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Verheißungsvolle Küsse

Verheißungsvolle Küsse

Titel: Verheißungsvolle Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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spinnen.

    Am nächsten Morgen war Helena nicht stolz auf sich. Sie wachte auf und stellte fest, dass sie alleine war; aber das Bett sprach Bände über die vergangenen Stunden. Die zerknüllten Laken waren noch warm von Sebastians Körper. Ohne ihn fror sie bis ins Mark.
    Sie umklammerte ein Kissen und starrte ins Leere. Was hatte sie sich dabei gedacht, sich so intim mit einem so mächtigen Mann einzulassen? Hatte sie denn völlig den Verstand verloren? Aber irgendwie schien es jetzt sinnlos, sich mit Reue herumzuschlagen.
    Reue, die sie trotz allem nicht empfand.
    Das Einzige, was sie wirklich bedauerte, war, dass sie ihm nicht alles erzählen, sich nicht auf seine Kraft stützen konnte, sich an seiner unbestreitbaren Macht stärken. Nach dieser Nacht wäre es eine solche Erleichterung, sich seiner Gnade zu unterwerfen, ihn um Hilfe anzuflehen. Aber das kam nicht in Frage. Ihr Blick fiel auf die Briefe auf ihrem Toilettentisch.
    Fabien hatte dafür gesorgt, dass sie und Sebastian auf entgegengesetzten Seiten standen.
    Aber bevor sie noch tiefer in den Morast ihrer Ängste sank und sich in Verzweiflung suhlte, läutete sie nach ihrer Zofe.

    Sebastian saß am Kopfende des Frühstückstisches, nippte an seinem Kaffee und überflog gerade eine Zeitung, als Helena den Raum betrat.
    Er hob den Kopf. Ihre Blicke begegneten sich. Eilig wandte sie sich ab, lächelte Clara locker zu und ging zur Anrichte. Seine Augen wanderten ihr nach. Sie sah entzückend aus in einem gemusterten Batistkleid. Und er dachte an die vergangene Nacht, an die Leidenschaft und Erfüllung, beides so intensiv, und dann an die Frage - die Fragen -, auf die er noch keine Antworten wusste.
    Helena drehte sich um, er beobachtete sie weiter, wartete …
    Mit ihrem Teller in der Hand näherte sie sich dem Tisch. Tauschte belanglose Bemerkungen mit Marjorie aus, dann steuerte sie auf den Stuhl rechts von ihm zu.
    Auch gut.
    Er wartete, bis sie sich gesetzt und ihre Röcke zurechtgerückt hatte, dann holte er Luft.
    In diesem Moment hob sie den Kopf. Er erhaschte einen Blick auf die Schatten, die in ihren Augen wirbelten, die peridotgrünen Tiefen verdüsterten. Spontan wollte er nach ihrer Hand greifen, hielt aber inne, als sie den Kopf senkte.
    »Ich habe mich gefragt …« Sie spielte mit ihrem Löffel in einer Portion Haferbrei. »Glaubt Ihr, wir könnten wieder reiten gehen - wie gestern?« Sie sah zum Fenster hinaus. »Es ist noch klar - und wer weiß, wie lange das halten wird.«
    In ihrer Stimme schwang Wehmut, weckte die Erinnerung daran, wie entspannt, wenn auch nicht sorglos, aber doch zumindest vorübergehend befreit von der dunklen Last, sie gestern Morgen gewirkt hatte, als sie mit dem Wind um die Wette über seine Felder geflogen waren. Wieder hob sie den Kopf, wölbte die Brauen.
    Und er erhaschte den nächsten Blick in ihre Augen.
    Monsieur le Duc zügelte seine Ungeduld und neigte den Kopf. »Wenn Ihr es wünscht! Es gibt eine schöne Strecke in Richtung Norden, die wir uns vornehmen könnten.«
    Sie lächelte flüchtig, ein hübscher Anblick, der allzu schnell von ihren Lippen schwand. »Das wäre … angenehm.«

    Sebastian verstand nicht, warum sie nicht einfach »eine Erleichterung« sagte. Dass ihr gemeinsamer Ritt das war - eine Erleichterung, eine Ablenkung von ihren Sorgen - lag für ihn auf der Hand. Doch er würde es nicht fertig bringen, unterwegs, wenn sie diese innere Last vergaß, die Stimmung zu zerstören und sie mit Nachforschungen zu drangsalieren.
    Folglich kamen sie drei Stunden später ins Haus zurück und er war den Antworten auf seine Fragen kein Stück näher. Er musste abwarten, bis sie ihm alles aus freien Stücken erzählte; Vertrauen ließ sich nicht erzwingen, das konnte man nur wachsen lassen. Zumindest zwischen ihnen. Von anderen erwartete er es, aber nicht von Helena.
    Da blieb nur die vordringliche Frage, die er ihr stellen musste. Es gab keinen Grund mehr, um den heißen Brei herumzureden, die Karten nicht auf den Tisch zu legen.
    Wenn er einmal das Vertrauen hatte, das er gewinnen wollte, würde es vielleicht auch bei der anderen helfen.
    Als sie sich alle gemeinsam vom Mittagstisch erhoben, nahm er ihre Hand und zog sie beiseite. »Falls Ihr mir ein paar Minuten Eurer Zeit schenken könntet, mignonne , würde ich gerne ein paar Einzelheiten klären.«
    Er konnte nichts in ihren Augen lesen, als sie sein Gesicht musterte. Dann schaute sie zu den Fenstern hinaus, die von starkem Regen getrübt waren.

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