Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verhext

Titel: Verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
Vom Netzwerk:
Erben?«
    »Nein.«
    »Gefällt es Ihnen in London, Miss Farley?«
    »Ich finde es interessant.« Amelia schien dankbar für den Themenwechsel zu sein. »Äußerst lehrreich.«
    »Ganz anders als auf dem Land.«
    »Allerdings.«
    »Ich nehme an, Sie und Mrs. Bright hatten zu Mr. Brights Lebzeiten nicht häufig Gelegenheit, in die Stadt zu kommen?« »Mr. Bright war recht gebrechlich. Er ist nicht gern gereist.«
    »Ich verstehe.« Dies brachte ihn nicht weiter. Er mußte es anders probieren. »Vielleicht nehme ich doch eine Tasse Tee.«
    Amelia sprang auf. »Ich werde Mrs. Shaw bitten, eine frische Kanne zu bringen.«
    Schweigend warteten sie auf den Tee.
    Als er gebracht wurde, nahm Marcus eine Tasse und ging damit zum Fenster neben Iphiginias Schreibtisch, um auf die sonnenbeschienene Straße zu blicken.
    »Ein schöner Tag, um spazierenzugehen.« Marcus hielt seine Tasse ein wenig schräg und verschüttete wie zufällig ein wenig Tee auf einer Ausgabe der Morgenpost, die am Ende des Tisches lag.
    »O, je«, stieß Amelia hervor.
    »Verdammt. Wie ungeschickt von mir.«
    Amelia sprang auf. »Die Flüssigkeit wird das Holz ruinieren.«
    »Holen Sie Ihre Haushälterin«, befahl Marcus in dem Ton, den er verwendete, wenn er unbedingten Gehorsam verlangte. Es schien immer zu funktionieren, und inzwischen erwartete er es nicht mehr anders. Außer bei Iphiginia. Sie hatte kein besonderes Talent dafür, Befehle zu befolgen.
    »Ich rufe Mrs. Shaw« Amelia eilte zur Tür.
    Marcus zog ein großes Taschentuch hervor und begann, den Tee aufzuwischen. »Ich glaube, daß kein allzu großer Schaden entsteht, wenn Sie sich beeilen.«
    »Ich hoffe nicht.« Amelia warf ihm einen tadelnden Blick über die Schulter zu. »Iphiginia hängt sehr an diesem Schreibtisch. Ihr Vater hat ihn gestaltet.« Sie öffnete die Tür. »Mrs. Shaw? Bitte kommen Sie schnell. Wir haben etwas Tee verschüttet.«
    Marcus hob den Rand des Musterbuches und warf einen Blick auf das oberste Blatt Papier. Es war die Skizze einer Reihe von Stadthäusern. Am unteren Rand des Bildes stand »Bright Place«.
    Ehe Amelia sich wieder herumdrehte, legte er das Musterbuch zurück an seinen Platz.
    »Mrs. Shaw kommt sofort.«
    »Ich glaube, ich habe den Großteil des Tees aufgesaugt. Und der Rest ist in die Zeitung gelaufen.« Marcus faltete sein teebeflecktes Taschentuch zusammen.
    Ein Tuch in der Hand, kam die Haushälterin herbeigeeilt. »Also, wo ist der verschüttete Tee?«
    »Hier drüben.« Marcus trat vom Schreibtisch zurück. »Ich fürchte, das Ganze ist meine Schuld. Aber ich glaube, ich habe das meiste bereits auf gewischt.«
    In diesem Augenblick erschien Iphiginia in der Tür. Sie trug einen weißen Mantel über ihrem weißen Musselinkleid. In der einen Hand hatte sie einen weißen Strohhut, in der anderen eine große Schürze.
    Mit gerunzelter Stirn sah sie auf das Durcheinander in der Bibliothek. »Was ist passiert?«
    Marcus konnte sie ein paar Sekunden lang nur anstarren. Sie sah so rein und sauber aus wie frischgefallener Schnee. Es gab doch nichts Trügerischeres als den Anschein von Unschuld.
    Doch dann riß er sich zusammen. »Ein kleines Unglück. Ich habe etwas Tee verschüttet. Aber Ihrem Schreibtisch ist nichts passiert.«
    »Das freut mich zu hören.« Iphiginia setzte ihren Hut auf und band ihn fest. Dann lächelte sie fröhlich. »Nun denn, wollen wir gehen, Mylord? Ich freue mich schon darauf, die Sammlung griechischer Vasen zu sehen.«
    »Ich stehe Ihnen zu Diensten«, sagte Marcus und fragte mit einem Blick auf die Schürze: »Wofür ist die?«
    Iphiginia verzog das Gesicht. »Weiß ist manchmal eine sehr nützliche Farbe, aber sie hat eindeutig auch Nachteile.«
    Eine halbe Stunde später stand Marcus mit Iphiginia im Dämmerlicht einer riesigen, grabähnlichen Museumshalle.
    Der Raum mit den hohen Decken war vollgestopft mit zerbrochenen Statuen, Steinbrocken und wild zusammengewürfelten Teilen alter Ruinen. Staubflocken tanzten in den Sonnenstrahlen, die durch die hochgelegenen Fenster fielen. Über der gesamten Szene lag die Ruhe der Antike.
    Iphiginia hatte ihre Schürze umgebunden und lief trotz der Friedhofsatmosphäre fröhlich zwischen den Ausstellungsstücken herum. Wie Marcus feststellte, war ihre Begeisterung ansteckend.
    Er hatte sich zwar mal flüchtig mit den etwas interessanteren Konstruktionsdetails des klassischen Stils befaßt, aber ansonsten hatte er sich nie besonders für die Antike interessiert. Er war ein Mann der

Weitere Kostenlose Bücher