Verheißung des Glücks
verfrachten. Also, du kannst mir glauben, dich und deine Brüder loszuwerden, ist Lincoln viel wichtiger als ein bisschen Vergeltung.«
Ian dachte einen Augenblick lang nach. »So gesehen hast du vielleicht sogar Recht und er hat die Wahrheit gesagt.«
Melissa nickte energisch. »Wen hat er denn alles besiegt?«
Ian zählte die Namen auf. Bei einigen blieb Melissa beinahe der Mund ollen stehen. »Ian Two?«
»Ja, mit einem Schlag.«
Sie konnte es kaum glauben. »Wirklich?«
»Nun mach kein so verdutztes Gesicht! Das war seine Strategie, und nur so hatte er eine Chance, eine möglichst große Zahl von uns zu besiegen. Er musste uns niederschlagen, bevor wir ihm einen richtigen Kampf liefern und ihn verletzen konnten. Wenn wir ein paar weniger gewesen wären, hätte sein Plan sogar gelingen können. Aber Lincoln war schon ziemlich erschöpft und von uns waren immerhin noch sieben übrig.«
»Das zeigt doch, dass er nicht verrückt ist. Ein Mann, der seinen Verstand beisammen hat, weiß, wann es Zeit ist aufzuhören«, sagte Melissa triumphierend.
Ian schnaubte. »Er hat seine lichten Momente.«
»Pah! Ich habe dir doch gesagt, er ist erwachsen geworden. Gib endlich zu, dass du Dinge an ihm sehen willst, die einfach nicht mehr da sind!«
»Ich gebe nur zu, dass es ein Vergnügen war, ihm zuzusehen. Er ist ein sehr guter Kämpfer geworden. Leider spricht das aber auch wieder gegen ihn.«
»Wie meinst du das?«
»Nun, jetzt müssen wir nicht mehr fürchten, dass er dich verletzt, wenn er die Kontrolle über sich verliert. Nun müssen wir fürchten, dass er dich gleich umbringt, wenn er sich einmal an dir vergreift.«
Wütend sprang Melissa auf und rannte zur Tür. Uber die Schulter hinweg fauchte sie ihren Onkel an: »Wenn, wenn, wenn! Ich werde meine Entscheidungen nicht von euren Vermutungen abhängig machen, Ian. Sag das deinen Brüdern!«
Dreißigstes Kapitel
Kimberly war verärgert, ja geradezu wütend, und Lachlan versuchte erfolglos, sie auf andere Gedanken zu bringen. Er wusste, was seine Gattin so reizbar machte. Wenn Kimberly sich um Melissa sorgte, konnte man sich ihr nur mit großer Vorsicht nähern, und seit Ians Brief gekommen war, ließen die Sorgen sie nicht mehr los.
Sie wollte am liebsten auf der Stelle nach London aufbrechen, um herauszufinden, was überhaupt vorgefallen war. Aber Lachlan hatte sich die Arbeit so eingeteilt, dass sie, wie seit langem geplant, in der folgenden Woche reisen konnten. In dieser Woche standen noch einige wichtige Besprechungen an. Lachlan konnte also frühestens am Wochenende losfahren, doch das dauerte seiner Frau viel zu lange, und daher war sie wütend.
Sie hatte sogar schon ohne ihn fahren wollen, aber das ließ Lachlan nicht zu. Im Gegensatz zu ihr land er Ians Brief nicht übermäßig besorgniserregend. Wahrscheinlich hatten die MacFearsons sich nur, wie üblich, daneben benommen und damit halb London und ein paar von Melissas Verehrern brüskiert. Lincoln Burnett war anders als andere junge Männer. Lachlan MacGregor hatte ihn kennen gelernt und er mochte ihn. Abgesehen davon neigten Kimberlys Brüder zu Übertreibungen. Die Bedenken, die sie offenbar gegen eine Verbindung zwischen Melissa und dem jungen Burnett hatten, ließen sich sicher leicht ausräumen.
Daran zweifelte auch Kimberly nicht. Was sie beunruhigte, war, dass Melissa Kummer hatte. Ihre Wut auf Lachlan war somit im Vergleich zu der Wut au f ihre Brüder noch recht harmlos. Wieder einmal ließen die MacFearsons sich von ihrem übertriebenen Beschützerinstinkt zu Handlungen hinreißen, die der Person, die sie zu schützen glaubten, mehr schadeten als nützten. Warum waren ihre Brüder überhaupt in London? Nur Ian Six hätte Melissa begleiten sollen, und nicht die ganze Meute. Was immer sie angerichtet haben mochten, Kimberly würde dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschah.
Das alles sagte sie Lachlan noch schnell, bevor sie beschloss, vorerst kein Wort mehr mit ihm zu reden. Die Reise in den Süden verliel daher alles andere als angenehm. Lachlan seufzte gelegentlich, und Kimberly tat, als höre sie ihn nicht. Normalerweise amüsierte ihn, wenn Kimber wütend war und mit bösen Blicken um sich schoss wie mit vergifteten Pfeilen. Aber es passte ihm nicht, dass er nun einen Fehler ausbaden musste, den ihre Brüder begangen hatten. Das geschah nun wahrlich nicht zum ersten Mal. Daher war auch Lachlan im Augenblick nicht gut aul die MacFearsons zu sprechen.
Oft wünschte er
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