Verhexen
blauen Zimmers, in dem er mit Elissa in der Nacht zuvor, als sie zuerst angekommen waren, gestanden hatte, umgeben von Büchern und den prächtigen Antikmöbeln. Der dunkelhaarige Mann, der sie zum Empfangsraum herunter begleitet hatte, war verschwunden, ließ Payne allein, um darüber nachzugrübeln, was er getan hatte. Er hatte so viele Knöpfe seines Hemdes wie möglich zugemacht und den Rest in seine Jeans gestopft, versuchte die Tatsache zu verbergen, dass er die Hälfte seiner Knöpfe verloren hatte. Er schloss die Augen, hasste die sofortige Wiederholung von Elissas sündhaftem Lächeln, als sie es aufriss und Leidenschaft in ihren Augen aufflammte. Wenn die Dinge bloß so geblieben wären, eine harmlose Befriedigung ihrer Begierden, anstatt eine scharfe Abwärtswendung zu nehmen.
Schuld nagte an seinem Herzen und er wollte wieder zurück nach oben gehen, um nach Elissa zu sehen und zu versuchen, den Schaden, den er angerichtet hatte zu reparieren, nicht, dass es möglich war. Er hatte sie verdammt. Er hatte sein Bestes getan zu widerstehen, hatte sie gewarnt aufzuhören, aber sie hatte nicht gehört und er war nicht in der Lage gewesen, sich selbst unter Kontrolle zu behalten.
Er strich eine Hand über sein Haar, harkte die blonden Strähnen nach hinten, zog an ihnen, bis es wehtat. Schmerz, den er verdient hatte, aber das war nicht genug. Er sollte tausendmal schlimmer leiden für das, was er heute Nacht getan hatte, ihr angetan hatte. Er hatte so sehr darum gekämpft, die Kontrolle zurückzuergattern, es war ihm ein- oder zweimal beinahe gelungen, entsetzt über das, was er tat, und wie weit er schon gegangen war, in jenem Moment. Die Kombination des doppelten Hungers, das andauernde Surren sexueller Energie in dem Herrenhaus und Elissas Handlungen und sein tiefes Verlangen für sie hatten sich verschworen, jegliches Gespür für Kontrolle abzutragen und ihn den Verstand verlieren zu lassen, jenseits aller Hoffnung auf Erlösung.
Sein Magen drehte sich wieder und wieder, bewegte sich so heftig, wie ein tosendes Meer. Wie konnte er ihr das angetan haben? Er hätte sie irgendwie dazu zwingen müssen aufzuhören oder härter gegen die Triebe ankämpfen müssen, die ihn verzehrt hatten. Er hätte etwas anderes tun müssen, als sie zu zerstören.
Er fand keinen Trost in der Tatsache, dass sie gesagt hatte, sie würde einen Zauberspruch benutzen, um sich selbst zu schützen. Er konnte die Schuld nicht auf sie abschieben, nicht dieses Mal. Sie lag bei ihm. Sie hatte ihm vertraut, hatte sich ihm trotz ihrer Ängste hingegeben und er hatte sie zugrunde gerichtet.
Er war ein Monster.
Und er war sich nicht sicher, ob sie bleiben würde, so wie er sie gebeten hatte.
Ein Teil seines Herzens war sich sicher, dass er, wenn er in ihr Zimmer zurückkehrte, feststellen würde, dass sie bereits verschwunden war, unfähig, seinen Anblick zu ertragen und nicht bereit zu hören, was er zu sagen hatte.
Er war sich immer noch nicht ganz sicher, was das genau war.
Tief in seiner Seele wusste er, worum er sie bitten wollte, aber er fürchtete, dass sie ihn abweisen würde. Der Gedanke, dass auch sie sich von ihm abwenden könnte, wie es andere in seinem Leben getan hatten, ihn als unwürdig verschmähte und ihm sagte, dass er ein Monster war und sie ihn hasste, ließ sein Blut erkalten und seinen Atem in seinen Lungen gefrieren. Er rang nach Luft, seine Kehle schloss sich und er konnte sich kaum davon abhalten, sich zurück zu ihrem Zimmer zu teleportieren.
Die Tür öffnete sich und er fing sich, nicht gewillt Schwäche vor irgendjemandem zu zeigen, vor allem vor seinem Großvater.
Der Mann in der Türöffnung sah überhaupt nicht so aus, wie Payne es erwartet hatte. Er war dem Aussehen nach mittleren Alters und hatte kurzes, blondes Haar, aber er ähnelte Payne in keiner Weise und er ähnelte ganz gewiss nicht seiner Mutter.
Der Mann betrat das Zimmer, ein gezwungenes Lächeln auf sein hübsches Gesicht gemeißelt, und streckte seine Hand aus. Die Manschette seines schwarzen Hemdes zog sich zurück, als er Payne seine Hand entgegenstreckte, und enthüllte die Fabelwesenzeichen, die entlang seines Unterarmes verliefen.
Payne sah sie an.
Er erkannte keine der Symbole.
„Du bist nicht mein Großvater.“ Er wich vor dem Mann zurück und hielt seinem blauen Blick stand. „Wo ist mein Großvater?“
Bevor er diese Frage beendet hatte, platzten kurze Einblendungen von Elissa in seine Gedanken und ihre Panik
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