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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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wie verfahren Herzensangelegenheiten sein konnten. Bis jetzt hatte sie angenommen, ihr Problem bestünde lediglich darin, daß sie einen Mann liebte, dem es seine eigenen Regeln verboten, sich einzugestehen, daß er sie ebenfalls liebte. Aber vielleicht war die Lage ja noch viel ernster. Vielleicht war Marcus in seinen eigenen Regeln so gefangen, daß er nie wieder lernen würde, eine Frau zu lieben.
    »Zur Hölle mit dir, Nora«, flüsterte Iphiginia.
    Amelia blickte auf. »Was?«
    »Nichts.« Iphiginia trommelte nervös auf der Tischplatte herum. Eins war sicher. Sie mußte aufpassen, daß sie nicht schwanger wurde. Das fehlte ihr gerade noch, denn dann würde Marcus auf jeden Fall darauf bestehen, sie zu heiraten. Und ihr bliebe nichts anderes übrig, als seinen Antrag des Kindes wegen anzunehmen.
    »Weißt du was, Amelia? Es ist verdammt kompliziert, eine Mätresse zu sein.«
    »Ich habe gehört, es sei noch schwieriger, eine Ehefrau zu sein«, sagte Amelia.
    »Ja, ich nehme an, das stimmt.«
    Aber wenn Marcus sie liebte, dachte Iphiginia wehmütig, dann würde sie dieses Risiko eingehen.
    Als Iphiginia am Nachmittag von einem Einkaufsbummel zurückkam, lag der Zettel auf dem weißen Samtsitz ihrer Kutsche. Beim Anblick des zusammengefalteten Papiers wurde sie von einer dunklen Vorahnung befallen.
    Sie wartete, bis der Kutscher die Tür geschlossen hatte, ehe sie die Nachricht aufnahm. Erleichtert stellte sie fest, daß der Brief weder schwarzes Wachs noch ein Phönix-Siegel zeigte.
    Langsam faltete sie den Zettel auseinander.
    Meine liebe Pandora!
    Wenn Sie die Büchse öffnen möchten, um die Wahrheit über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu erfahren, dann kommen Sie um Punkt Mitternacht in die Lamb Lane Nummer neunzehn, eine Nebenstraße der Pall Mall.
    Kommen Sie allein. Erzählen Sie niemandem etwas davon.
    Wenn Sie nicht kommen oder wenn Sie jemanden mitbringen, wird ein Mensch, den Sie lieben, die Konsequenzen zu tragen haben. Ihre Schwester vielleicht? Oder Ihre Tante, Lady Guthrie?
    Ein Freund.
    Iphiginias Hände zitterten, als sie den Brief wieder zusammenfaltete.
    Ihre Schwester.
    Ihre Tante.
    Die Worte schienen in das Papier eingebrannt zu sein. Die Drohung war unmißverständlich. Wer auch immer wußte, daß sie eine Schwester hatte und daß Zoe ihre Tante war, wußte alles.
    Meine liebe Pandora...
    Eilig faltete Iphiginia den Zettel noch einmal auseinander und vertiefte sich in die Anrede. Sie bezog sich eindeutig auf die griechische Sage von der Frau, die der Versuchung erlegen war, in die magische Büchse hineinzublicken, und die dadurch Chaos und Elend hervorgerufen hatte.
    In diesem Augenblick fühlte Iphiginia sich wirklich wie Pandora. Demjenigen, der ihr die Nachricht hatte zukommen lassen, war die Ähnlichkeit anscheinend ebenfalls aufgefallen.
    Iphiginia war der Versuchung einer Affäre mit Marcus erlegen, und jetzt bestand ihre Welt nur noch aus Problemen.

Kapitel siebzehn
    In der Lamb Lane waren noch keine Gaslaternen installiert worden. Die kleinen Läden in der engen Straße lagen in vollkommener Dunkelheit. Das fahle Licht des nur hin und wieder zwischen den Wolken auftauchenden Mondes bot gerade genug Helligkeit, daß Iphiginia erkennen konnte, daß die Mietdroschke, in der sie saß, weit und breit das einzige Fahrzeug war.
    Die Kutsche kam quietschend und knarrend zum Stehen. Iphiginia zuckte zusammen, als der Kutscher auf das Dach klopfte, um ihr zu bedeuten, daß sie angekommen waren.
    »Lamb Lane Nummer neunzehn«, rief er laut.
    Iphiginia schlang ihren dunklen Umhang enger um ihren Körper und setzte die Kapuze auf. Dann öffnete sie die Tür und stieg vorsichtig aus.
    »Vergessen Sie nicht«, sagte sie zu dem Mann auf dem Kutschbock. »Ich habe Sie dafür bezahlt, daß Sie hier auf mich warten.«
    »Ja, ja, ich warte«, murmelte der Kerl mit verdrießlicher Stimme. »Aber wenn Sie irgendwelche Kunden mitbringen, verlange ich was extra.«
    »Wie bitte?«
    »Sie ham gehört, was ich gesagt hab’. Wenn Se sich einbilden, daß Se meine Kutsche als Schlafzimmer benutzen können, dann will ich ’ne vernünftige Miete dafür. Ich will von Ihnen die gleiche Stundenrate wie von den andern Mädchen.«
    Iphiginia spürte, wie sie vor Zorn und Verlegenheit puterrot anlief. »Was in aller Welt bilden Sie sich eigentlich ein, guter Mann?«
    »Daß Sie dasselbe vorham wie die meisten andern Mädels, die sich um diese Zeit in diesem Stadtteil rumtreiben. Geschäfte. Aber jetzt gehn Se

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