Verhext
wird?«
»Ja.« Herbert warf Iphiginia einen verlegenen Blick zu. »Keiner weiß etwas Genaues. Eine Menge Leute haben auf die Tochter der Chumleys oder auf Elizabeth Anderson gesetzt. Für beide ist es die erste Saison. Wirklich süße Mädchen. Gute Familien.«
Iphiginia blieb Herberts wachsendes Unbehagen und der besorgte Blick ihrer Tante nicht verborgen. Also setzte sie ein Lächeln auf. »Wenn es eine Sache gibt, die die Leute inzwischen in bezug auf Masters gelernt haben sollten, dann, daß es nur wenig Sinn hat zu versuchen, ihn zu durchschauen.«
»Er ist ein durch und durch rätselhafter Mensch, das stimmt«, pflichtete Herbert ihr eilig bei. »Das weiß jeder. Man kann nie sagen, was in seinem Hirn vorgeht.«
»Ein so großes Geheimnis kann die Sache ja wohl nicht sein«, sagte Zoe. »Außer Masters muß noch irgend jemand Bescheid wissen. Schließlich sind an einer Heirat immer zwei Parteien beteiligt.«
»Sie meinen die Braut?« Herberts Brauen hüpften mehrere Male auf und ab. »Wenn Masters sie und ihre Familie gebeten hat, die Sa- | che geheimzuhalten, bis er bereit ist, die Verlobung offiziell bekanntzugeben, dann dürfen Sie sicher sein, daß die Leute den Mund halten werden. Keine Frau würde es wagen, sich seinen Wünschen zu widersetzen. Nicht, wenn sie Interesse daran hätte, die beste Partie der Londoner Gesellschaft zu machen.«
»Das stimmt wohl«, gab Zoe zu. »Masters war immer schon ein durchsetzungsfreudiger Mensch.«
»Genau.« Herbert wandte sich mit einem Lächeln an Iphiginia. »Mrs. Bright, dürfte ich Sie um diesen Tanz bitten?«
»Ja, danke, Herbert.« Alles, nur um die Diskussion über Marcus’ Heiratspläne zu beenden, dachte sie und stellte ihr Glas ab.
Als die Musiker zu einem Walzer ansetzten, führte Herbert sie hinaus auf die Tanzfläche und nahm sie dezent in die Arme. Dabei sah er sie besorgt an.
»Diese ganze Geschichte von Masters’ Verlobung regt Sie sicher sehr auf, nicht wahr, meine Liebe?«
»Nicht im geringsten«, sagte Iphiginia bestimmt. »Wie Sie wissen, sind Masters und ich sehr gute Freunde. Ich kann Ihnen demnach versichern, daß das Gerücht über seine Verlobung wirklich nichts anderes ist. Ein Gerücht.«
»Verzeihen Sie, aber ich bin auch Ihr Freund, Iphiginia«, sagte Herbert sanft. »Ich habe das Gefühl, daß wir beide einander in vielen Dingen sehr ähnlich sind. Und auch wenn ich weiß, daß ich nicht dieselbe intime Beziehung zu Ihnen genieße wie Masters, mache ich mir doch ernsthafte Sorgen um Sie.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen. Aber dazu besteht keine Veranlassung.«
»Die Sache ist die - es ist bekannt, daß der Mann einfach skrupellos ist, meine Liebe. Es ist ihm durchaus zuzutrauen, daß er diese unschuldige junge Frau heiratet, die er sich als Frau ausgesucht hat, und trotzdem weiterhin seine Beziehung zu Ihnen aufrechterhält.«
»Keine Sorge.«
»Etwas Derartiges werden Sie doch sicher nicht hinnehmen?« fragte Herbert ehrlich verzweifelt. »Eine solche Situation wäre für eine stolze, willensstarke Frau wie Sie unerträglich. Es hieße, daß Sie ihn mit seiner Frau teilen müßten.«
Iphiginia sah ihn scharf an. »Man muß seine Freunde immer mit anderen Menschen teilen, Herbert.«
»Verdammt, er ist Ihr Liebhaber, nicht Ihr Freund. Das ist ja wohl ein himmelweiter Unterschied.«
»Es reicht, Herbert.«
Herbert lief dunkelrot an. »Ich wollte Ihnen keineswegs zu nahe
treten, aber alle Welt weiß über Ihre Beziehung zu Masters Bescheid.«
»Ach ja?«
»Nun, natürlich. Das war schließlich nie ein Geheimnis. Iphiginia, ich habe das Gefühl, daß es an der Zeit ist, ehrlich zu Ihnen zu sein. Als Ihr treuer und ergebener Freund muß ich Sie bitten, sich Ihr weiteres Vorgehen sorgfältig zu überlegen. Sie sind die eleganteste, schönste, intelligenteste, bewundernswerteste Frau, die mir jemals begegnet ist.«
»Nun, danke, Herbert.« Dieses galante Geständnis rührte Iphiginia. »Es ist sehr freundlich von Ihnen, so etwas zu sagen.«
»Sie sind eine so ehrenwerte, tugendhafte Person, daß ich Sie einfach bitten muß, an Ihre Zukunft zu denken. Es ist eine Sache, eine, eh, exklusive Beziehung zu einem mächtigen Mann wie Masters zu genießen. Aber es ist etwas vollkommen anderes, als Gespielin neben der Ehefrau gehalten zu werden.«
»Als Gespielin?« Iphiginia blieb mitten auf der Tanzfläche stehen.
Herbert sah sie hilflos an. »Masters wird Ihnen niemals die Ehe anbieten können, Madam. Alle Welt
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