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Verhext: Roman (German Edition)

Verhext: Roman (German Edition)

Titel: Verhext: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Geary
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er nicht darauf schieben, dass er ein Hexenneuling war.
    Er atmete, um sich zu zentrieren, schloss die Augen und griff sanft nach Laurens Geist. Er war zwar kein Heiler, doch alle Hexenausbilder lernten die grundlegenden Zauber zur Behandlung der Symptome einer Machtüberlastung. Er beruhigte und schloss ihre Kanäle und schickte sie tiefer in den Schlaf.
    Als er die Augen wieder öffnete, saß Nat auf der anderen Seite des Bettes, die Beine zu einem entspannten Lotussitz verschränkt, den man erst mit viel Übung beherrschte.
    »Es geht ihr gut  – sie braucht nur Ruhe.«
    So saßen sie einen Moment zusammen und lauschten Laurens friedlichem Atem.
    Nat hatte einen sehr ruhigen und einen sehr offenen Geist. Ihr einziger Gedanke war für Jamie kristallklar. In jedem Leben gab es wichtige Wendepunkte, und ihre beste Freundin war offensichtlich gerade mit Karacho in einen solchen hineingerasselt.
    Das traf es wohl, dachte Jamie. Und sie ist nicht die Einzige.
    Leise sagte er zu Nat: »Sie können bei ihr sitzen bleiben  – das beruhigt sie. Wenn sie aufwacht, wird sie großen Hunger haben. Wir lassen sie eine Stunde oder so schlafen, dann muss sie etwas essen. Ich bestelle etwas beim Chinesen.«
     
    Jamie ging in die Küche, zog sein Handy heraus und ließ sich dann einfach auf einen Stuhl sinken. Seine sehr schwachen und völlig unberechenbaren Präkog-Kräfte hatten sich einen denkbar schlechten Zeitpunkt ausgesucht, um in Erscheinung zu treten.
    Ein Blick auf Nat hatte genügt, und die Fragmente von Visionen ihrer gemeinsamen Zukunft hatten ihn übermannt. Ihrer möglichen Zukunft. Präkognition zeigte das, was möglich, nicht das, was sicher war.
    Trotzdem. Es hatte sich verdammt sicher angefühlt.
    Nat, wie sie im Shattuck in Berkeley tanzte, lachend und einladend. Der Weihnachtsmorgen mit seiner Familie. Wie sie zusammen Yoga bei Sonnenaufgang machten und das Gefühl, so unwahrscheinlich es auch war, dass es ihm Spaß machte.
    Nat schwanger mit ihrem ersten Kind.
    Wie er zusammen mit einem Kleinkind, das Aervyn erschreckend ähnlich sah, einen Schneemann in ihrem Vorgarten baute. Und verflixt und zugenäht, in Berkeley schneite es nicht. Aber in Chicago, wo er offenbar mit Nat, mindestens einem sehr niedlichen Kind und einem Schneemann lebte.
    Wo er Nat und einen kleinen Jungen mit erschreckender Heftigkeit liebte.
    Das alles war auf ihn eingeprasselt, während er gerade die mentalen Kanäle eines anderen kontrollierte. Unglaublich schlechtes Timing.
    Gewöhnlich war er ziemlich locker, was Störungen während der Übungen anging. Unfälle passierten, und wenn man Hexen ausbildete, sogar ziemlich häufig. Den
Schaden, den verirrte Zauber anrichteten, wieder beheben, kleinere Verletzungen heilen, unbeteiligte Zuschauer aus dem Weg ziehen  – das gehörte alles zu seinem Job.
    Jamie lehnte den Kopf an die Wand. Natürlich könnte er einfach so tun, als wäre das ein normaler Trainingsunfall, aber eigentlich war Lauren in diesem Moment nur eine unbeteiligte Zuschauerin gewesen. Jede Mentalhexe im Umkreis von zwei Kilometern musste die Schockwelle einer so starken präkognitiven Episode gespürt haben. Und Lauren war völlig ohne Barrieren und damit äußerst verwundbar gewesen.
    Zumindest war damit eine wichtige Frage beantwortet. Nur eine Mentalhexe mit sehr starken Fähigkeiten war in der Lage, eine solche Gezeitenwelle zu absorbieren und anschließend nur leichte Symptome einer Überlastung zu zeigen. Lauren würde einmal eine sehr mächtige Hexe sein.
    Und er hatte gerade ihre Kanäle ganz weit aufgerissen.

7

    Lauren kam in die Küche, dicht gefolgt von Nat. »Ich könnte gerade halb Chicago auffressen, und ich fühle mich, als wäre ein Bus über meinen Kopf gefahren. Was zum Teufel ist passiert?«
    Jamie, der sich mit den Bedürfnissen von Hexenschülern bestens auskannte, drückte ihr eine der Lieferdienst-Packungen in die Hand. »Iss. Dann geht es deinem Kopf besser.«
    Nat, die einen Teller aus dem Schrank holen wollte, sah staunend zu, wie Lauren in rasender Geschwindigkeit das Bami Goreng in sich hineinschaufelte. Amüsiert beobachtete Jamie ihre Reaktion. Offensichtlich aß Lauren sonst nicht wie ein ausgehungerter männlicher Teenager.
    Er gab auch Nat einen Karton. »Na los. Glauben Sie mir  – Sie sollten sich lieber beeilen, bevor sie sich darüber hermacht.«
    Jamie betrachtete die Fremde, die er lieben würde, und die Hexe, mit deren Ausbildung er gerade begonnen hatte. Was hatte er

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