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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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ihre
Proteinhüllen so zu verändern, daß sie genetisches
Material des HK-T-Zell-Systems einer bestimmten Person enthielten.
Das heißt, daß der Prozeß des Anbindens des Virus
an die äußere Zellwand nur dann stattfinden kann,
wenn die Virushülle zu den HK-Molekülen paßt. Wenn
das nicht der Fall ist, dann sitzt das Virus an der
Zellaußenwand, bis es von einem zufällig vorbeikommenden
Makrophagen gefressen wird.«
    »Von einem was?« unterbrach Duffy.
    »Einer Freßzelle. Unser Körper wimmelt nur so
davon.«
    »Aha«, sagte Duffy. Lancasters Miene verzog sich
argwöhnisch. Cavanaugh warf eine weitere Zeichnung aufs
Papier.

    »Daraus folgt, daß man ein Virus herstellen kann, das
nur in die Zellen einer einzigen Person eindringen könnte«,
sagte Duffy.
    »Ganz recht«, sagte Lederer.
    »Hören Sie mal«, mischte Lancaster sich ein,
»wenn das so eine Art neuartige Waffe sein soll, die wie ein
Gift verwendet wird, dann frage ich mich, warum man dem angepeilten
Opfer das Gift nicht gleich direkt injiziert! Kein Mensch braucht
dafür irgendeine raffiniert maßgeschneiderte Luxusversion
von Zyankali oder Curare.«
    »Es geht hier um mehr«, erwiderte Lederer, und nun trat
der Druck, unter dem er stand, deutlicher zutage. »Aber zu
allererst denken Sie bitte daran, daß Ben und die anderen
Wissenschaftler, die auf diesem Forschungsgebiet tätig sind,
nicht an der Herstellung von Waffen arbeiten. Sie versuchen vielmehr,
eine sogenannte ›Zauberkugel‹ zu entwickeln: ein Virus, das
nur ausgewählte Zellen trifft – etwa Krebszellen. Unser
höchstes Ziel – von dem wir allerdings noch weit entfernt
sind – wäre es, ein Virus zu haben, das nicht nur den
Zellen eines ganz bestimmten Individuums angepaßt ist, sondern
das unterscheiden kann zwischen gesunden und abnormalen Zellen ein
und desselben Individuums. Doch zuerst müssen wir Vektoren
entwickeln, die ihre genetisch vorprogrammierten Proteine
ausschließlich in einer bestimmten Person
produzieren.«
    Cavanaugh dachte an Kozinskis Notizbuch mit den kleinen Pistolen
und den Namen: PETEY, KASSANDRA, DER BRONZE-LÖWENZAHN.
    »Und das sind Ziele, die Leben retten können«, sagte Lederer. Es klang eindringlich, beinahe flehentlich.
»Die Forschung hat begonnen, Erkrankungen des Autoimmunsystems
in den Griff zu bekommen, die Insulinproduktion zu stabilisieren, ja
sogar Endothelzellen zur Absonderung von Stoffen anzuregen, die nach
chirurgischen Eingriffen am Herzen die Bildung von Blutgerinnseln in
Arterien verhindern… Einer kalifornischen Biotechfirma ist
bereits die Synthetisierung eines Gens gelungen, das Thrombin
aufspürt und neutralisiert, damit…«
    »Wir bezweifeln keineswegs den positiven Wert dieser
Forschungen, Herr Doktor«, unterbrach ihn Duffy in ruhigem
Tonfall. »Bitte fahren Sie fort.«
    Cavanaugh hatte Lederer vor Augen, wie er sich am anderen Ende der
Leitung zusammenriß. Jetzt war die Anspannung in der Stimme des
Wissenschaftlers beinahe greifbar.
    »Zum zweiten haben wir die Arbeit, die bei Verico getan
wird.«
    Cavanaugh beugte sich vor; das war es. Das war es, worauf er so
lange Monate hingearbeitet hatte!
    »Man beschäftigt sich dort mit G-Proteinen. Nun, das tun
viele Leute, es ist ein unglaublich aufregendes
Forschungsgebiet.«
    O doch, Cavanaugh glaubte ihm. Fünf Monate zuvor hätte
er nicht gedacht, daß er Proteine je aufregend finden
würde – G oder A oder irgendeinen anderen Buchstaben. Aber
inzwischen hatte er viel gelesen, viel studiert. Er hatte einen
winzigen Blick auf jene Materie werfen können, die diese Kerle
dazu brachte, siebzig Stunden die Woche in ihrem Labor zu verbringen,
so fixiert darauf, einen epochalen Erfolg zu erringen, wie das FBI
fixiert war auf das Aufspüren von Kriminellen. Cavanaugh konnte
das spüren, auch wenn ihm selbst nie mehr als dieser
winzige Blick gegönnt sein würde.
    Aus einer Karaffe auf einem Aktenschrank goß Lancaster sich
ein Glas Wasser ein. Er hatte die Stirn in tiefe Furchen gelegt.
    Lederer sprach weiter: »Das G-Protein ist in der Zellwand
eingebettet und agiert als eine Art Schaltbrett. Das G-Protein
empfängt ein Botenmolekül von außerhalb der Zelle und
beginnt mit einer Serie von chemischen Reaktionen, die das Verhalten
der Zelle in einer bestimmten Weise verändern. Die genauen
Mechanismen sind sehr komplex und faszinierend. Üblicherweise
besteht das Resultat darin, ein Enzym zu produzieren, das den
Körper in einer bestimmten Weise beeinflußt. Erst vor
einem Monat

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