Verhext: Roman (German Edition)
allein, bitte?«
»Natürlich. Ich bin am Esszimmertisch, wenn Sie mich brauchen.« Einem weniger guten Immobilienmakler wären jetzt vielleicht die Knie weich geworden, aber Lauren kannte die Anzeichen, wenn ein Klient kurz vor der Entscheidungsfindung stand. Ausgezeichnet. Inzwischen hatten sie alle verfügbaren Innenstadtwohnungen in der Preisspanne der Greenleys durch, und sie hätte wirklich gerne ein passendes Heim für die beiden gefunden. Natürlich hatte sie auch nichts gegen die satte Provision einzuwenden, doch vor allem liebte sie das Erfolgserlebnis, wenn sie eine Wohnung oder ein Haus mit den richtigen Menschen zusammengebracht hatte.
Sie ließ sich am Tisch nieder, zog ihr MacBook heraus
und begann ihre E-Mails durchzusehen. Das richtige Timing war essenziell für einen guten Immobilienmakler, und sie wusste, wann man warten und wann man sanften Druck ausüben musste.
Es dauerte nicht lange, bis Mitch und Kate wieder zu Lauren stießen. Sie klappte den Computer zu. »Sind Sie zu einem Entschluss gekommen?«
Mitch tippte mit den Fingern auf den Tisch und sah zu seiner Frau. »Fast. Diese Wohnung und die, die Sie uns Dienstag gezeigt haben, gefallen uns sehr. Wie Sie mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, werden niemals alle Punkte auf unserer Wunschliste erfüllt sein, aber ich denke, wir haben nun zwei wirklich gute Alternativen. Der Immobilienmarkt ist im Moment recht ruhig, deswegen würden wir uns gern noch ein oder zwei Tage mit unserer Entscheidung Zeit lassen.«
Lauren war überrascht. Sie hatte fest damit gerechnet, dass die Entscheidung bereits im Schlafzimmer gefallen war. Sie hatte gespürt, dass die beiden am entscheidenden Punkt angekommen waren, und mit ihrem Bauchgefühl lag sie selten falsch. Gewöhnlich wusste sie, wann ein Klient bereit zum Kauf war, das war eine ihrer Stärken.
Sie musterte die Greenleys aufmerksam. Trat einer von ihnen auf die Bremse? Den Eindruck hatte sie nicht, aber möglich war es trotzdem. »Sind Sie denn wirklich glücklich mit diesen beiden Alternativen, oder sollen wir weitersuchen?«
»Es sind beides solide Optionen«, sagte Kate und schien dann ihre eigenen Worte komisch zu finden. »Das hört sich an wie etwas, das Mitch sagen würde. Es ist einfach
eine wichtige Entscheidung, über die wir vielleicht noch ein paar Tage nachdenken sollten. Dasselbe Gefühl habe ich, wenn ich einen Entwurf noch ein bisschen sacken lassen muss. Normalerweise kommt etwas Gutes dabei heraus, deswegen habe ich gelernt, nicht einfach darüber hinwegzugehen, wenn mein Gefühl mir sagt: Das ist es fast, aber noch nicht ganz.«
Während Lauren daraufhin all die richtigen Worte sagte, mit denen Immobilienmakler die Nerven eines Klienten beruhigen, lauschte sie auf ihr Bauchgefühl. Sie vertraute ihrer Intuition, genau wie Kate. Diese Klienten waren bereit zu kaufen. Wenn Klienten erst einmal an diesen Punkt kamen, machte es normalerweise Klick, und sie spürten eine Verbindung mit dem Ort. »Solide Optionen« – das hörte sich nicht nach einem Klick an.
Die Greenleys hatten präzise dargelegt, was sie wollten, und sie hatte ihnen die passenden Angebote gemacht. Wahrscheinlich wären sie zufrieden mit jeder der beiden Immobilien, aber bei keiner von beiden war der zündende Funke übergesprungen.
Nur dadurch, dass sie sich auf ihre Intuition verließ, war Lauren die Beste unter den jungen Maklern von Chicago geworden. Sie war bekannt für ihren untrüglichen Instinkt, immer die passende Immobilie für ihre Kunden zu finden. Manchmal bedeutete das viel Lauferei, um der Wunschliste des Klienten gerecht zu werden, und manchmal bedeutete es auch, die Wunschliste des Klienten komplett zu ignorieren. Und nun signalisierte ihr ihr Bauchgefühl, dass es an der Zeit war, den Greenleys etwas ganz anderes zu zeigen.
»Bevor Sie in Ruhe darüber nachdenken, möchte ich Ihnen einen anderen Vorschlag unterbreiten und Ihnen noch eine Immobilie zeigen.«
Kate zog eine Augenbraue hoch. »Ich dachte, wir hätten schon alles gesehen.«
»Von den Eigentumswohnungen in der Innenstadt, ja. Das, was ich im Kopf habe, fällt nicht in diese Kategorie. Manchmal stelle ich meinen Klienten auch eine Immobilie vor, die ein wenig anders ist. Der Gegensatz könnte Ihnen helfen, Ihre Wunschliste mit anderen Augen zu sehen oder sich für eine der beiden Wohnungen, die Sie schon gesehen haben, zu entscheiden.«
Kate nickte. »Das mache ich auch manchmal bei meinen Designentwürfen. Den Kunden
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