Verheißungsvolle Sehnsucht
einem Schönheitswettbewerb würde sie zwar leer ausgehen, aber zumindest sah sie nicht mehr so erschöpft und fahl aus. Kein Make-up der Welt wäre in der Lage, die dunklen Ringe unter ihren Augen verschwinden zu lassen. Mia und Bethany empfingen sie bereits ungeduldig im Wohnzimmer und scheuchten sie hinaus zum Wagen, der gleich vor der Tür parkte.
Sie bemerkte erneut die beiden Männer, die ihr schon zuvor aufgefallen waren. Das waren zweifelsohne Ashs Leute. Die sie beobachteten. Und das, obwohl er ihr doch versprochen hatte, ihr zumindest einen Abend Zeit zu lassen. Sie schüttelte den Kopf. Ash regelte die Dinge auf seine Weise, darauf war nun wirklich Verlass. So, wie er es immer tat. In einer Ecke ihres Gehirns regte sich der Gedanke, dass es vielleicht gut war, dass er sie immer noch beschützte, aber ihr Vertrauen in ihn war erschüttert. Und was unter anderen Umständen wie ein Schutz hätte wirken können, war nun nur ein weiterer Beweis dafür, dass Ash alles unter Kontrolle haben wollte.
»Wir wollten erst auch Brittany einladen, dachten dann aber, das könnte vielleicht peinlich werden, weil sie ja Ashs Schwester ist«, meinte Mia leise, nachdem sie eingestiegen waren.
Josie zuckte zusammen. Okay, sie wussten offensichtlich Bescheid über ihre Trennung von Ash, das hier war also auch keine gewöhnliche Einladung zum Lunch, wie an einem ganz normalen Tag.
Bethany griff nach Josies Hand und drückte sie. »Guck nicht so, Josie. Alles wird gut. Du wirst schon sehen.«
Tränen brannten in ihren Augen, und sie bemühte sich nach Kräften, sie zurückzuhalten. »Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt jemals wieder irgendwas gut sein wird.«
»Doch, das wird es«, erklärte Mia streng. »Du kannst uns beim Mittagessen alles erzählen. Dann überlegen wir, wie wir Ash eins reinwürgen.«
Bethany lachte, und Josie sah sie verwundert an.
»Aber Ash ist doch euer Freund«, sagte Josie. »Seid ihr denn nicht sauer auf mich, dass ich mich von ihm getrennt habe?«
»Du bist unsere Freundin«, erklärte Mia. »Ash ist doch nicht unsere einzige Verbindung zu dir, Josie. Frauen müssen zusammenhalten! Ich bin mir sicher, dass Ash die Schuld trägt – woran auch immer.«
»Genau«, stimmte ihr Bethany zu. »Gabe und Jace haben auch schon mehrfach Mist gebaut, es war also nicht anders zu erwarten, dass Ash das auch gelingen würde. Er ist schließlich nur ein Mann.«
Josie musste lachen, und ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Himmel, ich hab euch beide so gern.«
»Wir haben dich auch gern«, sagte Mia. »Jetzt lasst uns etwas Leckeres essen gehen, das auch schön dick macht, und dabei über Männer lästern.«
Zehn Minuten später saßen sie in einem kleinen Pub in der Nähe von Josies Wohnung. Kaum hatten sie bestellt, stürzte Mia sich förmlich auf Josie.
»Okay, jetzt erzähl. Gabe und Jace haben nur gesagt, dass du dich von Ash getrennt hast und ausgezogen bist und dass Ash sich gestern Abend hemmungslos betrunken hat.«
Josie zuckte zusammen und vergrub das Gesicht in beiden Händen. »Oh Gott. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Einerseits bin ich sauer und total verletzt, aber andererseits frage ich mich, ob ich vielleicht überreagiert habe.«
»Was ist denn passiert?«, fragte Bethany sanft.
Josie seufzte und erzählte dann die ganze Geschichte vom Anfang bis zum Ende, ohne auch nur die kleinste Kleinigkeit auszulassen. Wie Ash sie hatte beschatten lassen und wie er den Schmuck ihrer Mutter gekauft hatte. Wie er nach dem Vorfall mit Michael darauf bestanden hatte, dass sie bei ihm einzog. Wie sie entdeckt hatte, dass er derjenige gewesen war, der all ihre Bilder gekauft hatte.
»Wow«, sagte Mia und ließ sich gegen die Rückenlehne sinken. »Ich würde ja gerne sagen, dass ich überrascht bin, aber das klingt doch alles ganz außerordentlich nach Ash.«
»Gabe und Jace würden so etwas auch machen«, stellte Bethany fest. »Sie sind sehr entschlossen, wenn sie etwas wollen.«
»Stimmt«, gab Mia ihr recht. »Sie sind ziemlich hartnäckig.«
Bethany nickte zustimmend.
»Habe ich überreagiert?«, fragte Josie. »Vermutlich schon, aber ich bin so verletzt. Natürlich bin ich auch wütend, vor allem aber tief bestürzt.«
»Du hast nicht überreagiert, Josie«, sagte Bethany.
Mia beugte sich wieder vor und sah Josie ernst an. »Ich verstehe, dass du traurig bist. Aber hör mir zu, Josie, und ich sage das jetzt nicht, um dich zu verletzen. Ich sage es, um etwas
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