Verhext
um Julianas Hand angehalten.«
»Nein?« Marcus zuckte mit den Schultern. »Tja, ich nehme an, es besteht keine besondere Eile mehr, nun, da du weißt, daß ich keine Einwände gegen eure Heirat habe.«
»Ich werde sofort mit ihr sprechen«, sagte Bennet eifrig. »Zweifellos möchte sie die Verlobungsanzeige noch vor Ende der Saison in die Zeitung setzen.«
»Zweifellos.« Marcus nahm erneut einen Schluck Brandy zu sich. Bis zum Ende der Saison waren es noch anderthalb Monate.
»Marcus, ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll.« Bennet fuhr sich mit der Hand durch die sorgsam zerzausten Locken. »Einen derartigen Sinneswandel hätte ich nicht von dir erwartet.« »Ich auch nicht«, murmelte Marcus.
Bennet runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
»Ich habe übereilt gehandelt und mein Tun erst im nachhinein überdacht. Ich hoffe, du verzeihst mir.«
»Ja, natürlich.« Bennet zögerte. »Danke. Ich kann dir gar nicht sagen, wieviel mir das bedeutet. Du wirst sehen, Juliana ist eine wahre Lady. Sie wird mir eine hervorragende Frau sein.«
»Ich nehme an, du willst das Hochzeitsdatum irgendwann für das kommende Frühjahr festlegen wollen.«
»Nächstes Frühjahr?« Bennet wirkte leicht beunruhigt. »Bis dahin ist es aber noch ziemlich lange.«
»Wir könnten eine sechsmonatige Verlobungszeit arrangieren, aber man sagte mir, ein Jahr sei die normale Dauer.«
»Nun, was das betrifft, hatte ich eigentlich gar nicht an eine vorherige Verlobungszeit gedacht. Ehrlich gesagt hatte ich vor, eine Kutsche zu mieten und mit Juliana nach Gretna Green durchzubrennen.«
Marcus hätte sich beinahe an seinem Brandy verschluckt. »Hhh.«
»Ist alles in Ordnung?«
»Ja.« Marcus erholte sich, atmete tief ein und goß dann den Rest seines Brandys in sich hinein. »Das ist ja nun nicht mehr nötig. Ich bin sicher, daß Mrs. Dorchester eine große Hochzeitsfeier für ihre einzige Tochter ausrichten will.«
»Bestimmt. Und Juliana versucht, eine gute Tochter zu sein. Das ist eine ihrer zahlreichen Tugenden.«
»Ach.«
»Tja, nun.« Bennet grinste. Er sah aus, als sei ihm eine gewaltige Last von den Schultern genommen worden. »Ich werde mit Juliana sprechen und dir dann sagen, wie lange die Verlobungszeit sein soll.«
»Natürlich. Das bleibt ganz euch überlassen. Nur bedenke bitte, daß Dorchesters Mittelsmann genug Zeit braucht, um mit Barclay zu verhandeln.«
»Das tue ich. Marcus, ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich sage, daß mich diese plötzliche Wendung ziemlich verwirrt.« »Ach ja?«
»Du mußt zugeben, daß es dir nicht gerade ähnlich sieht, eine einmal getroffene Entscheidung zurückzunehmen, vor allem, wenn es um etwas derart Wichtiges geht. Es ist schließlich einer deiner Grundsätze, einen einmal gefaßten Entschluß nicht mehr rückgängig zu machen.«
»Vielleicht werde ich ja mit zunehmendem Alter etwas weicher.«
»Und es sieht dir noch weniger ähnlich, daß du dich entschuldigst.«
Allmählich wurde er - dank Iphiginia - all seinen Grundsätzen untreu. »Das ist mir bewußt.«
»Würde es dir etwas ausmachen, mir zu erzählen, wie es zu diesem plötzlichen Sinneswandel gekommen ist?«
»Ich hatte Zeit, um über die Sache nachzudenken, und dabei kam ich zu dem Schluß, daß ich mich geirrt habe.«
Bennet sah ihn genau an. »Und was ist mit der anderen Sache?«
»Welcher anderen Sache?«
»Juliana sagte, du hättest nicht nur gedroht, mich zu enterben, wenn ich ohne deine Zustimmung heirate, sondern du hättest obendrein noch die Absicht geäußert, selbst zu heiraten.« Bennet legte den Kopf schräg. »War das auch ein Bluff?«
»Nein.«
Bennet lächelte. »Freut mich zu hören.«
»Ach ja?«
»Natürlich. Ich sage dir schon seit Jahren, daß es höchste Zeit ist, wieder zu heiraten. Ich habe dich davor gewarnt, daß du dich eines Tages in einen deiner mechanischen Automaten verwandelst, wenn du so weitermachst.«
»Ich hoffe, daß es soweit nicht kommen wird.«
»So?« Bennet bedachte ihn mit einem fragenden Blick. »Und wer ist die Glückliche?«
»Das kann ich noch nicht sagen. Es gibt gewisse, eh, Detailfragen, die noch nicht ganz geklärt sind.« »Ja, ja, ich weiß.« Bennet machte eine ungeduldige Handbewegung. »Wenn es schon bei meiner Heirat viel zu bedenken gibt, kann ich mir denken, daß es in deinem Fall noch viel schlimmer ist. Schließlich hast du einen Titel und verfügst über ein beachtliches Vermögen.«
»Ja.«
»Aber mir kannst du es doch sagen, Marcus.
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