Verheißungsvolle Sehnsucht
eifrig vor. »Du brauchst nicht zu dem Essen zu kommen. Aber triff dich mit ihm, Ash. Du könntest die Geschichte, warum Brittany gegangen ist, ein bisschen anders darstellen. Erzähl ihm, was du willst. Erzähl ihm, dass wir uns wieder versöhnt hätten. Tu einfach, was du kannst, um ihn dazu zu bringen, uns in seinem Testament nicht zu übergehen.«
»Gütiger Himmel«, stieß Gabe hervor. »Ist das erbärmlich.«
Sie bedachte Gabe mit einem eisigen Blick, der so voller Hass war, dass Ash zusammenfuhr. Was zum Teufel stimmte nicht mit diesen Leuten? Wie konnte er bloß ein Kind dieser selbstsüchtigen, unzufriedenen Menschen sein?
»Ich werde den alten Herrn anrufen«, bot Ash an.
Gabe schüttelte voller Widerwillen den Kopf.
»Aber das ist auch schon alles, was ich tun werde«, fuhr Ash fort. »Und ich sage euch jetzt ein für alle Mal, dass dieser Mist aufhört. Wenn ich höre, dass ihr euch Britt oder Josie nähert, wenn ihr noch einmal in einem meiner Hotels auftaucht, in meinem Büro oder vor allem bei mir zu Hause, werde ich euch so schnell den Teppich unter den Beinen wegziehen, dass ihr euch das Genick brecht. Verstanden?«
Sie nickte schnell, und in ihren Augen blitzte Hoffnung auf. Das Wort »Verzweiflung« beschrieb wohl noch nicht einmal annähernd ihren Zustand. Die Tatsache, dass sie sich so gedemütigt hatte, ihn überhaupt um etwas zu bitten, zeigte ihm, wie verzweifelt und verängstigt sie sein musste.
Er sollte einfach gehen, einfach nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Aber das war seine Familie. Seine Blutsverwandten. Auch wenn er keine verwandtschaftliche Beziehung zu ihnen pflegen wollte, hinterließ die Vorstellung, dass sie Not leiden könnten, einen bitteren Geschmack in seinem Mund.
»Verschwindet«, sagte Ash. »Die Sache ist für mich erledigt. Ich werde mir von euch nicht den Abend verderben lassen.«
»Danke, Sohn«, sagte sein Vater mit ruhiger Stimme. »Das bedeutet deiner Mutter sehr viel. Es bedeutet mir sehr viel. Und deinen Brüdern auch. Sag Brittany …« Er verstummte und rieb sich das Gesicht. »Sag Brittany, dass ich sie liebe, dass ich sie vermisse und hoffe, dass es ihr gut geht.«
Ash nickte und sah dann demonstrativ zur Tür.
Seine Mutter, die offensichtlich zufrieden war und das Gefühl hatte, diese Runde gewonnen zu haben, wirbelte herum und stolzierte hocherhobenen Hauptes aus dem Haus.
Als Ash sich zum Fahrstuhl umdrehte, starrte Gabe ihn mit angeekelt verzogenem Mund an.
»Himmel, Ash, wie schrecklich ist das denn? Ich wusste, dass sie schlimm sind, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja keine Ahnung,
wie
schlimm.«
Ash zuckte die Achseln. »Wie heißt es doch so schön? ›Seine Freunde kann man sich aussuchen … die Familie nicht.‹«
25
Josie folgte Bethany und Mia, die wiederum von Caroline und Brandon zu einer Loge oberhalb der Tanzfläche geführt wurden. Von hier aus konnte man gut aus dem Raum nach unten schauen, doch Brandon versicherte ihnen, dass niemand zu ihnen hineinsehen konnte. Somit waren sie unter sich.
»Ich schaue später noch mal nach euch«, sagte Brandon zu Caroline und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.
Caroline ließ sich neben Josie auf das bequeme Sofa fallen. Mia setzte sich auf die andere Seite von Caroline, und Bethany hockte sich auf die Lehne.
»Du ziehst also nach Las Vegas«, sagte Mia leise.
Carolines Augen füllten sich mit Tränen. »Ja. Brandon möchte aber vorher noch heiraten. Wir haben noch sechs Wochen, ehe Brandon seinen neuen Job antritt, und in der Zeit müssen wir in Vegas eine Wohnung finden, heiraten und umziehen. Mr Wellington ist in jeder Hinsicht super. Er zahlt den Umzug und unterstützt uns auch bei der Anzahlung des Hauses. Er wirbt sehr um Brandon und möchte ihn langfristig an sich binden. Er verdoppelt Brandons Gehalt, sodass wir uns in finanzieller Hinsicht keine Sorgen machen müssen und ich genug Zeit habe, in Vegas einen Job zu finden.«
»Das ist wunderbar, Caro«, meinte Mia mit sanfter Stimme. »Aber ich werde dich schrecklich vermissen.«
»Wir werden dich alle vermissen«, korrigierte Bethany. »Ein Mädelsabend ohne dich ist einfach nicht dasselbe!«
Caroline umarmte beide und stand dann auf. »Ich gehe mal kurz auf die Damentoilette und schaue dann nach den anderen. Außerdem werde ich mir die Kellnerin schnappen und ihr sagen, dass wir noch eine Runde wollen. Bin gleich wieder da.«
Mit unglücklicher Miene sah Mia ihrer Freundin hinterher. Sie
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