Verhext: Roman (German Edition)
riesige Wanne.«
»Na ja, wenigstens die sind auf unserer Liste«, sagte Mitch trocken.
Lauren hatte Kate aufmerksam beobachtet und sah, wie die Gefühle sich in ihr zusammenballten, um dann aus ihr herauszubrechen.
»Wir brauchen eine neue Liste, Mitch. Wir bekommen ein Baby.« Reglos stand Kate da und sah ihren Mann an. Ein kurzer Schock huschte über sein Gesicht, schnell gefolgt von rückhaltloser, überwältigender Freude.
Lauren, der die Tränen kamen, schlich sich aus dem Zimmer. Sie spürte, wie das Glück, die Liebe sich im ganzen
Haus ausbreitete und schon Platz machte für das neue Leben.
Jetzt ergab alles einen Sinn. Kinder änderten alles, vor allem Wunschlisten für Immobilien. Gärten, gute Schulen, nette Nachbarn, Stabilität. Diese Wohnung bot all das.
Ein Immobilienkauf war immer erst unter Dach und Fach, wenn der Vertrag unterzeichnet war, doch sie hätte darauf gewettet, dass die Greenleys gerade ihr Zuhause gefunden hatten.
4
Wer zum Teufel reiste bloß im Februar nach Chicago? Vor allem, wenn er im sonnigen Kalifornien lebte. Als Jamie aus dem Flughafengebäude trat und sich nach einem Taxi umsah, wünschte er, er hätte etwas Wärmeres eingepackt als seine Lederjacke.
Er liebte Nell, aber er hätte es trotzdem vorgezogen, wenn ihn ihr neuestes Projekt irgendwohin geführt hätte, wo es ungefähr fünfundzwanzig Grad wärmer war. Wer war nur so verrückt, hier zu leben? Die Kälte war kaum auszuhalten, und es wehte ein scharfer Wind.
Jamie schob die Hände in die Hosentaschen und entzündete leise vor sich hinmurmelnd zwei kleine Feuerbälle. Sein Gesicht fühlte sich zwar immer noch an, als würde ihm die Haut einfrieren, aber vielleicht konnte er so wenigstens seine Finger lange genug am Leben erhalten, um per SMS ein paar ausgewählte Flüche zu verschicken.
Hierfür stand Nell tief in seiner Schuld. Nur seine große Schwester konnte sich einen Zauber ausdenken, der Hexen aus dem Internet fischte, um dann eine arme, nichts ahnende Seele am Haken zu haben, die wahrscheinlich nicht einmal eine Hexe war.
Als Co-Entwickler des Spielecodes für Enchanter’s Realm wusste Jamie, dass komplexe Programme und knifflige Zauber für Nell kein Problem darstellten. Dennoch konnte es gelegentlich passieren, dass sie außer Kontrolle gerieten. Vor gar nicht allzu langer Zeit waren bei einem derartigen Missgeschick drei Beta-Tester in Frösche verwandelt worden. Sie hatten sich gemeinsam die ganze Nacht um die Ohren geschlagen, um die Sache wieder in Ordnung zu bringen.
Im Gegensatz zu Moira und Sophie wäre er deshalb keineswegs überrascht, wenn sich herausstellen sollte, dass Lauren nur ein nettes Mädchen ohne Hexenkräfte war, ob nun latent oder nicht. Hexen mit nicht ererbten Fähigkeiten gab es nur sehr selten. Das Wahrscheinlichste war, dass Lauren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war und dort zufällig von Nells Zauber erwischt wurde. Immerhin hatte sie sich tolerant gezeigt, das musste er ihr lassen. Nicht jeder, der sich plötzlich in einem Online-Chat wiederfand und dort als Hexe bezeichnet wurde, reagierte so locker.
Normalerweise hätte er Nells Kreativität bewundert, wenn er nicht gerade das Gefühl gehabt hätte, dass seine eigene eingefroren war. Gab es denn in dieser verdammten Stadt kein einziges Taxi? Er war hungrig und missgelaunt, ihm war kalt, und er musste eine Hexe finden, die vielleicht nicht einmal eine war. Doch leider hatte Nell recht. Sie mussten der Sache nachgehen.
Es war nur eine Frage der Zeit, bevor der kleine Junge versuchte, auf das Laufband des Sushi-Restaurants zu
klettern. Lauren beobachtete den Kleinen in der Sitznische nebenan und wartete darauf, dass er in Aktion trat. Zuerst erkannte sie es an seinem Blick, dann bewegte sich der kleine Körper mit erschreckender Geschwindigkeit.
Sein Vater fing ihn mittendrin auf, ohne auch nur den Blick zu heben. Amüsiert schüttelte Lauren den Kopf. Sie hatte den leisen Verdacht, dass Eltern ein geheimes Training für Spezialeinsätze durchliefen. Der kleine Junge bedachte sie mit einem kilometerbreiten Grinsen und setzte sich wieder, zumindest vorübergehend, um seine Edamame-Bohnen zu essen.
Lauren nahm eine Tempura-Rolle vom Laufband, konnte dann aber nicht widerstehen und entschied sich ebenfalls für die Edamame-Bohnen.
»Wenn das alles ist, was Sie essen, ist ein Date mit Ihnen ja nicht kostspielig«, sagte eine amüsierte Männerstimme hinter ihr. Lauren fuhr herum und musterte den
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