Verheißung des Glücks
war keineswegs beunruhigt. Die Drohung seines zukünftigen Schwiegervaters konnte nur bedeuten, dass man ihn nun als Familienmitglied betrachtete.
»Das wird nicht nötig sein, Sir.«
»Gut. Und nun holt den Vikar.«
Lincoln lachte, aber Lachlan war offenbar nicht nach Scherzen zumute. Melissas Familie hatte keine Einwände mehr gegen die Hochzeit. Im Gegenteil, Melissas Verwandtschaft hätte sich am liebsten auf der Stelle zu einer Trauungszeremonie versammelt. Aber Lincoln hatte seiner Zukünftigen noch einiges zu erklären.
Er nahm sie an der Hand und ging mit ihr ins Arbeitszimmer ihres Vaters. Lincoln hoffte, dort wenigstens ein paar Almuten ungestört mit ihr reden zu können. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, schon fiel er vor Melissa auf die Knie. Sie schlang die Arme um ihn und wollte ihn wieder auf die Füße ziehen. Aber Lincoln blieb, wo er war. »Es tut mir so Leid, Meli. Kannst du mir noch einmal verzeihen, dass ...«
»Sei still und steh auf«, unterbrach sie ihn.
Aber er ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. »Kannst du mir verzeihen, dass ...«
»Ja, ja. Aber nun hör auf, auf dem Boden herum zu rutschen«, schalt sie.
Lincoln schüttelte den Kopf. »Du machst es mir nicht leicht, mich zu entschuldigen.«
»Stimmt genau. Wenn du nämlich tatsächlich einen Grund hättest, mich um Verzeihung zu bitten, würde ich schon dafür sorgen, dass du es auch tust. Da kannst du ganz beruhigt sein. Aber ich verstehe, dass du erst einmal allein sein wolltest, Line. Du brauchtest Zeit, um dir alles, was du erfahren hast, durch den Kopf gehen zu lassen. Und ich hatte nie den geringsten Zweifel daran, dass du zurückkommen würdest.«
»Lügnerin!«, murmelte Lincoln mit einem zärtlichen Lächeln. Anstatt aufzustehen, zog er Melissa zu sich hinunter.
Die Tür war geschlossen. Lincoln konnte sein Glück kaum fassen. Lange würde Melissas Verwandtschaft diese ungestörte Zweisamkeit aber sicher nicht mehr dulden. Er küsste sie sanft, aber doch mit nur mühsam gezügelter Leidenschaft. In diesen Kuss legte er alles, was Melissa ihm bedeutete.
»Ich liebe dich von ganzem Herzen, Melissa. Als ich in London ankam, wusste ich längst, was für ein Idiot ich war. Indem ich dich aus meinem Leben verbannte, versuchte ich nur, mich selbst für all meine Fehler zu bestrafen. Ja, und dabei hätte ich beinahe einen noch viel größeren Fehler begangen.«
»Psst! Ich sagte doch, ich kann verstehen, dass du allein sein wolltest. Auch deine Mutter hat größtes Verständnis dafür gezeigt. Sie kam noch am selben Tag nach Kregora, weil sie dachte, sie würde dich hier finden. Auch sie hat ihren Fehler erkannt und wird ihn nicht wiederholen.« Melissa grinste. »Sie hat sich verändert. Das wirst du bald feststellen. Sie wird es nicht mehr zulassen, dass du ihr die kalte Schulter zeigst.«
»Ich verkneife mir wohl besser die Bemerkung, dass sie sich das schon seit Jahren nicht mehr hätte bieten lassen sollen.«
»Gut. Ich bin froh zu hören, dass du nicht daran denkst, das zu sagen«, antwortete Melissa augenzwinkernd.
Lachend zog Lincoln sie an sich und begann sie wieder zu küssen. Erst ihren Mund, dann ihren Hals, aber schon bald wanderten seine Lippen tiefer. Die allzu lange unterdrückte Leidenschaft begann zwischen ihnen zu lodern wie eine helle Flamme. Lincoln vergaß, wo sie sich befanden. Und auch Melissa drängte sich rückhaltlos an ihn. Niemals würde sie sich ihm verweigern. Sie wollte ihn genauso sehr wie er sie. Lincoln konnte sein Glück kaum fassen und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich auch auf dem Papier und nicht nur im Herzen mit Melissa verheiratet zu sein. Er musste seine gesamte Willenskraft aufbieten, um noch einmal von ihr abzulassen. Sie standen auf und hielten einander eng umschlungen, bis ihr Atem sich ein wenig beruhigt hatte.
»Bald, Meli, nur noch ein oder zwei Tage. Nun kann ich geduldig warten, denn ich weiß, du wirst wirklich die Meine sein.«
»Und wer sagt dir, dass ich ebenso geduldig bin?«, antwortete sie, zog Lincolns Gesicht zu sich herunter und begann wieder, ihn zu küssen.
Ein kräftiges Räuspern holte sie von ihrer Wolke der Glückseligkeit auf den Erdboden zurück. Lachlan stand in der offenen Tür, und Lincoln begann zu lachen. »Ich glaube, damit ist deine Frage beantwortet.«
Sechsundfünfzigstes Kapitel
Die Hochzeit fand bereits zwei Tage später statt. Lincoln hatte nichts dagegen, noch ein wenig zu warten. Er schlug
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