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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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schon log.
    »Ich fragte Stevens, was Ben in solche Aufregung versetzt
haben könnte, und wen er noch eingeladen hatte, die Leitung von
Verico zu übernehmen.«
    Eine Woge der Verärgerung durchfuhr Cavanaugh. Amateure.
Stolpern mitten hinein in den jungfräulichen Boden und
wühlen ihn auf. »Und was hat Stevens gesagt?«
    »Er sagte, er hätte den Eindruck gehabt, daß Ben
aus persönlichen Gründen erregt gewesen war, und daß
die Kandidatenliste der Firma Verico vertraulich wäre.«
    »Und da entschlossen Sie sich, auf eigene Faust
herumzufragen, um in Erfahrung zu bringen, ob sich der eine oder
andere aus Ihrem Wissenschaftler-Freundeskreis dort vorgestellt
hatte.«
    »Ja«, sagte sie leise. »Obwohl es eigentlich nicht
meine Freunde sind – es waren Bens Freunde. Aber bis heute hatte
ich mich nur bei Parties danach erkundigt. Wo kein Dritter
zuhören und wohin niemand mir folgen konnte. Das heißt
also, daß derjenige, der etwas weiß, bei der Tagung in
New York sein wird, und daß… diese Leute nicht wollen,
daß ich auch dort bin.«
    »Nicht unbedingt«, sagte Cavanaugh. Es war kaum zu
erwarten, daß sie alle Aspekte in Betracht zog, aber wenn sie
es nicht konnte, warum, zum Teufel, versuchte sie dann, seinen,
Cavanaughs, Job zu tun? Journalismus hatte nichts mit Polizeiarbeit
zu tun. »Es könnte sein, daß Sie bereits mit dem
richtigen Kandidaten gesprochen haben, und daß die Sippschaft
einfach davor Angst hat, mit wem Sie als nächstes von den Dingen
sprechen werden, die sie dabei in Erfahrung gebracht haben.«
    »Die Sippschaft?« fragte sie.
    Und jetzt war es er selbst, über den er sich ärgerte.
Felders’ Ausdruck war ihm herausgerutscht. Weil er immerzu
versuchte, ihr einen Schritt voraus zu sein – und das nur
deshalb, weil er sich über ihr Dazwischenfunken geärgert
hatte. Diese Art von Teufelskreis bewirkte, daß Agenten Fehler
machten.
    Judy sagte: »Und jetzt, nachdem ich Ihnen alles erzählt
habe, was Sie wissen wollten, sind Sie dran…«
    »Sie haben mir nicht alles erzählt. Welche Personen
haben Sie auf ein mögliches Vorstellungsgespräch bei Verico
angesprochen, und was sagten diese Leute darauf?«
    »Zuerst sind Sie an der Reihe, Mister Cavanaugh.« Die
braunen Augen machten keinen Versuch, den Kummer darin zu verbergen,
als sie unverwandt in die seinen blickten. Das hieß, daß
Judy Kozinski sich damit ausgesöhnt und ihren Seelenfrieden
gefunden hatte. Ein seltener Vorgang. Diese Frau mußte ein
außergewöhnlicher Mensch sein, fand Cavanaugh, und das war
ein guter Grund, um ihr nichts zu sagen.
    Mit Ausnahme einiger Dinge, bei denen sie sich als nützlich
erweisen konnte.
    »Was für eine Bedeutung haben folgende Worte für
Sie, Mrs. Kozinski: Cadoc, Verico, Cadaverico?«
    Sie runzelte die Stirn. »Noch mal, bitte.«
    »Cadoc. Verico. Cadaverico.«
    »Gar keine. Das heißt, Verico schon, klarerweise. Und cadaverico klingt italienisch – konnten Sie das nicht
nachschlagen?«
    »Das haben wir getan. Es heißt ›totenartig‹
oder › leichenähnlich‹.«
    Ihr Mienenspiel wechselte von einem seltsamen Gesichtsausdruck zum
nächsten, als sie sagte: »Dann soll das wohl eine Art
Scherz sein, der sich auf Verico bezieht, die Firma, die über
Tod und Leichen geht.«
    »Ich fürchte, da könnten Sie recht haben. Ein
unheimlicher Scherz. Aber ›Cadoc‹ hat bislang keine
Bedeutung für uns, und auch auf die ganze Wortfolge können
wir uns keinen Reim machen.«
    »Sollte sie etwas Bestimmtes bedeuten? Woher haben Sie
sie?«
    »Wir haben erfahren, daß es etwas mit der Firma Verico
zu tun haben soll.«
    »Inwiefern?« fragte sie. Und jetzt wirkte sie
tatsächlich wie eine Journalistin: hellwach und konzentriert und
begierig, Fakten aufzuspüren. Welche er ihr nicht liefern
würde. Außerdem hatte sie begonnen zu lügen: Sie
wußte mehr über einen Teil des Dreiwort-Puzzles, als sie
zugab. Über das Wort ›Cadoc‹? Oder über die
Sequenz als Ganzes? Cavanaugh merkte genau, wenn jemand ihn anlog; er
hatte es auch bei Jeanne Cassidy, damals, vor Monaten, gemerkt.
    Aber wenn er als Lügendetektor so gut war, wie kam es dann,
daß es ihm bei Doktor Mark Lederer entgangen war?
    Dollings kam mit einer Handvoll Papiere zur Tür herein. Seine
erstarrte Kieferpartie hatte sich etwas gelockert. »Das hat man
für Sie per Boten geschickt. Es kam per Fax ans hiesige
Büro. Aus Washington.«
    »Mrs. Kozinski«, sagte Cavanaugh förmlich,
»ich schlage vor, daß Sie mich freiwillig in

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