Verhext
hat?«
»Ja. Fünftausend Pfund. Ich habe sie bereits bezahlt. Ich war gezwungen, ein Paar Ohrringe zu versetzen.«
»Verflucht.«
»Ich fürchte, es wird weitere Forderungen geben.«
»Ja.« Marcus klopfte mit seiner Reitgerte gegen seinen Stiefel. »Wir müssen davon ausgehen, daß es weitere Forderungen geben wird. So ist es immer, wenn man es mit einem Erpresser zu tun hat.«
»Gütiger Himmel, Marcus, ich habe solche Angst.«
»Hannah, hör mir gut zu. Wann hast du die erste Forderung erhalten?«
»Vor sechs Tagen. Ich hätte dich sofort benachrichtigt, aber ich wußte nicht, wo du warst. Ich wußte nur, daß du die Stadt für längere Zeit verlassen hattest.«
»Ich war auf Cloud Hall.«
»Ich bin vollkommen verzweifelt. Ich habe seit Tagen nicht mehr geschlafen. Sands macht sich bereits ernste Sorgen. Er fragt mich immer wieder, was los ist. Er will den Arzt kommen lassen. Was soll ich nur tun?«
»Im Augenblick erst einmal gar nichts«, sagte Marcus sanft. »Ich werde mich um die Sache kümmern.«
»Aber was willst du tun? Marcus, hast du mich verstanden? Diese Person weiß, daß ich ..., daß ich eine Mörderin bin.«
»Pst, Hannah. Beruhige dich. Du hast Lynton Spalding nicht ermordet. Du hast in Notwehr gehandelt. Das darfst du niemals vergessen.«
»Niemand wird mir glauben. Was wird Sands sagen, wenn er die Wahrheit erfährt?«
»Ich nehme an, daß dein Ehemann weitaus verständnisvoller ist, als du denkst«, sagte Marcus. Dies war nicht das erste Mal, daß er versuchte, Hannah dazu zu bewegen, Sands die Wahrheit über den Tod ihres ersten Ehemannes zu sagen. Aber Hannah weigerte sich standhaft, seinen Rat zu befolgen.
»Ich wage es nicht, ihm alles zu erzählen, Marcus. Er könnte niemals akzeptieren, daß er eine Frau geheiratet hat, die ihren ersten Ehemann umgebracht hat. Was würdest denn du an seiner Stelle tun?«
Marcus zuckte mit den Schultern. »Aufgrund dessen, was ich über Spalding weiß und darüber, wie er dich behandelt hat, würde ich dir zu deiner Treffsicherheit gratulieren.«
Hannah war erschüttert. »Bitte mach dich nicht lustig über mich.«
»Ich mache mich nicht lustig über dich. Es ist die Wahrheit. Ich glaube, du unterschätzt deinen neuen Ehemann.«
»Ich kenne ihn besser als du. Er hält mich für den Inbegriff weiblicher Tugend. Ich kann ihm einfach nicht die Wahrheit sagen.«
»Das weiß offenbar auch der Erpresser«, bemerkte Marcus. »Interessant.«
»Was willst du tun?«
»Ich glaube, daß ich mich erst einmal ausführlich mit einer Person unterhalten werde, die mehr über die ganze Sache zu wissen scheint, als ich dachte.«
»Was in aller Welt soll das heißen?« jammerte Hannah. »Marcus, du darfst niemandem etwas davon verraten.«
»Mach dir keine Sorgen. Ich werde dein Geheimnis nicht verraten. Aber ich habe die Absicht, die Antworten auf eine Reihe von Fragen zu bekommen, die ich gestern abend zu stellen versäumt habe.«
»Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst.«
»Anscheinend habe ich etwas getan, was ich nur sehr selten tue: Ich habe voreilig irgendwelche Schlüsse gezogen.« Marcus beruhigte den nervös trippelnden Zeus. »Weißt du, ich dachte, daß mir jemand eine außerordentliche Lügengeschichte aufgetischt hat.«
»Wovon sprichst du?«
»Egal. Das ist eine lange Geschichte, und ich habe im Augenblick nicht genug Zeit, um sie dir zu erzählen. Aber sei versichert, daß ich mich umgehend um die Sache kümmern werde, Hannah. Und zahl diesem Erpresser keinen Pfennig mehr, ohne dich vorher mit mir in Verbindung zu setzen, hast du mich verstanden?«
»Ja.« Hannahs Hände, die in eleganten Handschuhen steckten, griffen die Zügel ihrer Pferde fester. »Ich bin so froh, daß ich endlich mit dir über diese Sache sprechen konnte. Ich hatte schon Angst, vollkommen verrückt zu werden.«
»Es wird alles gut werden. Das verspreche ich.«
Hannah lächelte traurig. »Das hast du auch in der Nacht gesagt, als du mir geholfen hast, Spaldings Leiche fortzuschaffen.«
»Und ich hatte recht, nicht wahr?«
Sie bedachte ihn mit einem seltsamen Blick. »Du hast mein Geheimnis bewahrt, aber zu einem hohen Preis für dich selbst. Du weißt sehr gut, daß es immer noch genügend Leute gibt, die behaupten, du hättest Spalding kaltblütig ermordet, um die Kontrolle über die Investmentgesellschaft zu erlangen.«
Marcus lächelte. »Niemand hat jemals beweisen können, daß er nicht von einem Straßenräuber erschossen worden ist, und das
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