Verhext
ungewöhnliche Frau, Iphiginia. Nicht im geringsten das, was ich erwartet hatte.« Marcus’ Stimme war tief und dunkel, schwer vor Sinnlichkeit. »Aber du bist genau das, was ich heute nacht will.«
Sie konnte nicht antworten, nicht nur, weil er erneut ihren Mund mit seinen Lippen bedeckte, sondern auch, weil sie von Kopf bis Fuß zitterte. Seine Arme legten sich enger um sie, während er zunächst sanft, dann werbend und schließlich fordernd an ihrer Lippe saugte. Seine Hände spannten sich fest um ihre Schultern.
Sie keuchte und öffnete den Mund. Er reagierte, indem er mit der Zunge zwischen ihre Zähne glitt.
Die momentane Starre, die von ihrer anfänglichen Überraschung herrührte, löste sich, und Iphiginia fühlte sich unglaublich warm und geschmeidig. Hitze wallte in ihrem Unterkörper auf. Es war ein außerordentlich angenehmes Gefühl.
Das gedämpfte Stöhnen, das ihr entfuhr, schien Marcus zu gefallen. Seine Finger gruben sich in ihre Haut. Eine neue Woge herrlicher Schauder fuhr durch ihren Körper.
Sie hob ihre Hände und griff nach den baumelnden Enden seiner langen weißen Krawatte. »Ich bin wirklich verblüfft, Mylord.«
»Ja, nicht wahr?« Er küßte ihre Wange und ihre Nasenspitze. »Und ich versichere dir, daß du nicht verblüffter bist als ich.«
»Mylord.«
»Ich heiße Marcus.«
»Oh, Marcus.« Da die Flammen der Leidenschaft sie zu verzehren drohten, ließ sie von seiner Krawatte ab und schlang ihre Arme um seinen Hals.
Die Bewegung brachte ihren Körper in engeren Kontakt mit dem seinen. Sie preßte sich eng an ihn. Ihre Brüste wurden gegen seinen breiten Oberkörper gedrückt. Sie spürte die schockierend harte Wölbung seiner Männlichkeit in seiner Hose.
Seine langen Finger strichen sanft über ihren Nacken.
Als Reaktion auf diese Berührung schrie sie leise auf. Die Stelle zwischen ihren Beinen wurde feucht. Ihr Kopf fiel zurück, und seine Lippen fanden ihren Hals.
»Marcus. Gütiger Himmel.« Sie vergrub ihre Finger in seinem Haar. Die ganze Welt schien sich um sie zu drehen. Sie konnte nicht mehr denken.
»Ich glaube, du gibst eine hervorragende Mätresse ab, meine Süße.« Marcus trat einen Schritt zurück in Richtung des breiten grün-goldenen Sofas. Iphiginia zog er mit.
Sie hörte einen dumpfen Knall, als sein Stiefel gegen einen der zerbrochenen Marmorklötze stieß.
»Verdammt.«
»Oh, je.« Iphiginia wich ein wenig zurück. »Seien Sie vorsichtig, Mylord. Sie werden sich noch weh tun.«
»Zweifellos, aber ich nehme an, das ist es wert.« Marcus machte einen Schritt um den Stein herum und ließ sich rückwärts auf das Sofa fallen.
Er ließ einen Fuß auf dem Boden und zog Iphiginia auf sich. Sie sank auf seinen harten, muskulösen Körper, und er fing sie zwischen seinen Schenkeln. Ihre duftigen Röcke flatterten kurz, als wollten sie gegen die ungestüme Behandlung protestieren, doch dann ergaben sie sich mit einem leisen Flüstern und legten sich weich um seinen Beine.
Die Hitze, die von Marcus ausging, drohte Iphiginia zu verbrennen. Nie zuvor hatte sie die Nähe eines Menschen mit einer derartigen Intensität gespürt.
Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und zog ihren Mund auf seine Lippen herab.
Eine entsetzte Stimme, die aus Richtung der Tür zu ihnen herüberschrie, brach den Bann. »Iphiginia. Was geht hier vor sich?«
Verwirrt durch Marcus’ Zärtlichkeit hob Iphiginia den Kopf. »Amelia?«
»Lassen Sie sofort von ihr ab, Sie nichtswürdiger Mensch. Hören Sie mich? Um Gottes willen, lassen Sie sie los.«
»Amelia, warte. Hör auf.« Iphiginia stützte sich auf ihre Hände und wandte den Kopf in Richtung der Tür. Dort stand Amelia in einem Chintzmorgenmantel, mit offenem Haar, bereit, sich durch das Wirrwarr an Statuen und Möbeln auf den Angreifer zu stürzen.
»Amelia, es ist alles in Ordnung.« Iphiginia versuchte, sich aufzusetzen.
Amelia hielt inne, aber nur lange genug, um sich einen Schürhaken vom Kamin zu schnappen, den sie drohend schwang. Sie starrte Marcus mit finsterer Miene an. »Lassen Sie sie sofort los, Sie Bastard, oder ich schlage Ihnen den Schädel ein. Das schwöre ich.«
Mit einer eiligen, überraschend heftigen Bewegung schob Marcus Iphiginia beiseite, rollte von der Sofakante und sprang auf die Beine. Er streckte die Hand aus und entriß Amelia den Schürhaken, noch ehe sie wußte, wie ihr geschah.
Amelias Entsetzensschrei ging über in einen hohen, schmerzlichen Klagelaut.
»Amelia, beruhige dich.«
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