Verhext
blenden schien. »Danke.«
Sie würde eine perfekte Gräfin abgeben, dachte Marcus.
Er begleitete sie bis zur Tür und wartete, bis sie sicher im Haus war. Er mußte all seine Willenskraft aufbieten, um draußen auf der Treppe zu bleiben. Der Drang, sie in die Arme zu nehmen und sie hinauf in ihr Schlafzimmer zu tragen, war nahezu überwältigend.
»Mit einer Sache hattest du recht«, flüsterte Iphiginia mit sanfter, verträumter Stimme, als er die Tür schließen wollte.
Er blieb stehen. »Womit?«
»Dieses Mal war es viel schöner.«
Er grinste. »Nicht wahr? Und es war noch nicht mal nötig, einen Arzt zu rufen, um mich hinterher wieder zum Leben zu erwecken.«
Iphiginia lächelte zufrieden. »Offensichtlich hast du eine wirklich gute Konstitution.«
»Offensichtlich.«
Marcus schloß die Tür und stieg die Treppe hinab. Er pfiff leise vor sich hin und atmete tief ein.
»Eine angenehme Nacht, M’lord«, sagte Jenkins, während er die Tür der Kutsche öffnete.
»In der Tat. Sagen Sie Dinks, er soll uns nach Hause fahren.«
»Sehr wohl, M’lord.«
Marcus schwang sich in die Kutsche und ließ sich auf den Sitz sinken, auf dem er und Iphiginia sich geliebt hatten. Auf dem ebenholzfarbenen Samt schimmerte es weiß.
Marcus hob Iphiginias Handschuh auf. Er lag weich wie eine Sternschnuppe in seiner breiten, muskulösen Hand.
Zu Hause angekommen, begab sich Marcus direkt in seine Bibliothek. Er hatte Zeit genug, sich seine Entscheidung zu überlegen, ehe sein Bruder aus der Stadt zurückkommen würde.
Es war fast drei Uhr morgens, als Bennets Kutsche rumpelnd vor dem Stadthaus zum Stehen kam.
Marcus hielt sein Brandyglas in beiden Händen und sah in Richtung der Tür.
Er brauchte nicht lange zu warten, bis Bennet in den Raum gestürmt kam. »Lovelace sagte, du wolltest mich sprechen.«
»Ja.«
Bennet stapfte zum Kamin, legte einen Arm auf den Sims und setzte eine trotzige Miene auf. »Nun, worum geht’s? Ich kann mir nicht vorstellen, worüber wir noch miteinander sprechen sollten.«
Marcus blickte ins Feuer. »Ich bedauere, daß ich versucht habe, mich in deine Heiratspläne mit Miss Dorchester einzumischen.«
Bennet starrte ihn an. »Was sagst du da?«
»Du hörst doch.« Marcus nippte an seinem Brandy. »Ich hätte nicht versuchen sollen, die Dorchesters abzuschrecken. Ich hatte nicht das Recht, damit zu drohen, dich zu enterben, vor allem, da ich niemals die Absicht hatte, diese Drohung wahrzumachen. Es war nichts weiter als ein Bluff.«
»Marcus, was sagst du da? Soll das Ganze vielleicht irgendein schlechter Scherz sein?«
»Wenn du Juliana Dorchester heiraten willst, dann sei versichert, daß du ihr ein standesgemäßes Leben wirst bieten können. Dir wird weiterhin dein volles Einkommen zur Verfügung stehen. Morgen werde ich meinen Sekretär anweisen, einen Vertrag zu errichten, der dein Erbe sichert.«
Bennet starrte seinen Bruder völlig verwirrt an. »Ich verstehe nicht. Willst du mir damit etwa sagen, daß du deine Zustimmung zu meiner Verlobung mit Juliana gibst?«
»Ja.« Marcus machte eine Pause. »Morgen werde ich zu Dorchester gehen und ihm erklären, daß ich nichts dagegen habe, wenn ihr eure Verlobung bekanntgebt.«
»Aber vorhin hast du noch gesagt, daß du unsere Verlobung niemals tolerieren würdest.«
»Ich habe eine ganze Menge gesagt. Aber es tut mir leid. Bitte entschuldige.«
»Du bittest mich um Entschuldigung?« Bennet stand da wie vom Donner gerührt.
Marcus blickte seinen Bruder an. »Ich kann nur sagen, daß ich dachte, ich würde dich vor einem Schicksal ähnlich dem meinen bewahren.«
»Verdammt, Juliana ist nicht Nora.«
»Du hast recht«, sagte Marcus. »Sie ist nicht Nora.«
Bennet schüttelte den Kopf, als traue er seinen Ohren nicht. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Du bist mein Bruder, der einzige Verwandte, den ich habe. Ich würde dich ebensowenig enterben, wie ich mir jemals den Arm abschneiden würde. Ehrlich gesagt würde ich lieber meinen Arm verlieren als deine Zuneigung und dein Vertrauen.«
»Ich glaube, du meinst wirklich, was du da sagst.«
Marcus drehte das Glas in seinen Händen und beobachtete das Licht der Flammen, das durch das Kristall tanzte. »Du kannst Dorchester ausrichten, daß sich sein Sekretär bei Barclay melden soll, um den Ehevertrag aufzusetzen. Weißt du, solche Dinge brauchen viel Zeit. Ein paar Monate sind nicht ungewöhnlich, wenn es um so viel Geld geht.«
»Uh, Marcus, ich habe noch gar nicht
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