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Verhext: Roman (German Edition)

Verhext: Roman (German Edition)

Titel: Verhext: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debora Geary
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anderen wurden Kerzen verteilt.
    Ein alter Mann mit einem Baby im Arm stand auf und hielt seine Kerze in die Höhe.
    »Wir umgeben diesen Kreis
mit unserer Liebe und unserer Macht.
Dass er euch schütze auf unser Geheiß.
Wir halten das Licht und umfangen die Nacht,
beobachten, warten, ruhig und leis.
Dies ist mein Wille, also geschehe es.«
    Bei seinen letzten Worten flammte die Kerze auf, und das Baby gluckste entzückt.
    Mit der Flamme wurde eine Kerze nach der anderen entzündet, bis der äußere Kreis einen Ring aus Licht bildete. Wie auf ein stummes Stichwort hin stimmten die Instrumente einen leisen Rhythmus an. Nat begann mit klarer Stimme zu singen, ein sanftes Mantra, in das sich bald viele andere Stimmen mischten.
    Lauren hörte Jennies Stimme in ihrem Kopf. Öffne deinen Geist, Schatz. Fühle, was sie dir geben.
    Lauren suchte ihre Mitte, konzentrierte sich, machte ihre Barrieren weicher und ließ die Liebe hereinströmen. Einige im äußeren Kreis waren noch Fremde für sie, und trotzdem empfanden sie Liebe. Liebe für die Traditionen, Liebe für die Gemeinschaft und eine tiefe Liebe füreinander  – das alles gaben sie dem inneren Kreis zu seinem Schutz und seiner Unterstützung. Sie müsste sich eigentlich von alldem erdrückt fühlen.
    Lauren atmete ein und nahm Nats stille Freude in sich auf, Ginias träumerisches Lied, das Staunen des kleinen Jungen mit den violetten Haaren, der seinen ersten Kreis erlebte. Sie fühlte sich nicht erdrückt.
    Sie sah Aervyn an. Sein Hörgerät war zu sehen. Die letzten Schmetterlinge in ihrem Bauch kamen zur Ruhe. Alles würde gut werden.
    Das Erdtrio erhob sich, Mike mit einer Handvoll Erde, Sophie und Tabitha mit ausgestreckten Händen.
    »Wir im Norden rufen die Erde,
auf dass Fruchtbarkeit und Leben werde.
Wir im Norden rufen die Erde.
Die Steine unter unseren Füßen,
die Klippen, die das Meer begrüßen.
Wir bitten dich, Erde, erhöre uns drei,
folge dem Ruf und eile herbei.
Dies ist mein Wille, also geschehe es.«
    Lauren zuckte zusammen, als sie deutlich das Anschwellen der Erdmacht spürte. Panik stieg in ihr hoch. Es war noch zu früh für sie, die Macht zu übernehmen. Jennie schickte ihr Ruhe. Das ist nur die Macht dieses Ortes, die du spürst, mein Kind, und vielleicht das Echo von dem, was Tabitha channelt. Wir werden uns erst mit dir verbinden, wenn du bereit bist.
    Als Nächster stand Jamie auf, flankiert von Aurelia und Scott. Der Wind fuhr ihnen durchs Haar.
    »Wir im Osten rufen die Luft,
der Seele Atem und des Lebens Duft.
Wir im Osten rufen die Luft,
des Ozeans Stürme mit wildem Beben,
die sanften Brisen, die die Nacht durchweben.
Wir bitten dich, Luft, erhöre uns drei,
folge dem Ruf und eile herbei.
Dies ist mein Wille, also geschehe es.«
    Dieses Mal war Lauren auf das heftige Wirbeln der Macht besser vorbereitet. Nun erhoben sich Nell, Caro und Govin im Licht der Feuerkugeln in Nells ausgestreckten Händen.
    »Wir im Süden rufen das Feuer,
Erschaffer, Zerstörer und Willenskraft.
Wir im Süden rufen das Feuer,
das Sonne und Sterne am Himmel erschafft.
Wir bitten dich, Feuer, erhöre uns drei,
folge dem Ruf und eile herbei.
Dies ist mein Wille, also geschehe es.«
    Die Energie des Feuers war pulsierend und heiß. Lauren war ziemlich nervös, als die Macht sie umtanzte. Jennie und Nathan halfen Edric auf, der schwerfällig auf die Füße kam. Er hob eine durchsichtige Schale mit Wasser gen Himmel.
    »Wir im Westen rufen das Wasser,
Strom des Lebens und klärender Regen.
Wir im Westen rufen das Wasser,
des Ozeans Fülle, des Lebens Segen.
Wir bitten dich, Wasser, erhöre uns drei,
folge dem Ruf und eile herbei.
Dies ist mein Wille, also geschehe es.«
    Ob Hexe oder nicht, in diesem Moment spürten alle die Macht an diesem magischen Ort  – die Flamme des Feuers, die Kraft der Erde, die Geschmeidigkeit des Wassers und den wirbelnden Tanz der Luft. Lauren konnte sehen, wie sich die Macht über den beiden Kreisen zu einer leuchtenden Kuppel wölbte und sich dem dunkler werdenden Himmel entgegenstreckte. Ihre eigene mentale Kuppel vibrierte, als Zeichen des Willkommens und des Wohlbefindens.
    Es war Zeit.
    Lauren fasste nach Aervyns Geist. Für einen Moment fühlte sie die Macht, die er an diesem Ort spürte, und erschauderte. Wie konnte ein einzelner kleiner Junge das alles in sich tragen? Sie unterdrückte die Angst, die plötzlich in ihr aufstieg, und vertiefte ihre Verbindung mit ihm.
    Genau wie im Übungskreis ließ Lauren an der

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