis zum letzten Augenblick warten.
    Sie suchte sich eine Garderobe heraus, die aus einer dunkelgrauen Windjacke bestand, einer schwarzen Reithose, einem langärmeligen Strickhemd, Socken und Schuhen. Ein paar Minuten später, noch während am Himmel ein schwacher Schimmer von Tageslicht stand, schlüpfte sie aus dem Haus.
    Cammie blieb einen Augenblick im Garten neben dem Haus stehen, hob den Kopf und atmete tief den Duft der süßen Oliven und der Azaleen ein, der ihr mit dem Abendwind zuwehte. Sie glaubte, auch einen Hauch von Geißblatt zu riechen und auch den schwachen, ein wenig scharfen Duft von Liguster. In der Nähe des Hauses gab es keinen der verwünschten Sträucher, doch ihr Großvater hatte in den dreißiger Jahren einmal eine Ligusterhecke gepflanzt. Sie war herausgerissen und zerstört worden, aber noch immer wuchsen Ableger davon wild in den Wäldern der Umgebung; Vögel hatten dafür gesorgt, dass der Samen verbreitet wurde. Mit schnellen, leisen Schritten ging sie in Richtung des Duftes.
    Als Versteck wählte sie einen großen alten Ligusterstrauch. Er war dick genug, um darin nicht entdeckt zu werden, doch er hatte weder Dornen noch stachelige Blätter. Der Stamm war niedrig genug, um sich darauf hocken zu können, und doch stark genug, um ihr Gewicht auszuhalten. Der größte Vorteil jedoch war, dass der Duft der Blüten jeden Geruch ihres Parfüms überdeckte.
    Sie wollte kein Risiko eingehen. Nur zu deutlich erinnerte sie sich an Reids Demonstration, wie schnell und wie gut er reagierte.
    Das Warten fiel ihr nicht leicht. Tausende von Dingen raschelten, knarrten, zwitscherten und lockten, als die Dunkelheit sich langsam über den Wald legte. Die zarten, weichen Blätter des Ligusters wehten im Wind und raschelten bei jeder ihrer Bewegungen, sie strichen über ihre Haut, als wären es winzige Spinnen oder andere Krabbeltiere. Mücken fanden sie, schwirrten um ihre Augen, und ab und zu hörte sie das eindringliche Sirren eines Moskitos, der nach einem Platz auf ihrer nackten Haut suchte.
    Sie hatte im Haus einige Lichter brennen lassen. Als die Nacht herniedersank, bildete der Schein der Lampen aus dem Haus helle Rechtecke auf dem Gras und schickte seine Strahlen bis hinüber zum Wald. Sie beobachtete die Lücken zwischen den Bäumen und versuchte, ihre Augen an die natürlichen Schatten zwischen den Bäumen zu gewöhnen, damit ihr auffiel, wenn sich dort etwas Unnatürliches bewegte.
    Der Ast, auf dem sie saß, schnitt ihr in die Beine. Sie verlagerte leicht ihr Gewicht und ermahnte sich immer wieder, geduldig zu sein.
    Etwa eine halbe Stunde später sah sie einen Schatten, der sich bewegte. Ihr stockte der Atem, und sie strengte die Augen an, um den Schatten zwischen den Bäumen hindurch zu verfolgen. Er war sehr niedrig, klein und schlich völlig geräuschlos näher. Er hielt sich im Unterholz, knapp außerhalb des Lichtscheines aus dem Haus, doch er bewegte sich schnell und entschlossen.
    Es war eine Katze.
    Cammie entspannte sich und lehnte den Kopf gegen den Stamm des Busches. Eine Spinnwebe klebte an ihrer Wange und verfing sich in ihren Wimpern. Sie wischte sie weg und seufzte leise.
    In der einen Minute war die Öffnung zwischen dem Gummibaum und der Zeder noch leer, doch schon in der nächsten erschienen dort die breiten Schultern eines Mannes.
    Cammie blinzelte, um sicherzugehen, dass sie sich nicht irrte. Der Schatten, breit, massig und kräftig, löste sich auf, verschwand und erschien wieder.
    Reid.
    Sie wagte kaum zu atmen, als sie ihn dabei beobachtete, wie er das Haus umschlich, geräuschlos, in einem großen Bogen. Er hätte genausogut ein Geist sein können oder eine größere Version der Katze, die sie

Weitere Kostenlose Bücher