Verheißung des Glücks
sich, Kimberlys Vater hätte seine Bastarde ihren Müttern überlassen, anstatt sie alle ins Haus zu holen. Für sich genommen wäre jeder der Brüder nicht weiter au f gefallen, aber wenn sie gemeinsam irgendwo einfielen, waren sie unerträglich.
Kimberlys verstockter Gesichtsausdruck hellte sich noch nicht einmal auf, als sie gegen Nachmittag London erreichten. Je näher sie dem Stadthaus der Familie St. James kamen, desto ungeduldiger wurde sie.
Seltsamerweise war das Erste, was sie dort zu hören bekamen, herzhaftes Gelächter. Auch Melissas helles Lachen drang zu ihnen heraus. Lachlan warf seiner Gattin einen vielsagenden Blick zu. Sie schnaubte nur und marschierte zu dem Salon, aus dem das Gelächter kam.
Dort saßen der Duke und die Duchess, Justin, Melissa und Kimberlys jüngster Bruder Ian beieinander. Devlin St. James gab gerade einige amüsante Anekdoten über seine Reise durch verschiedene europäische Länder zum Besten. Offenbar war er erst vor kurzem nach Hause zurückgekehrt.
Melissa stieß einen Freudenschrei aus, als sie ihre Eltern in der Tür stehen sah. Die MacGregors begrüßten einander mit unzähligen Küssen und Umarmungen. Ian Six suchte derweil nach einem Fluchtweg, doch an den MacGregors kam er nicht vorbei. Nur Lachlan fiel auf, wie nervös der jüngste Ian war, und er wunderte sich ein wenig darüber.
Nun wurden reihum Hände geschüttelt und Wangen geküsst. Zwischendurch raunte Megan St. James ihrem Gatten zu: »Zu einem besseren Zeitpunkt hätten sie gar nicht ankommen können! Ich fürchtete schon, du müsstest dich nun auch noch mit dem Drama, das sich um Melissa und ihren Verehrer entsponnen hat, belasten. Aber jetzt sind ja zum Glück ihre Eltern da.«
Devlin hob eine Augenbraue: »Wie kommst du darauf, dass ich mich überhaupt darum gekümmert hätte?«
»Weil alles ganz furchtbar ist. Melissas Verehrer, Lord Cambury, hat es sich o ff enbar mit ihren Onkeln verdorben. Du stimmst mir sicher zu, dass das keine Kleinigkeit ist, wenn jemand gleich sechzehn Onkel hat. Und da ich genau weiß, wie gerne du dich zum Fürsprecher der Rechtlosen und Getretenen machst, nahm ich an, du würdest für Lord Cambury Partei ergreifen.«
»Dabei hätte ich geschworen, du würdest Melissa in London binnen Tagen unter die Haube bringen.«
Die Duchess verzog das Gesicht. »So hätte es auch sein können. Aber dann tauchten diese sechzehn Unholde hier au f und ruinierten all meine Bemühungen.«
Während Megan ihrem Gatten berichtete, was sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatte, nahm Kimberly ihre Tochter beiseite und fragte leise: »Dein Kummer ist wohl bereits wieder verflogen?«
»Leider nicht«, antwortete Melissa mit einem Lächeln, das Kimberly nicht deuten konnte.
Allerdings bewogen Melissas Lächeln und die heitere Stimmung im Raum sie zu der Annahme: »Dann ist es wohl nichts besonders Ernstes?«
»Doch.«
Kimberly zog fragend die Stirne kraus. »Dann lässt du dir also einfach nichts anmerken?«
»Nein, ich habe nur damit gerechnet, dass ihr bald kommen würdet und dass sich dann bald alles klärt.«
Kimberly verdrehte die Augen. »Dein Vertrauen ehrt uns, Meli. Aber worum geht es denn eigentlich? In Ians Brie! stand, er und seine Brüder hätten dir Kummer bereitet.«
»Ja, in dieser Beziehung ist auf meine Onkel wirklich Verlass. Ian Six stellte fest, dass sie Lincoln persönlich kennen, ihn aber seit neunzehn Jahren nicht gesehen haben. Er teilte den anderen mit, wer der Mann ist, der mir den Hof macht, und bald darauf erschien die ganze Brüderschar mitsamt ihren unsäglichen Vorurteilen in London. Sie gaben Lincoln gar keine Chance, ihnen zu beweisen, dass er überhaupt nicht mehr so ist, wie sie ihn in Erinnerung haben.«
»Was gefällt ihnen denn nicht an ihm?«
»Sie glauben, Lincoln sei nicht ganz normal. Oder besser gesagt, sie glauben, dass er manchmal verrückt spielt. Dass er in Wirklichkeit nicht den kleinsten Hauch von Wahnsinn an sich hat, tut für meine Onkel nichts zur Sache. Ihre Besorgnis stützt sich einzig und allein auf wilde Vermutungen. Wenn er wütend wird, könnte er die Kontrolle über sich verlieren. Wenn er die Kontrolle über sich verliert, könnte er jemanden verletzen — mich natürlich eingeschlossen. Und nun haben sie auch noch gesehen, was für ein guter Kämpfer Lincoln ist, und sie meinen: Wenn er die Kontrolle über sich verliert, könnte er mich umbringen.«
Kimberly war sehr ernst geworden. »Und was führte zu diesen ganzen
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