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Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ihrem gelehrten, aber armen Vater aufgezogen worden, der ihr das einzige gegeben hatte, von dem sie im Übermaß besaß -Bildung. Als er gestorben war, war das magere Lehrergehalt, von dem er und seine Tochter gelebt hatten, fortgefallen.
    Auf sich allein gestellt, hatte Amelia das getan, was zahlreiche junge Frauen taten, die zwar eine gute Ausbildung genossen hatten, denen es aber an finanziellen Mitteln fehlte: Sie hatte sich als Erzieherin beworben.
    Dann war sie von einem der Gäste ihres Arbeitgebers, einem Mann namens Dodgson, vergewaltigt worden.
    Die Dame des Hauses war nur wenige Augenblicke später zufällig ins Zimmer gekommen. Sie war außer sich gewesen und hatte Amelia auf der Stelle entlassen.
    Die Vergewaltigung hatte die mittellose Amelia nicht nur ihre dringend benötigte Anstellung gekostet, sondern sie hatte es ihr darüber hinaus unmöglich gemacht, einen Posten in einem anderen Haushalt zu finden. Die Agentur, die sie in das Haus geschickt hatte, in dem sie vergewaltigt worden war, hatte sich geweigert, ihr einen anderen Posten zu suchen.
    Die Leiterin der Agentur hatte sie wissen lassen, daß sie nicht mehr respektabel sei und somit nicht mehr für eine Firma arbeiten könne, die sich ihrer exklusiven Kundschaft rühmte und die für den einwandfreien Charakter der Hauslehrerinnen und Gesellschafterinnen zu bürgen hatte, die sie nur an die besten Familien vermittelte.
    Iphiginia wußte, daß die Narben, die Amelia in jener schrecklichen Nacht tief in ihrem Inneren davongetragen hatte, inzwischen zwar weniger schmerzten, daß sie jedoch niemals völlig verheilen würden.
    »Du hast ihm erlaubt, dich zu küssen?« Amelia schüttelte verwundert den Kopf. »Aber er ist ein Fremder. Eigentlich müßte er sogar ein toter Fremder sein.«
    »Ich weiß.« Iphiginia ließ sich langsam auf einen der Stühle im römischen Stil sinken. Sie starrte auf die Feder in ihrer Hand. »Aber ich habe nicht das Gefühl, daß er ein Fremder ist. Weißt du, was mein erster Gedanke war, als ich ihn heute abend im Ballsaal bei den Fenwicks sah?«
    »Was?« Amelia konnte ihren Argwohn nicht verbergen.
    Iphiginia lächelte. »Ich dachte, daß er genauso aussah, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.«
    »Unsinn. Du hast einfach zuviel Zeit damit verbracht, dir über das Gedanken zu machen, was du für sein Wesen hältst.«
    »Wahrscheinlich.«
    Amelia runzelte die Stirn. »Und er tauchte einfach so auf dem Fenwickschen Ball auf?«
    »Ja. Übrigens weiß er nicht das geringste von dieser Erpressergeschichte. Er sagt, daß ihn ganz bestimmt niemand erpreßt.«
    »Großer Gott. Und er hat dich nicht verraten?«
    »Nein. Offenbar hat er all die Gerüchte gehört, die wir in die Welt gesetzt haben. Man könnte meinen, er und ich hätten unsere Meinungsverschiedenheit vor den Augen der gesamten besseren Gesellschaft beigelegt.«
    »Ich frage mich, weshalb er mitgespielt hat«, sagte Amelia nachdenklich.
    »Masters ist ein hochintelligenter Mann, der zugleich sehr neugierig und allem Neuen gegenüber aufgeschlossen ist. Offensichtlich ist er zu dem durchaus vernünftigen Schluß gekommen, daß es besser ist, mich nicht zu demaskieren, ehe er nicht weiß, was ich überhaupt mit meinem kleinen Täuschungsmanöver bezwecke.«
    Amelia schnaubte. »Hmmm.«
    »Ein Mann mit seinem Intellekt hat natürlicherweise ein vernünftiges, besonnenes Wesen. Er ist nicht die Art von Mann, die irgendwelche voreiligen Schlüsse zieht.«
    »Das Ganze ergibt keinen Sinn«, brauste Amelia auf. »Die Sache gefällt mir nicht. Ich wette, daß er noch einen anderen Grund hat, sich so kooperativ zu zeigen.«
    »Was für ein Grund sollte das sein?«
    »Es würde mich nicht überraschen, wenn er zu dem Schluß gekommen wäre, daß es ganz amüsant sein könnte, dich wirklich zu seiner Geliebten zu machen.«
    Iphiginia schnappte nach Luft. »Oh, ich denke wirklich nicht -«
    »Genau.« Amelia bedachte sie mit einem grimmigen Blick. »Du hast seit Beginn dieser ganzen Geschichte nicht mehr gedacht. Bah. Warum zum Teufel ist der Kerl nicht tot, wie wir alle dachten?«
    »Er war auf einem seiner Landsitze und ist nur deshalb in die Stadt zurückgekommen, weil er von mir gehört hat.«
    »Also war die Nachricht an Tante Zoe, in der stand, daß Masters ermordet worden sei, weil er sich geweigert habe, dem Erpresser zu bezahlen, nichts anderes als ein Trick, um ihr Angst einzujagen.«
    »Offensichtlich. Das Ganze ist sehr seltsam, Amelia.«
    »Dein ganzer Plan ist

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