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Verheißungsvolle Küsse

Verheißungsvolle Küsse

Titel: Verheißungsvolle Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Verletzt sah er nicht aus - eher verärgert, entrüstet. Aber auch misstrauisch.
    Er musterte sie eindringlich. Wartete zweifellos darauf, dass sie zu schreien anfing.
    Sollte er ruhig warten. Sie war mit ihrer Betrachtung noch nicht fertig.
    Doch nun kam Sebastian sich vor, als wäre er in ein Märchen geplumpst. Einer verzauberten Prinzessin zu Füßen gefallen. Sie war schuld an seinem Sturz - er hatte hinuntergeschaut, nach seinem nächsten Halt gesucht und gesehen, wie sie aus den Schatten trat. Sie hatte ihr Gesicht ins Mondlicht gehoben, und da vergaß er komplett, wo er sich befand, rutschte ab.
    Sein Jackett hatte sich geöffnet, seine Hand tastete sich unter das klaffende Revers, suchte. Er fand den Ohrring, dessentwegen er gekommen war, er lag noch sicher in der Brusttasche.
    Fabien de Mordaunts Familiendolch hatte er damit gewonnen!
    Eine weitere irre Wette, noch ein verrücktes Abenteuer, das er für sich verbuchen konnte - noch ein Sieg!
    Und eine unerwartete Begegnung.
    Irgendein tief in seinem Inneren begrabener Instinkt, lange ruhend, regte sich, zollte ihr den nötigen Respekt. Das Mädchen - sicherlich war sie noch eines, musterte ihn mit einem Selbstbewusstsein, das ihren Stand deutlicher verriet als die feine Spitze am Ausschnitt ihres züchtigen Nachthemdes. Sie musste einer der blaublütigen Zöglinge des Klosters sein, der aus irgendeinem Grund hier festgehalten wurde.
    Langsam richtete er sich auf, so elegant, wie es ihm möglich war. »Mille pardons, mademoiselle!«
    Eine dunkle, fein geschwungene Braue zuckte, ihre Lippen, voll, aber unmodisch breit, entspannten sich etwas. Ihr offenes Haar umspielte ihre Schultern wie ein Wasserfall, die sanften Locken schimmerten pechschwarz im Mondlicht.
    »Ich wollte Euch nicht erschrecken.«
    Keineswegs sah sie erschrocken aus, sondern wie die Prinzessin, für die er sie hielt: absolut selbstsicher, etwas amüsiert. Sie war klein gewachsen, er überragte sie - ihr Kopf reichte nicht einmal bis zu seinem Kinn.
    Sie hob ihr Gesicht zu ihm, der Mond beleuchtete es. Keine Spur von Besorgnis fand er in ihren kristallblauen Augen, groß unter gesenkten Lidern. Ihre langen Wimpern legten einen Hauch von Schatten über ihre Wangen. Die gerade, aristokratische Nase, ihr ganzes Gesicht bestätigte ihre Herkunft, den wahrscheinlichen Stand.
    Die Kleine wirkte gelassen, erwartungsvoll. Er sollte sich wohl vorstellen.
    »Diable! Le fou …«
    Er wirbelte herum. Laute Stimmen ergossen sich in die Nacht, zerschmetterten die Stille. Am Ende des Kreuzgangs erwachten Fackeln zum Leben.
    Er trat vom Weg, glitt hastig hinter einen großen Busch. Die Prinzessin konnte ihn noch sehen; aber er war vor der lärmenden Menge, die den Weg entlangeilte, versteckt. Natürlich könnte sie ihn verraten, ihm die Wachen auf den Hals hetzen.
    Helena beobachtete, wie ein Schwarm Nonnen mit wild flatternden Gewändern auf sie zueilte. Zwei Gärtner begleiteten sie, beide fuchtelten mit Mistgabeln.
    Sie entdeckten sie.
    »Mamselle - habt Ihr ihn gesehen?« Schwester Agatha kam schlitternd am Ende des Kreuzgangs zum Stehen.
    »Einen Mann gesehen!« Die Mutter Oberin, bereits außer Atem, bemühte sich, ihre Würde zu wahren. »Der Comte de Vichesse hat eine Warnung geschickt. Ein Irrer will sich mit Mlle Marchand treffen … und dieses alberne, dumme Ding …« Die Augen der Mutter Oberin funkelten im Dunkeln. »Der Mann war hier - da bin ich mir sicher! Er muss über die Mauer geklettert sein. Ist er bei Euch vorbeigerannt? Habt Ihr ihn gesehen?«
    Mit Unschuldsblick drehte Helena den Kopf nach rechts, weg von der Gestalt, die der Busch verdeckte. Sie spähte zum Haupttor, hob eine Hand …
    »Das Tor! Rasch - wenn wir uns beeilen, kriegen wir ihn!«
    Die Gruppe stürmte den Kreuzgang entlang, stürzte sich in den Garten dahinter, verteilte sich rufend, schlug auf die Rabatten entlang der Einfahrt ein - wesentlich verrückter als der geisterhafte Irre, den sie suchten … als der Mann, der ihr vor die Füße gefallen war.
    Die Stille kehrte zurück, das Geschrei und Gebrüll verhallten in der Nacht. Sie wickelte sich wieder in ihren Umhang, verschränkte erneut die Arme und wandte sich dann dem Gentleman zu, der gerade aus den Schatten trat.
    »Meinen Dank, Mademoiselle! Es erübrigt sich wohl zu beteuern, dass ich kein Irrer bin.«
    Seine tiefe Stimme und seine kultivierte Sprache beschwichtigten sie mehr als seine Worte. Helena betrachtete die Absturzmauer. Colette Marchand hatte das

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