Verheißung des Glücks
der Brüder ein Zeichen, damit er George aus dem Ring half.
Dougall überraschte alle, indem er sich als Nächster durch die Seile zwängte. Neill versuchte, ihn zurückzuhalten, doch Dougall schüttelte seine Hand ab. Es gab viele besorgte Gesichter. Nun standen sich die Kontra-Kenten gegenüber, mit deren Streit alles begonnen hatte, die zwei, die einmal die besten Freunde gewesen waren. Lincolns Gesicht verlor einen Augenblick lang jeden Ausdruck. Dann grinste er — ob aus einem Anflug von Freundlichkeit oder Sarkasmus, konnte niemand sagen.
»Du denkst also, deine Fäuste taugen inzwischen zu mehr als zum Fliegenfangen, Dougi?«
Dougalls Wangen färbten sich dunkelrot. Dass er sich ablenken ließ, wurde ihm zum Verhängnis. Mit ungeheurem Tempo schlug Lincoln zu. Dougall hatte den Schlag zwar noch kommen sehen, die Fäuste aber nicht mehr rechtzeitig hochreißen können.
»Wenn seine Nase jetzt gebrochen ist, dann war das wirklich Absicht«, sagte Lincoln und schaute dabei William direkt ins Gesicht. Er war an dem Tag, an dem der Streit zwischen Lincoln und Dougall begonnen hatte, dabei gewesen. »Also vergiss nicht, ihm das zu sagen, wenn er wieder zu sich kommt.«
Diese Bemerkung stachelte die anderen Brüder an. Sie stritten sich geradezu darum, wer sich als Nächster mit Lincoln messen durfte. Jeder wollte ihn gern seine Fäuste spüren lassen. Vorläufig erinnerte sich kein einziger MacFearson mehr an sein schlechtes Gewissen.
Provokation war manchmal eine gute Taktik. Zumindest, wenn sie den Gegner so blind machte, dass er sich zu unbedachten Handlungen hinreißen ließ. Doch in diesem Fall war das anders. Ein wütender MacFearson fühlte keinen Schmerz. Lincoln hatte während der nächsten vier Runden hinreichend Gelegenheit, das herauszufinden. Wenn es ihm nicht gelang, seinen Gegner beim ersten Angriff niederzustrecken oder ihn wenigstens ernsthaft in Bedrängnis zu bringen, würde er selbst so manchen harten Schlag einstecken müssen.
Schmerzen waren für Lincoln freilich nicht fremd. Es gelang ihm jedoch, wenn auch mit einiger Willenskraft, ihnen fast keine Beachtung zu schenken. Gleichwohl forderten die Treffer ihren Tribut. Langsam spürte Lincoln eine gewisse Erschöpfung. Im Grunde hatte sich an seiner Situation nicht viel geändert. Es gab ganz einfach noch immer zu viele MacFearsons. Immerhin hatte er bereits neun von ihnen geschlagen, doch hinter den Seilen warteten sieben MacFearsons begierig darauf, in den Ring zu steigen. Es wurde immer schwieriger, die Fäuste zu heben und gut gezielte, kraftvolle Schläge zu landen, und Lincolns Zuversicht begann allmählich zu schwinden. Er glaubte nicht mehr daran, dass er alle Brüder besiegen könnte.
Der Kampf gegen Ian den Ersten stand ihm noch bevor. Der schien warten zu wollen bis zuletzt. Wenn es darum ging, die Fäuste zu schwingen, war der Älteste der MacFearson-Brüder alles andere als zimperlich. Die anderen betrachteten ihn ganz sicher nicht nur aufgrund seines Alters als ihren Anführer. Er mochte nicht ganz so schnell sein wie Ian Two, doch er war bekannt dafür, dass er — dank seines kräftigen Körperbaus — doppelt so hart zuschlug.
Nun baute sich Charles vor Lincoln auf. Dieses Großmaul konnte von Glück sagen, dass ihm noch nie jemand die Zähne eingeschlagen hatte. Selbst seine Brüder verspürten gelegentlich das Verlangen danach. Aber Charles hatte Glück. Er landete einen Schlag auf Lincolns linkem Auge, das durch einen anderen Treffer bereits halb zu geschwollen war. Lincoln wirkte einen Augenblick lang benommen. Diese Zeit reichte Charles für zwei weitere Treffer: eine Gerade in die Magengegend und einen Haken, der Lincoln am Kiefer erwischte. Doch er erholte sich so weit, dass er Charles links und rechts der Schläfen an den Haaren packen und seinen Kopf nach unten reißen konnte — dem Knie entgegen, das in diesem Augenblick emporschnellte. Bei diesem Manöver blieben Charles' Zähne zwar intakt, aber er verlor das Bewusstsein.
Nach dieser Runde brauchte Lincoln ein paar Minuten, um sich zu erholen. Für ihn gab es keine Pausen; er selbst hatte es so gewollt. Er würde weitermachen, bis er nicht mehr auf den Füßen stehen konnte. Doch die Wut, die er in den MacFearsons entfacht hatte, verpuffte zusehends. Als Jamie widerstrebend in den Ring steigen wollte, hielt Ian One ihn zurück.
»Uns würde es nun reichen, Line. Und ich gehe davon aus, dass es dir auch reicht«, sagte er. »Du hast sehr viel mehr
Weitere Kostenlose Bücher