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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Iphiginia stolperte auf die Füße, glitt an Marcus vorbei und rannte hinüber zu ihrer Cousine. Dann legte sie die Arme um die völlig aufgelöste Frau. »Beruhige dich, Cousine. Es ist alles in Ordnung. Er hat mir nichts getan, das schwöre ich.«
    Amelia hob den Kopf und starrte Iphiginia verständnislos an. Dann drehte sie sich um und sah in Marcus’ Richtung. »Wer ist das? Was macht er hier? Ich wußte, daß dein Plan gefährlich ist. Ich wußte, daß früher oder später irgendein Mann versuchen würde, dir zu nahe zu treten.«
    Iphiginia tätschelte ihr beruhigend den Arm. »Amelia, ich möchte dir den Earl of Masters vorstellen. Mylord, dies ist meine Cousine, Miss Amelia Farley«
    Marcus zog eine Braue hoch und legte den Schürhaken beiseite. »Ich nehme an, es sollte mir ein Vergnügen sein.«
    Amelia starrte ihn entgeistert an. »Aber Sie müßten tot sein.«
    »Das sagte man mir bereits.« Er verzog den Mund zu einem unmerklichen Grinsen. »Doch hier bin ich - unübersehbarer Beweis des Gegenteils.«
    Amelia fuhr zu ihrer Cousine herum. » Also hat ihn der Erpresser gar nicht umgebracht?«
    »Offenbar nicht.« Iphiginia errötete und strich hastig ihr Kleid glatt. Sie bemerkte, daß eine ihrer Federn neben Marcus’ Fuß auf dem Boden lag. »Es ist wirklich eine große Erleichterung zu wissen, daß wir es doch nicht mit einem Mörder zu tun haben, nicht wahr?«
    Amelia blickte Marcus mit zusammengekniffenen Augen an. »Da bin ich mir nicht so sicher. Womit genau haben wir es denn zu tun?«
    »Das ist eine gute Frage. Auf jeden Fall nicht mit einem Geist.« Marcus bückte sich, hob die weiße Feder auf und reichte sie Iphiginia. »Ich werde Ihnen mit dem größten Vergnügen dabei behilflich sein, die Frage genauer zu erörtern, Mrs. Bright. Aber da es bereits recht spät ist und die Stimmung des Abends durch die Ereignisse der letzten Minuten ein wenig getrübt worden ist, glaube ich, daß ich jetzt besser gehe.«
    »Ja, natürlich, Mylord.« Iphiginia riß ihm die Feder aus der Hand. »Aber Sie haben es ernst gemeint, als Sie sagten, Sie würden mir gestatten, mich weiter als Ihre Mätresse auszugeben, nicht wahr?«
    »Und ob ich es ernst gemeint habe, meine liebe Mrs. Bright.« Marcus’ Augen blitzten im Licht der Lampe. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um Ihnen zu helfen, Ihr kleines Täuschungsmanöver so realistisch durchzuführen, daß niemand den Unterschied zu einem richtigen Verhältnis bemerkt.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir.« Iphiginia war ihm wirklich dankbar. »Ist es Ihre intellektuelle Neugier, die Sie dazu bewegt, mir zu helfen, Mylord, oder ist es Ihre angeborene Galanterie?«
    »Ich fürchte, mein Angebot hat nichts mit Galanterie zu tun, Madam.«
    »Dann muß es an Ihrer intellektuellen Natur liegen«, stellte sie zufrieden fest.
    Er warf ihr einen amüsierten Blick zu, während er zur Tür schritt. »Wie gut Sie mich doch kennen.«
    »Das sollte sie auch.« Amelia starrte ihn immer noch finster an. »Sie hat schließlich ausführliche Nachforschungen über Sie angestellt, Mylord.«
    »Ich fühle mich geehrt.« Marcus trat in die Eingangshalle. Dort blieb er stehen und sah Iphiginia nachdenklich an. »Sorgen Sie dafür, daß die Eingangstür verschlossen wird, nachdem ich gegangen bin.«
    Iphiginia lächelte. »Natürlich, Mylord.«
    Marcus trat hinaus in die Nacht und schloß lautlos die Tür.
    In der Bibliothek herrschte angespanntes Schweigen. Einen Augenblick später hörten die beiden Frauen, wie die Räder der schwarzen Kutsche des Grafen sich ratternd in Bewegung setzten.
    Amelia wirbelte zu ihrer Cousine herum. Sie hatte inzwischen die Beherrschung wiedergefunden, aber in ihren sanften braunen Augen lag immer noch eine Spur der alten Furcht.
    Sie war sechsundzwanzig, ein Jahr jünger als Iphiginia. In vielerlei Hinsicht war sie die weitaus Hübschere von ihnen beiden, mit ihren feinen Gesichtszügen, dem schimmernden dunkelbraunen Haar und den herrlichen Augen. Aber sie wirkte äußerst unnahbar, beinahe streng.
    »Ich dachte, er hätte dich überwältigt«, flüsterte sie.
    »Ich weiß, daß du das dachtest. Ich verstehe deine Besorgnis. Aber er hat mich wirklich nur geküßt, Amelia.«
    Iphiginia war der einzige Mensch, dem Amelia jemals die Einzelheiten des höllischen Erlebnisses anvertraut hatte, das sie vor acht Jahren als achtzehnjährige Hauslehrerin gehabt hatte.
    Amelias Mutter war bei der Geburt ihrer Tochter gestorben. Amelia war von

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