Verhexen
sprach. Etwas war Paynes glücklicher Familie widerfahren.
„Ich wuchs in einem Herrenhaus mit anderen Familien auf, aber mein Vater war das Oberhaupt der Blutlinie. Er erfüllte mir jeden Wunsch, verwöhnte mich und meine Mutter.“ Seine Augenlider senkten sich wieder, verschlossen seine wunderschönen Augen, aber ihr war nicht die Finsternis entgangen, die wieder in sie eingedrungen war, nur eine Sekunde, bevor er sie zugemacht, und sie ausgeschlossen hatte. „Ich war kurz vor der Pubertät, als meine Fabelwesenzeichen auftauchten.“
„Du wurdest nicht mit ihnen geboren?“ Ihr Herz setzte einen Schlag aus und blieb ihr in der Kehle stecken, zitterte dort. Verity hatte sich geirrt. Elissa hatte gehofft, dass ihre Schwester recht gehabt hatte, und dass Luca nur Hexe in seinen Genen hatte. Sie hatte zur Erde und zum Himmel gebetet, dass Luca keine der Gene seines Vaters geerbt hatte. Jetzt wusste sie ohne einen Zweifel, dass diese Gebete nicht erhört worden waren. Luca würde seine Zeichen entwickeln, wenn er ausgewachsen war.
Payne schüttelte den Kopf. „Ich habe versucht, sie zu verstecken. Ich hatte Angst und wusste nicht, was sie bedeuteten. Ich verstand sie nicht, und warum ich sie hatte. Ich versuchte, sie verschwinden zu lassen. Ich habe mich einmal selbst im Bad wund gescheuert, als ein Dienstmädchen eintrat und sie sah. Sie erzählte es meinem Vater.“
„Was passierte?“ Elissa lag neben ihm auf dem Bett und riskierte es, ihre Hand über seine Rechte zu legen, dort, wo sie auf seinem Bauch lag. Er zog sie nicht weg. Er spreizte seine Finger und ließ ihre zwischen seine gleiten, ihre Handfläche gegen seinen Handrücken gepresst.
„Ich hatte meinen Vater niemals so wütend gesehen. Er war aufgebracht und verzweifelt, sein Zorn floss ungehindert, brachte das ganze Haus durcheinander. Er zerrte mich aus dem Bad und hielt mich hinten im Nacken. Er ließ mich durch das Haus marschieren auf der Suche nach meiner Mutter.“ Payne guckte in Elissas Augen und sie drückte seine Hand, wünschte, sie könnte mehr tun, könnte seinen Schmerz und seine Schande wegnehmen. „Er fand meine Mutter in der Eingangshalle, gerade vom Reiten zurückgekehrt. Das ganze Haus hatte sich zum Gaffen versammelt. Sie war entsetzt, dass ich nackt war vor jedermann, meine Haut hellrot. Sie stritt mit meinem Vater.“
„Sie dachte, er hätte dir wehgetan.“ Welche liebevolle Mutter würde so etwas nicht denken, wenn sie sah, dass ihr Sohn auf solch ekelhafte Weise behandelt wurde?
Payne nickte. „Es war erst als mein Vater sie beschuldigte, mit einem anderen Mann geschlafen zu haben und schrie, dass ich nicht sein Kind war, dass sie mich wirklich ansah. Sie sah die Zeichen auf meiner Haut … ich konnte ihre Verwirrung fühlen … oder vielleicht war es meine eigene.“
Elissa schob sich näher an ihn heran und blieb dieses Mal still. Das Rot, das seine Augen umrandete, zersetzte langsam all die anderen Farben, warnte davor, dass er ihr Mitleid nicht würde haben wollen, wenn sie es anböte. Er wollte, dass sie zuhörte, ohne ihn zu unterbrechen, und das würde sie tun. Sie würde ihn alles in seinem eigenen Tempo tun lassen, weil er es ihr ganz offensichtlich erzählen musste. Sie hoffte nur, dass es für ihn erlösend sein würde.
Er verlagerte seinen Blick wieder zum Baldachin zurück. Das Blau und Gold in seinen Augen wirbelte, und er bekam einen abwesenden, unkonzentrierten Gesichtsausdruck. Seine Zeichen verdunkelten sich wieder zu Obsidian und blutrot.
„Mutter schwor meinem Vater, dass sie ihn nicht betrogen hatte und ihn von ganzem Herzen liebte. Ich kann mich an ihre Stimme und an ihren Schmerz erinnern, an ihre Angst. Ich kann mich daran erinnern, als wenn es gestern gewesen wäre. Es verfolgt mich. Sie sagte meinem Vater, dass sie nicht wusste, warum ich diese Zeichen trug, oder was sie bedeuteten.“ Er seufzte und der Schmerz tauchte wieder auf diesen Zeichen auf, färbte sie stellenweise lila und blau und verstärkte das Schwarz. „Vater würde nicht auf sie hören. Die ganze Familie sah auf mich herab und ich hatte Angst, dass sie sich an mich wenden und fragen würden, was ich war. Ich wusste es nicht. Ich war verwirrt und verängstigt und mir meiner nicht sicher. Ich fühlte mich fremdartig … falsch … ekelhaft. Eine Abscheulichkeit. Ich sehnte mich danach, dass mein Vater und meine Mutter auch auf mich heruntersehen, und mir sagen würden, dass sich nichts verändert hatte, und sie mich
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