Verhext: Roman (German Edition)
Eiscreme zu erweichen, dann weißt du, dass es schlimm steht. Wie dem auch sei, es könnte funktionieren. Sie war schon wieder hungrig.
Jamie setzte sich wieder auf den Boden und sah Nat an. »Sie haben nichts mit Lauren gemacht. Es ist das, was Sie mit mir gemacht haben. Sie waren der Auslöser für meine Vision.«
Lauren begann zu lachen. »Junge, Junge, ihr Hexen seid ja echte Nervenbündel. Zuerst löse ich einen Hol-Zauber aus, dann aktiviert Nat deine Präkog-Kräfte.«
Sie wurde wieder ernst, als ihr ein verrückter Gedanke kam. »Warte, bedeutet das, dass Nat auch eine Hexe ist?«
Jamie betrachtete Nat genauer und nahm ihre Hand. »Das ist eine gute Frage. Ich mache jetzt gerade denselben einfachen Scan, den ich auch mit Lauren durchgeführt habe.«
»Und wann genau ist dieser kleine Eingriff in meine Privatsphäre passiert?«, fragte Lauren.
»Jetzt mach mal halb lang, Lauren«, sagte Nat. »Wenn er dich vorher gefragt hätte, hättest du dich dann von ihm scannen lassen?«
Diesen Ton schlug Nat nur äußerst selten bei ihr an. »Nein.«
Nat bedachte Lauren mit einem sehr ernsten Blick. »Wenn das ein Teil deines Wesens sein sollte, Liebes, dann solltest du besser darüber Bescheid wissen. Es ist eine Gabe, und wir haben die Verantwortung, unsere Gaben
zu nutzen und sie zu entwickeln. Wenn Jamie dir dabei helfen kann, dann sei nicht so streng mit ihm. Ich will nicht, dass du jederzeit bewusstlos werden kannst. Du musst wissen, was in deinem Inneren ist.«
Was die wohlgesetzte Art einer Natalie Smythe war, ihr zu sagen, sie solle erwachsen werden und sich nicht so anstellen, dachte Lauren.
Jamie sah sehr beeindruckt aus. »Eines Tages werden Sie eine tolle Mutter sein.«
Nat errötete. »Tut mir leid – ich halte nicht oft solche Ansprachen.«
»Deswegen ist es ja auch umso beeindruckender, wenn du es tust«, sagte Lauren.
Nat blickte Jamie an. »Also, muss ich meinem eigenen Rat folgen? Ich glaube nicht. Schließlich bin ich ja keine Hexe, oder?«
»Nein. Sie haben einen flexiblen und klaren Verstand. Sie können gut mit Energien umgehen, aber Sie sind keine Hexe.«
»Wie kannst du dir da so schnell sicher sein?«, fragte Lauren. »Sind dazu nicht erst diese ganzen Tests nötig, die du mit mir gemacht hast?«
Jamie schüttelte den Kopf. »Nein. Anwesenheit oder Abwesenheit von Macht erspüre ich sehr schnell. Wenn man Zugang zu Machtquellen hat, auch unabsichtlich oder auf nicht erlernte Weise, hinterlässt das einen Abdruck, so etwas wie ein Echo. Dieser Abdruck ist unverwechselbar, und Nat hat ihn nicht.«
»Das ist wirklich ein seltsames Karma. Sie wäre eine sehr viel bessere Hexe als ich.«
Jamie grinste. »Sie wird eine ausgezeichnete Hilfslehrerin sein. Ihr Geist und ihre Gefühle sind stabil, das ist ein großer Vorteil.«
Lauren verdrehte die Augen. »Du hoffst ja nur, dass sie mich bei der Stange hält.«
»Das auch. Doch der Tag war lang. Ruht euch ein wenig aus, dann fangen wir morgen wieder an.« Jamie sah Nat an. »Können Sie morgen wieder mit dabei sein?«
Sie nickte. »Ich komme mit Ihnen.«
Auf der Straße vor der Haustür blieb Nat stehen. »Mein Yoga-Studio ist nur zwei Blocks entfernt. Wir müssen reden. Trinken wir irgendwo auf dem Weg dahin einen Kaffee?«
Jamie blickte auf sie hinunter. Oh, oh. Zeit für die unangenehme Unterhaltung, Teil zwei. Nach der kleinen Ansprache, die sie Lauren gehalten hatte, war ziemlich klar, dass Nat Mumm hatte. Trotzdem fragte er sich, wie sie seine Visionen der Zukunft verkraften würde.
»Der Tee, den Sie in Ihrem Studio haben, wäre mir auch recht.«
Nat bedachte ihn mit einem langen Blick. »Na gut. Und dann erzählen Sie mir, was Sie sonst noch über mein Leben gesehen haben.«
»Das ist Ihnen wohl nicht entgangen, hm? Ich sage es Ihnen, aber erst sollten wir diese fürchterliche Kälte hinter uns lassen.« Schweigend gingen sie die Straße hinunter. Jamie blies Kringel in die Luft und überlegte, wie viel er ihr erzählen sollte.
Die Stille dauerte an, als sie ihn ins Studio ließ und
verschwand, um Tee zu machen. Er schlenderte in den Hauptraum und sah sich um. Alles hier atmete ihr Wesen.
Einige Minuten später kam Nat mit zwei Tassen Tee zurück und ließ sich vor ihm nieder.
Sie ist so erstaunlich ruhig, dachte Jamie. »Wissen Sie, Lauren hat wirklich Glück. Nicht jede Freundin hätte so gelassen reagiert wie Sie heute. Sie fängt gerade erst an zu verstehen, dass ihre Mentalkräfte nichts Gewöhnliches
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