Verheißung des Glücks
geschafft, als irgendeiner von uns je erwartet hätte. Das Lachen ist uns jedenfalls vergangen. Aber genug ist genug. Es hat keinen Sinn, weiterzumachen. Du kannst nicht gegen uns alle gewinnen. Also sei einmal im Leben vernünftig und gib zu, dass du verloren hast.«
»Verloren? Nein. Ich werde mich nicht zum Verlierer erklären, bevor ich nicht wirklich besiegt bin. Aber ich gebe zu, die Idee, gegen euch alle anzutreten, war doch nicht so gut, wie ich dachte. Und du hast Recht. Genug ist genug. Darf ich wenigstens hoffen , dass diejenigen, die ich geschlagen habe, nun nach Hause reiten und mich in Ruhe lassen?«
Ian One lachte leise vor sich hin. »Das ist nun wirklich ein bisschen viel verlangt. Aber damit du nicht glaubst, du musst noch weiter auf uns eindreschen, lass dich daran erinnern, dass wir ohnehin nach Schottland zurückkehren werden, sobald Lachlan MacGregor hier ist. Das könnte übrigens schon heute sein. Er ist bereits unterwegs.«
Neunundzwanzigstes Kapitel
Melissa war noch viel zu wütend, um Erleichterung zu verspüren. Megan hatte ihr am vergangenen Abend die gute Nachricht überbracht. Keinem ihrer Onkel hätte Melissa geglaubt, dass Lincoln nun doch nicht zu einem Leben als Seemann verdammt war, aber sie wusste, die Duchess würde sie niemals belügen. Lincoln befand sich tatsächlich wieder in London und Melissa konnte die vergangenen fünf Tage aus ihrem Gedächtnis streichen. Aber sie würde sie niemals vergessen.
Der Schock war nach ein paar Tagen etwas abgeklungen und hatte unbändiger Wut Platz gemacht. Melissa wagte nicht, in diesem Zustand mit jemandem zu sprechen. Sie fürchtete, sie könnte Dinge sagen, die sie später bereuen würde. Daher schloss sie sich lieber in ihrem Zimmer ein und redete auch mit dem Dienstmädchen, das ihr das Essen hochbrachte, nur das Nötigste.
Weiterhin Einladungen zu Festen und Bällen anzunehmen, als sei nichts geschehen, kam nicht in Frage. Melissa konnte nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und sich einen neuen Bräutigam suchen. Der Mann, den sie heiraten wollte, war Lincoln. Vielleicht würde die Erinnerung an ihn im Laul der Jahre verblassen. Möglicherweise fand irgendwann ein anderer in ihrem Herzen Platz, aber jetzt ganz sicher nicht.
Melissa beschloss, nach Hause zu fahren. Sie packte gerade ihre Sachen, als die Duchess strahlend verkündete, Lincoln sei zurück. Melissa ärgerte sich schrecklich darüber, dass sie die Hoffnung bereits aufgegeben hatte. Normalerweise war sie viel optimistischer und konnte fast jeder Situation noch etwas abgewinnen. Diesmal jedoch wollte ihr das partout nicht gelingen.
Selbst die Freude über Lincolns Rückkehr war getrübt, denn nun überlegte Melissa wieder unablässig hin und her, wie sie ihren Vater davon überzeugen sollte, dass Lincoln der Richtige für sie war. Überdies konnte sie nur hoffen, dass er sie nach all dem, was ihre Familie ihm angetan hatte, überhaupt noch haben wollte. Niemand konnte ihm einen Vorwurf machen, wenn er sich nun von ihr abwandte. Der Gedanke an ihre eigene Machtlosigkeit machte Melissa noch viel wütender, als sie es ohnehin schon war. Ob Lincoln sich noch für sie interessierte, würde sie erst erfahren, wenn sie ihn endlich wiedersah.
Sie musste herausfinden, was er empfand, musste ihn, bevor ihr Vater ankam, unbedingt noch einmal treffen. Sie hatte wohl versprochen, sich von ihm fern zu halten, aber an dieses Versprechen fühlte sie sich nun nicht mehr gebunden. Schließlich hatte sie es in bester Absicht gegeben, nur um dann erfahren zu müssen, dass ihre Onkel sich wie die Barbaren benahmen.
Während sie sich für den Lunch ankleidete, überlegte sie, ob sie den Burgnett-Damen wieder einmal einen Besuch abstatten sollte. Melissa stand gerade oben an der Treppe, als Ian Six zur Haustür hereinkam. Ihr erster Impuls war, kehrtzumachen und wieder in ihr Zimmer zurückzugehen. Aber Ian winkte ihr fröhlich zu und wartete unten an der Treppe auf sie. Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu, hob das Kinn und marschierte an ihm vorbei in den Speisesaal.
Offenbar missdeutete er ihr Verhalten oder schenkte ihm weiter keine Beachtung, denn er lief hinter ihr her und fragte: »Redest du noch immer nicht mit uns?«
»Nein«, sagte sie und nickte dem Diener zu, der das Essen bereithielt.
»Es ist doch alles noch einmal glimpflich ausgegangen. Line gelang es, das Schiff zu verlassen, bevor es allzu weit entfernt war«, sagte Ian, während er gegenüber von
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