Verhext
Projekts anonym bleiben möchten.«
Iphiginia entspannte sich. »Gut. Ich möchte nicht überall von möglichen Investoren angesprochen werden. Das wäre mir wirklich lästig.«
»Ich verstehe«, sagte Adam.
Amelia klopfte mit ihrer Feder auf das Blatt Papier in ihrer Hand. »Wer sind die Herren, die sich für unser neues Projekt interessieren?«
»Ich habe die Namen dabei.« Adam nahm ein Blatt von dem Stapel, den er gerade auf Iphiginias Schreibtisch gelegt hatte. »Lassen Sie mich sehen. Matthews, Conklin, Jenerette, Dodgson ...«
Amelia erstarrte.
Iphiginia fuhr Adam an: »Sagten Sie Dodgson?«
Adam blickte verwirrt auf. »Ja. Mr. Anthony Dodgson. Den Gerüchten zufolge ist er in gewissen finanziellen Schwierigkeiten, so daß er geradezu versessen darauf ist, ein paar erfolgversprechende Investitionen zu tätigen. Kennen Sie den Mann?«
»Nein.« Iphiginia vermied es, in Amelias Gesicht zu sehen.
»Ich persönlich bin ihm nie zuvor begegnet. Aber ich habe von ihm gehört. Er ist sicher nicht die Art Mensch, mit der Sie geschäftlich zu tun haben möchten, oder, Miss Farley?«
»Nein.« Amelias Stimme war beinahe unhörbar. Sie schluckte sichtlich und versuchte es noch einmal. »Nein, gewiß nicht.«
Iphiginia blickte Adam an. »Sie dürfen Mr. Dodgson davon in Kenntnis setzen, daß wir ihn nicht an unserem Projekt beteiligen werden. Bezüglich der anderen Namen auf Ihrer Liste werden wir es uns noch überlegen, aber ich persönlich ziehe es vor, wohlhabende und einflußreiche Männer aus der Sache herauszuhalten. Für gewöhnlich versuchen sie immer, alles an sich zu reißen. Wir kommen auch sehr gut allein zurecht.«
»Wie Sie wünschen.« Adam warf einen Blick auf Amelias wachsbleiches Gesicht und wandte sich mit besorgter Miene an Iphiginia. »Darf ich fragen, weshalb Sie gerade Dodgson ausschließen wollen? Er wird sicher eine Erklärung von mir verlangen.« Iphiginia konzentrierte sich auf die Skizzen, die vor ihr lagen. »Sie können Mr. Dodgson sagen, daß die Mehrheit der Investoren Witwen und unverheiratete Frauen sind.«
»Das habe ich ihm bereits gesagt.«
»Außerdem sollten Sie ihn vielleicht daran erinnern, daß viele Witwen und unverheiratete junge Frauen gezwungen sind, als bezahlte Gesellschafterinnen oder Gouvernanten zu arbeiten. Da Mr. Dodgson in dem Ruf steht, weibliche Angestellte äußerst rüde und unfreundlich zu behandeln, haben sie natürlich nicht den Wunsch, mit ihm Geschäfte zu machen.«
»Ich verstehe.« Adam kniff seine hellen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Ich wußte nicht, daß der Mann ein solcher Schuft ist. Ich werde ihm mit dem größten Vergnügen mitteilen, daß die anderen Investoren ihn nicht dabeihaben wollen.«
Amelia seufzte erleichtert auf, aber das Blatt, das sie in der Hand hielt, zitterte immer noch.
»Das wäre dann also erledigt.« Iphiginia beugte sich erneut über die Zeichnung. »Machen wir uns an die Arbeit.«
Marcus brachte den glänzenden schwarzen Zweispänner mit einem schwungvollen Bremsen vor Iphiginias Stadthaus zum Stehen. Er warf seinem Stallburschen die Zügel zu und sprang auf den Gehweg.
»Ich bin in ein paar Minuten zurück.«
»In Ordnung, M’lord.« Der junge Mann beruhigte die kraftstrotzenden, übermütigen Hengste.
Gerade als Marcus die Treppe hinaufsteigen wollte, öffnete sich die Tür des Hauses, und ein ordentlich gekleideter junger Mann trat mit ernster Miene heraus.
»Verzeihung.« Der Mann blieb stehen, als er Marcus sah, und blinzelte ein-, zweimal gegen die Sonne. Dann fiel sein Blick auf das Wappen, das golden auf der schwarzen Kutsche prangte. »Mylord.« Er nickte ihm höflich zu und eilte die Treppe hinunter.
Marcus blieb auf der obersten Stufe stehen und sah hinterher, wie der andere die Straße hinabeilte. Sein Gesicht verriet Verärgerung.
Verdammt, dachte er, er konnte unmöglich eifersüchtig sein. Dieses Gefühl gestattete er sich nie. Es ärgerte ihn einfach, vor Iphiginias Haustür über einen anderen Mann zu stolpern.
Das war eine vollkommen normale Reaktion. Jeder Mann an seiner Stelle wäre unter solchen Umständen erbost. Das hieß, wenn es überhaupt einen anderen Mann in der Stadt gab, der sich in einer solch außergewöhnlichen Situation befand.
Was höchst unwahrscheinlich war.
Wahrscheinlich war er der einzige Mann in ganz England, der nur dem Namen nach eine Mätresse hatte.
Geistesabwesend streifte er seine ledernen Handschuhe ab. Die einzige Gelegenheit, bei der er
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