Verheißung des Glücks
... Wenns?«
»Ein paar Vorfälle, die inzwischen neunzehn Jahre zurückliegen. Ich kenne beide Seiten der Geschichte und kann mir vorstellen, wie eins zum anderen kam. Du und Dad, ihr müsst euch unbedingt einmal Lincolns Version anhören, und sicher können die MacFearsons es kaum erwarten, euch mit der ihren zu beglücken.«
»Halten meine Brüder Lincoln tatsächlich für nicht ganz bei Trost?«, fragte Kimberly. »Oder kommt er ihnen nur so vor?«
»Wenn du die MacFearsons fragst, ist er ein Wahnsinniger«, sagte Melissa und schüttelte sich dabei.
»Dann ist es vielleicht besser, du erzählst uns alles.«
»Nein, das wäre nicht f air. Ich bin voreingenommen. Ich habe mir alles angehört und will Lincoln trotz allem noch heiraten. Aber nur damit du weißt, worum es überhaupt geht: Lincolns Vater starb und seine Mutter zog sich daraufhin zurück. Dein Bruder Dougi und Lincoln freundeten sich an, und bald war Dougi der wichtigste Mensch für ihn. Dann kam es wegen einer Nichtigkeit zu einem Streit und Dougis Brüder mischten sich ein.«
»Pah! Das überrascht mich nicht.«
»Ja, das dachte ich mir. Die MacFearsons haben Lincoln ziemlich übel zugerichtet. Für sie war die Sache damit erledigt. Aber Lincoln wollte unbedingt wieder mit Dougi ins Reine kommen. Deine Brüder ließen das nicht zu und deshalb lief der Streit aus dem Ruder. Für Lincoln war Dougi damals alles, was er hatte.«
»Was soll das heißen »lief aus dem Ruder«
»Es gab zahllose Prügeleien, in denen Lincoln oft gegen mehrere von ihnen gleichzeitig kämpfte und einige ziemlich ernste Verletzungen davontrug. Er wollte Dougi einfach nicht aufgeben. Deine Brüder glaubten, Dougi vor Lincoln schützen zu müssen. Zu diesem Zeitpunkt wusste er vor Schmerz schon gar nicht mehr, was er tat. Wahrscheinlich hielten die MacFearsons ihn deshalb für verrückt. Dabei wünschte er sich nur verzweifelt, Dougis Freundschaft zurückzuerobern.«
»Und wie endete das Ganze?«
»Lincoln wurde zu Verwandten nach England geschickt, wo er seither lebt«, sagte Melissa.
»Das Missverständnis zwischen ihm und Dougall wurde also nie geklärt?«
Melissa schüttelte den Kopf. »Deine Brüder haben einen regelrechten Schutzwall um Dougall errichtet.«
Kimberly seufzte. »Tja, das kann ich mir vorstellen. Und was sagt dein Lincoln nun zu dieser ganzen verfahrenen Sache?«
»Er ist sehr bitter.« Melissa seufzte. »Zwischen ihm und seiner Mutter steht es seither auch nicht zum Besten. Er kann ihr nicht verzeihen, dass sie ihn damals aus Schottland weggeschickt hat.«
»Dann hasst er meine Brüder wohl deshalb.«
»Wenn er sie noch nicht hasste, als sie ihm verboten, mich wiederzusehen, dann hasst er sie sicher jetzt.«
Kimberly presste die Lippen au f einander. Sie wusste, wozu ihre Brüder in ihrem Übereifer fähig waren. »Was haben sie denn getan?«, fragte sie.
»Zunächst haben sie mir nicht gesagt, dass sie Lincoln gedroht hatten, also saß ich tagelang grübelnd da, malte mir ein Unglück nach dem anderen aus und wartete und wartete. Ich hatte ja keine Ahnung, warum Lincoln mich plötzlich nicht mehr besuchen kam. Aber das ist noch nicht alles. Als Nächstes schanghaiten sie ihn und verfrachteten ihn auf ein Schiff, das nach China fuhr.«
»Sie schanghaiten ihn?« rief Kimberly.
In diesem Augenblick stürzte Ian Six aus dem Zimmer. Als Kimberly sich mit einem strafenden Blick nach ihm umsah, war er bereits aus der Tür.
Lachlan beendete die Unterhaltung mit Devlin und ging zu seiner Frau und seiner Tochter. »Gibt es etwas, das ich wissen müsste?«, fragte er.
Kimberly war noch zu sehr mit dem beschäftigt, was sie eben erfahren hatte, um ihm antworten zu können. Melissa antwortete auf ihre Weise. Sie schlang die Arme um ihren Vater und drückte ihn an sich. »Du wirst sicher bald alles hören, Dad. Dafür werden meine Onkel schon sorgen. Aber bitte denk daran, dass der Grund für ihre Besorgnis in der Vergangenheit liegt und nicht in der Gegenwart. Und bitte denk auch daran, dass Lincoln Burnett der Mann ist, den ich heiraten möchte. Ich kenne beide Versionen der Geschichte, und ich vertraue auf mein Gefühl. Ich weiß, dass Lincoln mir niemals etwas zuleide tun würde. Aber ich werde mich deiner Entscheidung beugen — wenn ich kann.«
Einunddreißigstes Kapitel
»Hast du das gehört? Was Melissa sagte, soll wohl heißen, sie wird nicht unbedingt das tun, was ich für richtig halte«, brummte Lachlan, während er und Kimberly
Weitere Kostenlose Bücher