Verhext: Roman (German Edition)
ignorierte das Huhn und starrte Jamies Kopf an. Lauren versuchte seinem Blick zu folgen. Zu Ehren von irgendetwas – sie hatte sich nicht getraut zu fragen, was es war – hatten die Drillinge für alle Krönchen auf den Tisch gelegt. Ihre Vorliebe für Glitzer und Glitter war zwar augenfällig, aber nicht so sehr, um einen Vierjährigen vom Essen abzulenken.
Als Lauren Jamie genauer musterte, schimmerten die Buchstaben auf seinem Kopfschmuck und begannen sich neu zusammenzusetzen zu »CtWumin«. Kichernd schob Lauren Aervyn die korrekte Schreibweise zu. Auf Jamies Krone erschien »Cat Wunem«. Lauren kicherte noch lauter und buchstabierte erneut, aber dieses Mal langsamer. Anscheinend war er in Rechtschreibung kein Wunderkind.
Ginia war die Erste, die verstand, warum Lauren kicherte, und bald darauf giggelte der ganze Tisch, mit Ausnahme von Jamie.
»Was?« Das Hühnerbein blieb auf halber Strecke Richtung Mund stehen, als Jamie endlich mitbekam, dass außer ihm niemand mehr aß. Erfahren in Sachen Hexenstreiche machte er mit einem Blick in die Runde den Schuldigen aus – was vielleicht daran lag, dass das fragliche Kind voller Schadenfreude grinste.
Nell, die anscheinend nur zu gern die Gelegenheit ergriff, ihren Jüngsten noch tiefer hineinzureiten, reichte Jamie einen Spiegel aus ihrer Handtasche. Jamies Mundwinkel hoben sich, und er warf Lauren einen Blick zu. »Er ist erst vier. Was ist deine Entschuldigung?«
Lauren versuchte unschuldig zu gucken. »Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass ich etwas damit zu tun habe.« Als Einzelkind hatte sie keine Übung in Ausflüchten dieser Art.
Jamie grinste süffisant. »Aervyn könnte Cat Woman nicht einmal dann richtig schreiben, wenn sein Leben davon abhinge.«
Der gesamte Tisch brach erneut in Kichern aus. Hastig sah sich Lauren um und riss sich die Krone vom Kopf. »Robin«. Aervyn packte sie am Arm und hielt ihr seine eigene Krone hin. »Was steht drauf, was steht da drauf?«
Lauren musste nicht einmal hinsehen. Sie schickte ein Bild von Batman an Aervyn und zusätzlich noch eine weitere Idee.
Doch Jennie intervenierte, bevor sie Gelegenheit zu ihrer Rache bekamen. »Hebt euch das für heute Abend auf, ihr beiden.«
Lauren sah gerade noch rechtzeitig in ihre Richtung, um auf Jennys Krone »meine Lieblingstante« aufleuchten und wieder verschwinden zu sehen. Als Nesthäkchen lernte man anscheinend, wie man das letzte Wort behielt. Es war eine andere Welt als die gemütlichen, aber sehr stillen Abendessen, die sie in ihrer Kindheit zuhause verlebt hatte.
Und auch als die Familiendinner von jemand anderem. Lauren blickte über den Tisch zu Nat. Ihrer Freundin genoss jeden Augenblick. Mit Ginia zur einen und Jamie zur anderen Seite war sie buchstäblich umrahmt von Menschen, die sie liebten.
Lauren wusste, dass ihr Leben zu Hause in Chicago
war, doch plötzlich war sie sich nicht mehr so sicher, dass das auch für Nat galt. Noch vor einer Woche hätte sie gesagt, dass das Yoga-Studio Nats Ein und Alles sei. Aber wenn sie ihre Freundin jetzt so sah, umringt von einer Familie, die sie ganz selbstverständlich aufgenommen hatte, schien Nats »Ein und Alles« dabei, sich zu wandeln.
Sie versuchte, sich ein Leben in Chicago ohne Nat vorzustellen, und dachte zurück an Jamies Vision. Er hatte Schneemänner mit Nat und Aervyns Doppelgänger gebaut, was in Berkeley ganz sicher nicht möglich war.
In jedem Fall war es nicht an ihr, das herauszufinden. Jamie würde morgen mit ihnen in ein Flugzeug steigen, und alles Weitere lag bei ihm und Nat.
19
Moira saß in ihrem Turm, die Kristallkugel im Schoß. Sie wusste, was an diesem Abend auf dem Spiel stand. Aervyn würde einmal der wichtigste Hexer seiner Generation sein, und der heutige Abend war ein wichtiger Schritt dahin, dass er die Verantwortung, die eine so große Macht mit sich brachte, übernahm.
Als Irin glaubte Moira daran, dass Aervyns Schicksal schon vor seiner Geburt feststand. Sie wusste, dass es ihm vorherbestimmt war, eine Wahl zu treffen, und verstand nur zu gut, dass die Menschen manchmal eine schlechte Wahl trafen.
Aber Aervyn würde das Richtige tun: für seine Macht, seine Familie und ein jahrtausendealtes Hexengeschlecht. Dessen war sie sich sicher. Niemand, der bei seiner Geburt anwesend gewesen war und die Mächte gespürt und die Vorzeichen gesehen hatte, konnte daran zweifeln.
Was jedoch niemand vorhergesehen hatte, dachte Moira mit Befriedigung, war die Frau, die als
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