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Verheißung des Glücks

Verheißung des Glücks

Titel: Verheißung des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Sie sind wirklich seit neunzehn Jahren nicht mehr in Schottland gewesen?«
    »Ganz recht. Der Besuch im Hochland, bei dem ich Ihrer Nichte durch Zufall begegnete, war der erste nach fast zwei Jahrzehnten. Aber vielleicht wurden wir einander ja auch irgendwo in England vorgestellt.«
    »Nein, das ist unmöglich. Ich bin zum ersten Mal hier. Aber möglicherweise erinnere ich Sie an einen meiner Brüder.«
    »An einen Ihrer Brüder? Haben Sie denn mehrere?«
    »Ja, so könnte man es ausdrücken«, sagte Ian. Dann begann er aus irgendeinem unerfindlichen Grund zu lachen.
    Melissa warf ihrem Onkel einen strengen Blick zu. »Nimm dich in Acht, sonst verjagst du mir diesen Verehrer noch, bevor ich sicher sein kann, dass er überhaupt einer ist.«
    »Ich glaube, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Sonst hätte er dich nicht geküsst.«
    »Er hat Recht, Melissa. Ich möchte ganz offiziell um Sie werben, sogar mit der Erlaubnis Ihres Vaters.«
    Dieses Geständnis ließ Melissa erneut die Röte in die Wangen schießen. Ihrem Onkel hingegen bescherte es einen ungehemmten Lachanfall. In derart eindeutige Worte hatte Lincoln sein Vorhaben eigentlich nicht kleiden wollen, aber auf diese Weise kam wenigstens kein Zweifel an seinen ernsten Absichten auf. Er würde Melissa heiraten, und zwar so bald wie irgend möglich. Angesichts der Gefühle, die sie in ihm auslöste — Gefühle, die sie im Übrigen voll und ganz zu erwidern schien —, gab es keinen Grund, die Frage, ob sie seine Frau werden wollte, noch lange aufzuschieben.
    »Sie haben offenbar eine große Familie«, sagte Lincoln, um seine Verlegenheit zu überspielen.
    »Ja, sogar ziemlich groß«, antwortete Melissa.
    Lincoln lächelte sie an und versicherte ihr: »Wie schön für Sie. Ich war das einzige Kind meiner Eltern und habe mir immer ein paar Spielkameraden gewünscht. In großen Familien ist das sicher ganz anders. Es findet sich immer jemand, mit dem man herumtollen und Streiche aushecken kann. Leider war meine Verwandtschaft von jeher eher klein. Meine wenigen noch lebenden Verwandten habe ich Ihnen gestern Abend bereits vorgestellt, Melissa.«
    »Ihre Kusine und Ihre Tante waren wirklich sehr reizend«, antwortete sie. »Aber Ihre Mutter erschien mir ein wenig reserviert. Ich fürchte, sie mag mich nicht.«
    »Unsinn! Aber das wäre auch einerlei. Ich sage es Ihnen am besten gleich: Meine Mutter und ich haben kein besonders gutes Verhältnis. Sie schickte mich schon als Kind zu ihren Verwandten, die mich aufzogen. Das erklärt, warum ich für meine Mutter keine große Zuneigung empfinden kann. In all den Jahren in England sah ich sie nur gelegentlich.«
    Melissa machte ein betroffenes Gesicht. Natürlich fühlte sie mit ihm. Verflixt, schon wieder hatte er so freiheraus gesprochen! Er wollte beileibe kein Geheimnis darum machen, wie es zwischen ihm und seiner Mutter stand, aber eigentlich war es noch viel zu früh, solche delikaten Angelegenheiten zur Sprache zu bringen.
    Lincoln versuchte, ganz unbekümmert zu klingen. Er wollte nicht, dass Melissa ihn bemitleidete. »Nach all der Zeit, die inzwischen vergangen ist, macht mir das nicht mehr viel aus«, sagte er. »Bitte zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber.«
    Melissa sah ganz und gar nicht aus, als würde sie dieser Aufforderung sofort nachkommen. Sie wirkte sogar recht nachdenklich. »Wie dem auch sei«, fügte Lincoln deshalb hinzu. »Meine Mutter lebt ziemlich weit von mir entfernt im schottischen Hochland und wird sicher bald dorthin zurückkehren.«
    »Und Ihr Vater?«, wollte Ian wissen. »Was sagte er denn dazu, als Ihre Mutter Sie wegschickte?«
    »Er starb schon einige Jahre vorher. Er wurde in einer Mine, die er inspizierte, verschüttet, als ein Stollen einbrach.«
    Nachdem Ian das gehört hatte, wurde er ziemlich still. Vielleicht schwieg er aus Mitgefühl. Bald darauf verabschiedete Lincoln sich. Melissa und Ian hatten vor dem Abendessen und vor dem Theaterbesuch, der danach anstand, noch einiges zu erledigen. Für den Fall, dass er auch ins Theater kommen wollte, sagte Melissa Lincoln noch, wie das Stück hieß, das dort gegeben wurde. Bereits am nächsten Morgen würde sie zu einer insgesamt viertägigen Landpartie aufbrechen. Sie versprach, Lincoln dazu eine Einladung zu verschaffen.
    Lincoln Ross Burnett verließ das Stadthaus der St. James in gehobener Stimmung. Er ahnte nicht, dass all seine Hoffnungen für die Zukunft bald wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen

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