Verheißungsvolle Sehnsucht
vorstellst, und vielleicht fühle ich mich deshalb auch schuldig. Was mir Angst macht, ist nicht die Tatsache, dass du einfach losgegangen bist und jemanden windelweich geprügelt hast. Ich sorge mich nicht darum, dass du in der Lage sein könntest, mich in dieser Form zu verletzen. Was mir Angst macht, ist der Gedanke, dich zu verlieren. Dass du vielleicht ins Gefängnis musst, weil du mich hast schützen wollen. Ich will das nicht. Ich will das auf gar keinen Fall.«
Er lächelte, senkte den Kopf und küsste sie auf den Mund.
»Mach dir um mich keine Gedanken, Liebling. Ich habe mich abgesichert. Ich bin nicht einfach aus einer Laune heraus losgezogen und habe ihn vermöbelt. Und das sage ich jetzt nicht, damit du dir noch mehr Sorgen machst, denn das will ich nicht. Nach heute Abend werden wir nicht mehr darüber sprechen. Wir werden es nie wieder zur Sprache bringen. Also … ich habe einen wohldurchdachten Plan in die Tat umgesetzt. Ich habe ein Alibi, und Michael ist gewarnt. Er weiß, welche Folgen es haben würde, wenn er je wieder in deine Nähe kommt oder auch nur zur Polizei geht. Ich glaube, es wird weder das eine noch das andere passieren. Ich habe meinen Standpunkt sehr deutlich gemacht.«
Sie lehnte die Stirn an seine Brust, sodass ihr Scheitel unter seinem Kinn lag.
»Okay«, flüsterte sie. »Ich mache mir keine Sorgen mehr, und wir werden nie wieder darüber reden.«
Er drückte sie an sich. »Danke, Süße. Danke, dass du mir vertraust. Ich werde dich nicht enttäuschen. Lass uns jetzt wieder reingehen und den Nachtisch essen. Du musst noch deinen Mädelsabend besprechen, und ich muss dir ein Kleid und Schuhe kaufen.«
21
Josie ging voran, als die Fahrstuhltür sich in der Wohnung öffnete und sie ausstiegen. Auf der Fahrt nach Hause waren Ash und sie sehr still gewesen. Sie hatten den Nachtisch gegessen und sich noch zwanglos mit Ashs Freunden unterhalten, sich jedoch bald darauf entschuldigt. Sie wusste, dass Ash sie beobachtete in dem Versuch, ihre Stimmung und ihre Reaktion auf die Sache mit Michael abzuschätzen.
Aber was konnte sie schon dazu sagen? Dass sie sich mehr für den Umstand schämte,
nicht
empört über das zu sein, was Ash getan hatte, als dass Ash Vergeltung an einem Mann geübt hatte, von dem sie verletzt worden war?
Sie wollte nicht darüber nachdenken, was für eine Art von Menschen das aus ihr machte. Aber vielleicht zeigte sie das auch nur allzu menschlich. Sie hasste Michael für das, was er getan hatte. Sie hasste es, dass sie seinetwegen angefangen hatte, an sich selbst zu zweifeln. Dass sie zu schockiert, zu beschämt und zu verängstigt gewesen war, um Anzeige gegen ihn zu erstatten. Und sie hasste den Umstand, dass Ash nie in den Schlamassel mit hineingezogen worden wäre, wenn sie getan hätte, was sie hätte tun sollen. Sie konnte ihm wohl kaum etwas vorwerfen, an dem sie nicht unschuldig war.
»Du bist sehr nachdenklich, Süße«, stellte Ash fest, als sie im Wohnzimmer angekommen waren.
Sie drehte sich zu ihm um und versuchte, ihn beruhigend anzulächeln. »Es geht mir gut, Ash. Wirklich. Ich will nicht, dass du denkst, ich wäre deinetwegen mitgenommen oder dir sogar böse. Ich bin wütend auf mich selbst, nicht auf dich.«
Er wirkte erstaunt und sah sie mit durchdringendem Blick an. »Warum zum Teufel bist du wütend auf dich selbst?«
Als sie zur Antwort nur seufzte, schlang er den Arm um ihre Taille und führte sie zum Sofa. Er setzte sich hin und zog sie auf seinen Schoß; eine Position, an die sie sich schon gewöhnt hatte.
Sie genoss es, dass er sie immer so nah bei sich haben wollte; dass er so häufig das Bedürfnis hatte, sie zu berühren; dass er immer eng mit ihr zusammensitzen wollte, wenn sie etwas zu besprechen hatten. Es gab ihr das Gefühl von Geborgenheit.
Mit Ashs Armen um sich war es ziemlich schwierig, vor irgendetwas Angst zu haben. Sie wusste, dass er sie vor allem beschützen würde, das ihr irgendwie schaden konnte; so, wie er es bei Michael gemacht hatte.
»Josie«, hakte er nach. »Ich warte, Süße.«
»Hätte ich den Mumm gehabt, das zu tun, was ich eigentlich hätte tun sollen, hättest du dich nicht in Gefahr gebracht, indem du dir Michael vorgeknöpft hast«, erklärte sie mit unglücklicher Miene.
Sein Blick war finster, als er seine Finger auf ihre Lippen legte. Er wirkte … sauer.
»Das ist Blödsinn«, stieß er hervor. »Ich hätte dieses Arschloch trotzdem verprügelt. Und ich habe die Sache in vielerlei
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