Verhext in Texas: Roman (German Edition)
Tuchfühlung mit anderen. »Geht es dir gut?«, fragte er.
»Ob es mir gut geht? Warum sollte es mir denn nicht gutgehen?«
»Weil sich herausgestellt hat, dass dein Bruder unser magischer Möchtegern-Meisterdieb ist.«
Ach so, deswegen. Ich war in Gedanken ziemlich abgeschweift, weil ich darüber nachdachte, dass Owen die Stadt womöglich ohne mich verlassen könnte, und ich mich gefragt hatte, ob ich mich lächerlich machen würde, wenn ich mich an ihn klammern würde. »Ich weiß nicht«, sagte ich achselzuckend. »Das ist ein starkes Stück. Ich kann es noch immer nicht so ganz glauben. Er war schon immer ein ziemlicher Hochstapler, aber ein Krimineller? Und dann auch noch ein magischer? Das hier sollte doch mein stinknormaler Heimatort sein. An den ich mich flüchten kann, um dieses ganze Magie-Chaos hinter mir zu lassen.« Ich schüttelte den Kopf, da ich nicht wusste, wie ich meine Gefühle in Worte fassen sollte. Er drückte meine Hand, und ich versuchte, ein sehnsüchtiges Seufzen zu unterdrücken. Wenn ich schon fast ohnmächtig wurde, wenn er nur meine Hand berührte, musste es schlimm um mich bestellt sein.
Dean und Sam kehrten für mein Gefühl viel zu früh zurück. Sam flatterte auf einen Dachbalken und sah von dort aus zu, wie Dean einen Stapel Bücher, Unterlagen und eine Zeitschrift in Owens Schoß legte. Während Owen durch die Heftchen, Ausdrucke aus dem Internet und Broschüren blätterte, nahm ich die Zeitschrift, überblätterte den Teil mit all den Bildern von leicht bekleideten jungen Starlets und Anzeigen für Körperspray und schlug sie hinten auf, wo die weniger spektakulären Anzeigen abgedruckt waren. Und tatsächlich fand ich dort eine Anzeige wie die, die ich in der regionalen Zeitschrift gesehen hatte.
»Diese Lehrmaterialien sind ziemlich umfangreich«, sagte Owen. »Wenn du sie richtig befolgst, kannst du damit einige Grundlagen erwerben. Das Problem ist, dass es keinen Kontext gibt, keine Anleitung, wie man die Kräfte anwenden sollte. Und es wird definitiv nirgends erwähnt, dass es einen magischen Verhaltenskodex gibt. Das ist so, als würde man jemandem die Grundlagen der Chirurgie beibringen, ohne ihm mitzugeben, wann und warum eine Operation vielleicht vonnöten sein kann. So würde man Leute heranziehen, die Organe entfernen oder zerschneiden können, die aber von den Gründen dafür oder den Situationen, in denen so etwas angesagt ist, keinerlei Ahnung haben. Ein kluger Mensch mit einem guten moralischen Empfinden würde das vielleicht auch so herausfinden, aber stell dir mal einen echten Sadisten mit so einer Ausbildung vor.«
»Ja, und es wäre schrecklich, wenn jemand herausfände, dass er magische Kräfte besitzt, und sie dazu missbraucht, andere Leute auszurauben«, sagte ich mit einem bösen Blick auf meinen Bruder. »Wie es aussieht, kann nicht mal der jahrelange Besuch der Sonntagsschule ein solches Fehlverhalten verhindern.«
»Okay, okay, ich bringe die Sachen ja zurück«, erklärte Dean. »Das heißt, wenn ich sie Sherri wieder abluchsen kann. Ich hatte sie endlich so weit, dass sie glücklich mit mir war, weil ich ihr alles gegeben habe, was sie wollte.«
»Nein, du hast ihr Angst einjagt. Sie glaubt nämlich, dass du in illegale Geschäfte verwickelt bist«, korrigierte ich ihn. »Und hey, weißt du was? Sie hatte recht!«
Jemand räusperte sich, und wir schauten alle zur Tür. Dort stand Teddy. »Was ist denn hier los?«, fragte er.
13
Dean ging sofort in die Defensive, und da er der Hausherr war, überließ ich es ihm, diese Sache zu regeln. »Und was machst du hier?«, fragte er. »Hat Mom dich geschickt, um hinter Katie herzuspionieren?«
Teddy rieb sein Ohr und wich unseren Blicken aus. »Na ja, schon. Sie hat die Wagen gesehen, aber es war niemand im Haus. Ich hab mich extra erst mal laut geräuspert, um euch vorzuwarnen.« Er schaute zu Owen und mir, die wir mit Büchern und Zeitschriften auf den Schößen dasaßen, und fügte dann, an Dean gewandt, hinzu: »Ich muss sagen, dass ich was anderes erwartet hatte. Weißt du, Schwesterlein, ich bin fast ein bisschen enttäuscht. Haben deine älteren Brüder dir denn nicht vorgemacht, was man tut, wenn man mit seinem Freund allein in einer Scheune ist?«
»Sie sind ja nicht alleine«, bemerkte Dean.
»Das ist mir auch aufgefallen. Hast du etwa auch Wachhund gespielt? Ich dachte, du hast was gegen Owen.«
»Das war nur ein kleines Missverständnis«, beharrte Dean. »Inzwischen verstehen wir uns
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