Verheißungsvolle Sehnsucht
Sie wurden an denselben Tisch geführt, an dem sie und Ash am ersten Abend zusammen gegessen hatten. Dort saß bereits eine Frau, und Josie musterte sie eingehend aus der Entfernung.
Sofort sprang ihr die Ähnlichkeit ins Auge. Brittanys Haar war wie das von Ash blond mit unterschiedlichen Farbabstufungen. Außerdem hatte sie die gleichen grünen Augen, und auch die Gesichtsform der beiden war sehr ähnlich.
Als sie den Tisch erreichten, sah Brittany auf, und auf ihren Lippen zeigte sich sofort ein herzliches Lächeln. Josie hätte schwören können, Erleichterung im Gesicht der Frau gelesen zu haben; vielleicht hatte sie bezweifelt, dass Ash überhaupt kommen würde.
Und dieses Lächeln ließ Josie erkennen, wie atemberaubend schön Brittany war. Eigentlich nicht verwunderlich, schließlich war Ash auch ein schöner Mann. Brittany war so eine Art weibliche Ausgabe, ihr fehlten Ashs strenge Züge, sein durchdringender Blick, sein Mienenspiel und seine Attitüde. So verrückt oder schrecklich seine Eltern auch sein mochten: Ihren Kindern hatten sie zweifelsohne Schönheit vererbt.
Brittany stand auf, rührte sich aber nicht vom Fleck, als wolle sie erst sehen, wie Ash sie begrüßte. Ash ging um den Tisch herum und schloss seine Schwester fest in die Arme. Er küsste sie auf die Wange und drückte dann ihre Hand. Brittany reagierte einfach nur niedlich. Sie sah zu Ash auf, wie wohl fast alle Schwestern, wenn der große Bruder etwas wirklich Nettes getan hatte. Sie sah ihn an, als hätte er ihr die Sterne vom Himmel geholt.
»Britt, ich möchte dir Josie vorstellen. Josie, das ist meine Schwester Brittany.«
»Hallo, Josie«, sagte Brittany in kultiviertem Ton, dem man den Reichtum und die Privilegien förmlich anhörte.
Aber in ihr lag keine Überheblichkeit. Brittany ergriff freundlich Josies Hand und verblüffte Josie mit einer Umarmung und einem Kuss auf die Wange.
»Hallo, Brittany. Ich bin so froh, dich endlich kennenzulernen. Ash hat mir viel von dir erzählt.«
Sofort verschwand der fröhliche Ausdruck von Brittanys Gesicht, und ihr Blick trübte sich vor Sorge.
»Nur Gutes«, schob Josie eilig hinterher und bedauerte, gleich wieder in ein Fettnäpfchen getreten zu sein. »Er sagte, du machst dich wunderbar in deinem Job hier, und er hat damit geprahlt, dass du den Laden am Ende mal führen wirst.«
Brittany lächelte und entspannte sich wieder. Ash half beiden Frauen auf ihre Plätze und winkte dann den Kellner heran.
»Ich genieße die Arbeit«, erklärte Brittany, nachdem der Mann ihre Bestellung aufgenommen hatte. »Es ist schön … sich nützlich zu machen. Ich erinnere mich wieder an all das, was ich kann. Auch wenn das leider eine Weile gedauert hat, weil ich im Laufe der Jahre Expertin in Sachen Trägheit geworden bin.«
Ash schüttelte den Kopf. »Sei nicht so streng mit dir, Britt. Du schaffst das schon. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.«
Josie musste über das alte Sprichwort lachen. »Er hat recht. Ich trage auch einen Packen an Versäumnissen mit mir herum, die durch Trägheit verursacht sind. Aber ich habe aufgehört, mir deshalb ständig Vorwürfe zu machen.«
Ash griff unter dem Tisch nach ihrer Hand, überraschte sie dann aber damit, dass er sie an seinen Mund zog, um ihr einen Kuss auf die Handinnenfläche zu hauchen.
»Es freut mich, das zu hören, Süße. Wurde auch Zeit.«
Brittany ließ ihren Blick prüfend zwischen Ash und Josie hin- und herwandern, dann weiteten sich ihre Augen, und sie strahlte übers ganze Gesicht. Es war vermutlich ziemlich eindeutig, dass Josie und Ash mehr als nur flüchtige Bekannte waren. Aber Ash hatte ja ohnehin schon sehr deutlich gemacht, dass Josie ihm wichtig war. Warum sonst hätte er sie zu einem Lunch mit seiner Schwester mitnehmen sollen?
»Hat Mom dir noch mal Ärger gemacht, Britt?«, fragte Ash.
Brittany verzog das Gesicht und trank einen großen Schluck von dem Wein, den der Kellner gebracht hatte. »Sie ist das eine Mal vorbeigekommen, von dem ich dir erzählt hatte. Danach ist sie dazu übergegangen, jeden Tag anzurufen. Ich hebe nicht ab, sondern lasse den Anrufbeantworter anspringen. Ein Mal hat sie auch auf der Arbeit angerufen, aber da habe ich sie sofort abgekanzelt. Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört.«
Ash nickte beifällig. »Sehr schön. Du schaffst das. Irgendwann wird ihr klar werden, dass du ihren Klauen entkommen bist, dann wird sie sich ein anderes Opfer suchen.«
»So wie bei dir, oder
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