Verhext in Texas: Roman (German Edition)
prächtig.«
»So weit würde ich nicht gehen«, murmelte Owen so leise, dass nur ich es hören konnte.
Teddy kam näher und nahm die Szene genauer in Augenschein. »Was macht ihr denn eigentlich? Lest ihr zusammen Comics?«
»Nee, nur ein paar Broschüren«, antwortete ich. »Dean hat uns in einer Sache um Rat gefragt. Wie lange hast du denn da draußen rumgestanden und dich geräuspert?« Ich fragte mich, was er alles gehört hatte. Wir hatten über Deans kriminelle Machenschaften gesprochen, und das war fast schlimmer, als hätte Teddy uns über Magie reden hören.
»Nicht allzu lange. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass ich dich nicht bei irgendwas Verfänglichem erwische.«
»Oh, vielen Dank auch.« Ich war mir fast sicher, dass das als Kompliment gemeint war, aber es frustrierte mich, dass meine eigenen Brüder sich nicht vorstellen konnten, dass ich einen Mann dazu inspirieren würde, sich mit mir im Heu zu wälzen.
»Also? Was habt ihr vor?«, fragte Teddy. »Und warum macht ihr das in der Scheune?«
Ich beschloss, die Antwort Dean zu überlassen. Er war der Schlawiner in der Familie; ihm würde schon was einfallen. Außerdem gönnte ich ihm diese unangenehme Situation durchaus. Nachdem, was er uns alles zugemutet hatte, war eine unangenehme Befragung durch seinen kleinen Bruder das Mindeste, was er verdiente. Er zögerte keine Sekunde mit der Antwort: »Wir wollten einfach mal in Ruhe reden, ohne dass Mom ständig mithört. Dafür sind wir früher doch auch hierhergekommen. Und zwar auch ohne dass wir irgendwas ausgefressen hatten.«
»Manche Dinge legt man wohl nie ganz ab«, meinte Teddy zustimmend.
»Hast du nicht Lust, uns Gesellschaft zu leisten?«, sagte ich in der Hoffnung, dass er ablehnte. Aber es würde bestimmt weniger verdächtig aussehen, wenn ich ihn zum Bleiben aufforderte.
»Nein, danke. Anders als andere Leute muss ich noch arbeiten.« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich auf halbem Wege aber noch mal um, als wollte er noch etwas sagen. Doch dann wanderte sein Blick nach oben, und er machte erschrocken einen Satz zurück. Dabei geriet er ins Stolpern und wäre beinahe hingefallen. »Was ist das denn?«, platzte er heraus.
Ich setzte meine unschuldigste Miene auf und konnte nur hoffen, dass er nicht Sam meinte. »Was denn?«
»Da oben, auf dem Balken. Das ist entweder die größte Fledermaus, die ich je gesehen habe, oder – oder ich weiß auch nicht. Moment mal! Das ist doch einer von diesen Gargoyles, die man häufig an alten Kirchen sieht. Aber was macht dieses Ding denn in unserer Scheune?«
O Mann. Wie es aussah, hatte ich soeben den nächsten Immunen in der Familie gefunden, der Sam sehen konnte. Ich hatte mir eingebildet, ich wäre was Besonderes mit meiner magischen Immunität, aber wenn das so weiterging, war ich am Ende das uninteressanteste Mitglied der Familie. Doch bevor ich mich darüber aufregen konnte, musste ich irgendwie auf Teddy reagieren. Fieberhaft suchte ich nach einer rationalen Erklärung dafür, dass ein Gargoyle in der Scheune saß. Ob ich behaupten konnte, es wäre Teil einer Schnitzeljagd gewesen, ihn hierherzubringen? Oder ich hätte jemandem einen Streich spielen wollen? Oder einen Fehlkauf bei eBay gemacht?
»Wovon redest du?«, fragte Dean. »Ich sehe nichts.« Ich fragte mich, ob Sam sich für magisch Begabte unsichtbar gemacht hatte oder ob Dean sich einfach nur blöd stellte.
Zu dumm, dass Teddy schon vor langer Zeit begriffen hatte, dass Dean umso weniger unschuldig war, je mehr er sich den Anschein gab, es zu sein. »Okay, ihr führt eindeutig irgendwas im Schilde. Was ist es?«
»Bist du dir ganz sicher, dass du oben auf dem Dachbalken in unserer Scheune etwas siehst, das einem Gargoyle ähnelt?«, fragte ich. »Und ist es immer noch da?«
»Ja! Und es hat gerade nach unten geschaut und dir zugezwinkert.« Er klang so, als stünde er kurz davor, einen hysterischen Anfall zu bekommen.
Owen und ich wechselten einen Blick und versuchten, uns wortlos darüber zu verständigen, was wir jetzt tun sollten. Dann seufzte er schwer und sagte: »Sam, komm runter und begrüße Katies Bruder.« Und zu mir gewandt fügte er hinzu: »Vielleicht kann er uns in dieser Sache ja behilflich sein.«
Sam schwebte zu Boden und landete vor Teddys Füßen. »Hallo, ich bin Sam. Freut mich, dich kennenzulernen. Deine Schwester ist ein tolles Mädchen.«
Teddy machte einen Schritt zurück, kniff die Augen zu, rieb sich dann die Augen, schlug sie
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