Verheißungsvolle Sehnsucht
von mir, dass ich einfach sage: ›Okay, schönes Leben noch‹?
Verflucht! Nein! Das einzige schöne Leben, das ich will, ist mit
dir
.«
Sie schlang die Arme fest um sich. »Ich ziehe wieder in meine Wohnung. Meine Sachen sind schon hintransportiert worden. Ich kann nicht bleiben. Ich habe den Umzugsleuten versprochen, dort zu ihnen zu stoßen.«
Panik schnürte ihm die Kehle zu Er fühlte sich hilflos. Sie ging tatsächlich. Wegen dieser verdammten Bilder. Er wusste, dass es dabei um mehr als um die Werke ging. Er verstand, warum sie sauer war. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, wie sie sich wohl fühlen würde, wenn sie herausfand, dass er sie gekauft hatte und alles eine Lüge gewesen war. Das wurde ihm in diesem Moment klar. Aber wie zum Teufel sollte er das wiedergutmachen, wie konnte er ihr zeigen, wie viel sie zu geben hatte, wenn sie doch in ihrem eigenen Bett, in ihrer eigenen Wohnung, am anderen Ende der Stadt hauste?
Sie bewegte sich in Richtung Tür, und er sah ihr wie gelähmt mit bangem Herzen hinterher.
»Josie, bleib stehen. Bitte.«
Bei ›Bitte‹ blieb sie stehen, mit dem Rücken zu ihm.
»Bitte, sieh mich an«, sagte er leise.
Langsam wandte sie sich um. Ihre Augen waren ein Meer aus Tränen. Er fluchte leise. Nie im Leben hatte er der Grund für diese Tränen sein wollen.
»Schwör mir, dass du über das alles nachdenken wirst … und über uns«, bat er mit erstickter Stimme. »Ich gebe dir einen Abend, Süße. Aber wenn du glaubst, ich würde jetzt aufgeben und dich einfach ziehen lassen, dann hast du dich in mir getäuscht.«
Sie schloss die Augen und holte tief Luft. »Ich werde darüber nachdenken, Ash. Mehr kann ich nicht versprechen. Ich muss über viele Dinge nachdenken. Du hast mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich muss mir überlegen, wie ich von dem Punkt aus weitermache. Ich weiß, dass du ganz am Anfang unserer Beziehung versprochen hast, dich um mich zu kümmern, mich zu beschützen und für mich zu sorgen. Und ich hatte damals nichts dagegen, weil ich wusste, dass ich
nicht darauf angewiesen
war. Verstehst du den Unterschied? Ich musste nicht mit dir zusammen sein. Ich
wollte
es. Wenn ich keine andere Wahl gehabt hätte, keinen Platz zum Schlafen, kein Geld … wie hättest du dir dann je sicher sein können, dass ich nicht nur wegen des Geldes mit dir zusammen bin? Ich will nicht, dass dieser Gedanke je zwischen uns steht. Es ist wichtig für mich, unabhängig zu sein und für mich selbst sorgen zu können, auch wenn ich das am Ende vielleicht gar nicht tun werde. Aber ich will diese Möglichkeit haben. Ich möchte in den Spiegel schauen können und wissen, dass ich etwas wert bin, dass ich für mich selbst sorgen kann und meine eigenen Entscheidungen treffe.«
Er schloss die Augen. Vieles von dem, was sie sagte, leuchtete ihm ein. Er an ihrer Stelle hätte sich genauso gefühlt. Und er hatte es einfach nicht beachtet. Er hatte nie darüber nachgedacht, wie sie sich wohl fühlen würde, wenn sie erfuhr, dass er ihre Bilder gekauft und vor ihr versteckt hatte. Er hatte Scheiße gebaut. Und jetzt verlor er sie vielleicht sogar, weil er Scheiße gebaut hatte.
»Ich hab’s verstanden«, sagte er mit rauer Stimme. »Wirklich, Süße. Ich gebe dir diesen einen Abend. Aber gefallen muss mir das verdammt noch mal nicht. Und ich werde uns nicht aufgeben, darauf kannst du dich schon mal einstellen. Um nichts in der Welt werde ich
dich
aufgeben.«
Sie schluckte. Ihr Gesicht war blass, als sie ihn mit waidwundem Blick ansah. Dann drehte sie sich um und ging. Sein Herz und seine Seele nahm sie mit, während er mit dem Halsband, das sie abgenommen hatte, zurückblieb.
30
Josie verbrachte eine schreckliche Nacht. Sie wälzte sich rastlos hin und her, bis sie schließlich aufgab und sich in Arbeit stürzte. Aber zum ersten Mal blieben ihr die fröhlichen Farben verwehrt. Das Bild hatte nichts Lebendiges an sich. Es war dunkel und grau und von Traurigkeit umgeben, die sich über die Leinwand ergossen hatte, ohne dass sie es bemerkt hatte.
Bei Tagesanbruch war sie vollkommen steif und verspannt nach den vielen Stunden des Malens. Sie ließ das Bild auf sich wirken und erschrak. Es war eindeutig ein Spiegelbild ihrer Stimmung. Sie fühlte sich elend. Sie widerstand dem Impuls, zum Pinsel zu greifen und es mit wenigen Strichen zu vernichten. Ihre Hände zitterten, als sie schließlich ein J, ihre Signatur, in die untere rechte Ecke setzte.
Es war ehrlich. Und
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