Verheißungsvolle Küsse
umarmte Helena herzlich. »Ich freue mich so, genau wie alle anderen hier! Und ich hoffe, du hältst uns nicht für unverschämt - mein Bruder würde sich nie von einer Kleinigkeit wie einem Brautkleid aufhalten lassen - also haben wir das Festgewand meiner Mutter nachmachen lassen. Es sollte passen; wir haben deine zurückgelassenen Sachen zum Maßnehmen benutzt und Marjorie war eine große Hilfe. Ich hoffe so, dass es dir gefällt!«
»Sicher doch …« Helena schwirrte der Kopf, aber sie musste immer noch lächeln. Nun stellte sie Ariele vor, die Augusta hocherfreut begrüßte.
»Sechzehn? O meine Liebe, du bist genau richtig!«
Phillipe gab sich etwas grimmig, als er vorgestellt wurde, aber Augusta bemerkte es nicht. Ariele schickte ihm ein Lächeln und seine Miene klärte sich. Bevor Helena sich selbst darum kümmern konnte, hatte Augusta sie und Helena gepackt, und winkte ihrem Bruder zu. »Du wirst dich allein zurechtfinden müssen, Euer Gnaden! Die Damen hier warten darauf, Helena kennen zu lernen und sie will sich jetzt bestimmt umziehen.« Sie warf einen Blick über die Schulter, als sie Helena und Ariele die Treppe hochdrängte. »Du solltest dich vielleicht in der Bibliothek zeigen. Als ich das letzte Mal reinschaute, haben sie gerade deinen besten Brandy aufgemacht. Du weißt schon, das französische Zeug, das du per Schiff hast bringen lassen …«
Sebastian fluchte leise. Sah seine Schwester vorwurfsvoll an, die ihn aber nicht im Geringsten beachtete. Beschwörungen vor sich hinmurmelnd, machte er sich auf den Weg zu den wackeren Trinkgenossen.
Die Eingangshalle und alle wichtigen Räume waren mit Stechpalmenkränzen und Tannengrün geschmückt; die Geschäftigkeit und Freude auf die Festtage wurden durch die bevorstehende Hochzeit noch gesteigert. In jedem Kamin brannten riesige Scheite, der Geruch von Plätzchen und Glühwein würzte die Luft.
Weihnachten war gekommen - eine Zeit zu vertrauen, eine Zeit zu vergeben. Eine Zeit zu teilen.
Alle, die in dem großen Haus versammelt waren, spürten die stetige Steigerung der Erwartung, erfuhren die wachsende Freude.
Also kam es, dass am Morgen des Heiligen Abends, als Schnee das Gras bedeckte - eine Knusperschicht von Raureif und Diamanten dank der Sonne, die von einem klaren Himmel schien - Helena in der Kapelle von Somersham Place stand und die Gelübde ablegte, die sie für alle Zeit an Sebastian, sein Heim und seine Familie binden würden. Sie hörte, wie er seinerseits gelobte, sie zu lieben und zu hüten, jetzt und in alle Ewigkeit. In dieser Atmosphäre gesegneten Friedens, der Freude, der Liebe, in der positive Emotionen regierten und jedes Herz berührten, wurden sie getraut.
Sie wandte sich ihm zu, warf den zarten Schleier zurück, der seiner Mutter gehört hatte, bemerkte, wie funkelnde Lichter über sie tanzten, als die Sonne segnend durch das Rosenfenster fiel. Seine Arme umfingen sie, in denen sie nun immer geborgen war.
Und trotzdem frei - frei, ihr Leben zu leben unter dem Schutz eines liebevollen Tyrannen.
Sie hob ihr Gesicht, und sie küssten sich.
Die Glocken ertönten, läuteten einen jubelnden Salut für den Tag, für die Festzeit - einen Salut für die Liebe, die ihre Herzen verband.
Frost ätzte das Fensterglas, neben dem Sebastian saß, und schrieb seine zahllosen Muster darauf. Es war der Morgen danach; in dem riesigen Landsitz herrschte Stille, schlummerte noch die Gästeschar zu erschöpft von den Feierlichkeiten des Vortages, um früh aufzustehen.
In dem großen, luxuriös ausgestatteten herzoglichen Schlafzimmer mit seinem massiven Himmelbett waren die einzigen Geräusche das Kratzen seiner Feder auf dem Pergament und das Knistern des Feuers. Trotz des Frostes hinter den Scheiben empfand er die Temperatur des Raumes als so angenehm, dass er nur mit seinem Morgenmantel bekleidet hier sitzen und arbeiten konnte.
Auf dem Schreibtisch lag ein Dolch, alt und abgenützt, in einer Lederscheide. Den Griff aus Gold schmückten reiche Verzierungen sowie ein Rubin in der Größe eines Taubeneis. Obwohl allein sein Gewicht schon einen erheblichen Wert darstellte, konnte die ganze Kostbarkeit des Dolches nur in seiner Einheit gemessen werden.
Sebastian war am Ende seines Briefes angelangt, er legte die Feder beiseite und sah zum Bett hinüber. Helena hatte sich nicht gerührt; das Gewirr ihrer schwarzen Locken lag auf seinem Kissen, genau wie er sie vor einer halben Stunde verlassen hatte.
Sie war mit größtem
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