Verico Target
hat das Magazin Science zu diesem Thema einen
Artikel veröffentlicht…«
»Wie war der Titel?« unterbrach ihn Duffy.
»›Wirkungsweise der Mineralokortikoid- und
Glukokortikoidrezeptoren, und ihre Beeinflussung durch
nichtrezeptorische Faktoren.‹ Wirklich faszinierend.«
»Jede Wette«, kommentierte Lancaster. Seine Stimme klang
gepreßt. Niemand ging darauf ein.
Duffy sagte mit sanfter, behutsamer Stimme: »Herr Doktor, was
stellte Verico mit diesen G-Proteinen an?«
»Man arbeitete dort mit G-Proteinen in Makrophagen, die
– unter anderem – die Produktion von Bradykinin
kontrollieren. Bradykinin führt beim Herzmuskel dazu, daß
er langsamer schlägt.«
»Langsam genug, um einen Herzanfall zu verursachen?«
erkundigte sich Duffy.
»Falls der Körper genug davon produziert, ja.«
Es folgte ein langes Schweigen; Cavanaugh wußte, sie waren
nahe dran. In Washington wartete Duffy ab, um Lederer Gelegenheit zu
geben, es auf seine Weise und zu einem Zeitpunkt, den er selbst
wählte, zu sagen.
»Und das letzte Stück des Ganzen ist meine eigene
gegenwärtige Arbeit. Ich hatte darüber, nebenbei bemerkt,
mit Julia Garvey auf einer Weihnachtsparty gesprochen. Und ich bin
der Meinung, daß diese Forschungen der Anstoß dafür
waren, daß Verico mich eingeladen hat, in die Firma
einzutreten. Meine Diskussion mit Julia könnte der Grund
dafür sein, daß sie in der Lage war, all diese Stücke
des Ganzen zusammenzusetzen…«
Und der Grund dafür, daß man sie umgebracht hat, fügte Cavanaugh innerlich hinzu. Lederer unterließ es
jedoch, das laut auszusprechen. Seine Stimme klang jetzt heiser,
obwohl er noch gar nicht so lange gesprochen hatte.
»Ich arbeite auch an der Modifizierung von Viren, allerdings
verwende ich, anders als Ben, in der Luft befindliche respiratorische
Viren. Grippeviren etwa – sie mutieren weit rascher als die
meisten anderen Organismen, was die Ursache dafür ist, daß
es jeden Winter einen neuen Grippetypus zu geben scheint, und
dafür, daß uns der Typus vom letzten Winter für den
nächsten keine Immunität verleiht. Es macht es den T-Zellen
des Körpers schwer, die Viren zu bekämpfen, bevor sie sich
so vermehrt haben, daß man bereits krank ist. Und
natürlich sind solche Viren, weil sie in der Luft existieren,
äußerst leicht übertragbar. Ich habe meine
wichtigsten Erkenntnisse bereits vor Monaten publiziert, wodurch sie
der wissenschaftlichen Gemeinde als Ganzes zur Verfügung
standen.«
Duffy sagte – immer noch sehr behutsam: »Und jetzt
fassen Sie das alles für mich zusammen, Doktor.«
»Ich denke, Verico könnte ein auf eine bestimmte Person
zugeschnittenes Virus entwickelt haben, das über die Atemluft
übertragen wird und einen tödlichen Herzanfall verursachen
kann.«
»O mein Gott«, warf Felders ein.
Um sicherzugehen, daß er alles richtig verstanden hatte,
fragte Duffy: »Sie meinen also, daß ein Wissenschaftler
mit diesem veränderten Virus Menschen – etwa sich selbst
und seinen Mitarbeiterstab – infizieren könnte, und es
würde ihnen nichts anhaben, weil es nicht in ihre Zellen
eindringen könnte. Aber diese Menschen kommen im Lauf ihres
täglichen Lebens mit anderen Menschen in Kontakt, die sie
anstecken wie mit einer gewöhnlichen Grippe. Sie niesen und
husten aus irgendwelchen Gründen und greifen Geldscheine an, und
das Virus zieht immer weitere Kreise, aber immer noch erkrankt
niemand. Bis es bei der einen Person ankommt, zu deren
HK-T-Zell-System es paßt.«
»Ja«, sagte Lederer fast unhörbar.
»Und dann dringt das Virus in die Zellen dieser Person ein
und…«
»Wahrscheinlich in die Makrophagen«, unterbrach ihn
Lederer, und Cavanaugh entsann sich, daß Lederer zuvor
erwähnt hatte, daß der menschliche Körper von
Makrophagen nur so wimmelte.
»Okay, also das Virus dringt in die Makrophagen ein. Und
vermehrt sich. An einem gewissen Punkt aktiviert es die G-Proteine,
die daraufhin Signale aussenden, welche die Bradykinin-Produktion
ankurbeln, wodurch es zu einer Verlangsamung der
Herzmuskeltätigkeit kommt und…«
»Das Herz aufhört zu schlagen«, sagte Lederer.
Das nächste lange Schweigen.
»Und wie lange dauert es«, platzte Felders heraus,
»von der Infektion bis zum Herzstillstand?«
»Das weiß ich nicht, aber ich würde sagen, nicht
mehr als ein paar Stunden. Wenn es sich ungehindert vermehren kann,
tut es das alle fünfzehn Minuten. Exponentiell.«
»Und nichts würde diese Vermehrung behindern«,
sagte Duffy, »denn der
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