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Verico Target

Verico Target

Titel: Verico Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Körper betrachtet dieses Virus als
normalen Teil seiner selbst.«
    »Ja«, sagte Lederer.
    Cavanaugh fragte – und das war das erste Mal, daß er
sich zu Wort meldete: »Aber würde man bei einer Autopsie
nicht eine ungewöhnlich hohe Bradykininkonzentration im Blut
feststellen?«
    »Vermutlich nicht. Man würde ja nicht so viel
benötigen. Vielleicht wäre es sogar feststellbar, wenn man
danach sucht. Andererseits könnte man das Virus
möglicherweise mit Mechanismen ausstatten, die dafür
sorgen, daß überschüssiges Bradykinin nach kurzer
Zeit wieder abgebaut wird. Aber ich habe im Zuge meiner medizinischen
Ausbildung auch bei Obduktionen assistiert, und sogenannte
›kardiovaskuläre Geschehnisse‹ sind der Mülleimer
aller fraglichen Todesursachen. Es gibt alle möglichen
elektrischen Vorgänge im Körperinneren, die den Tod
herbeiführen können, ohne das Herz sichtbar zu
schädigen, und so würde dann im Obduktionsbefund stehen:
›Tod als Folge kardiovaskulärer
Geschehnisse‹.«
    Er hatte recht. Cavanaugh hatte selbst solche
›Diagnosen‹ gelesen, ausgestellt von Leichenbeschauern oder
Pathologen, die irgend etwas hinschreiben mußten.
    Aber Duffy war hartnäckig. »Und wenn man bewußt
und mit Hilfe allermodernster, raffiniertester Tests nach selbst
minimal erhöhten Bradykininkonzentrationen im Blut suchen
wollte, Doktor? Wäre man in der Lage, den Unterschied zwischen
einem natürlich eingetretenen Herztod und einem von diesem Virus
hervorgerufenen festzustellen?«
    »Ich weiß es nicht!« rief Lederer. »Verstehen
Sie denn nicht, wie unbekannt, wie rein experimentell das alles
für uns noch ist? Das sind neue Territorien, neue Kombinationen
von Techniken, die in so rascher Aufeinanderfolge geradezu
explodieren, daß wir keinen Überblick mehr haben…
Genauso wäre möglich, daß nichts von dem, was ich
gesagt habe, stimmt! Es ist doch alles Spekulation!
Nur…«
    Nur daß Menschen deswegen ihr Leben lassen mußten.
    Cavanaugh versuchte, sich die Sache bildlich vorzustellen. Du
stehst in einem Supermarkt, kaufst dir einen Sechser Bier und einen
Laib Brot, und jemand niest. Ist der Typ infiziert? Er würde es
gar nicht wissen, denn das Virusgeschoß ist nicht für ihn
bestimmt. Er ist keine Zielperson. Kein Target. Bist du es? Ist es
für dich bestimmt? Du greifst nach dem Wechselgeld, das dir die
Kassiererin hinhält – wie viele Finger haben diese Scheine
schon berührt? Finger, an denen ein Virus klebt, das von nun an
in der Luft existiert? Du steigst in dein Auto und spürst ein
leichtes Ziehen in der Brust… fängt es schon an? Hast du es
eingefangen? Hat das Virus dich gefunden, das eine, das eine
Spezialanfertigung für dich ist – dein ganz
persönlicher Todesengel…? Diesmal? Nächstes Mal?
Bringt dein bester Freund es dir mit? Bringen es dir deine Kinder?
Deine Frau? Gib mir einen Kuß, Schätzchen…
    Mit mühsam unterdrückter Verärgerung sagte
Lancaster: »Allerdings sind das Spekulationen, und mit allem
nötigen Respekt, Doktor, ziemlich wilde Spekulationen dazu. Es
gibt keine Fakten. Sie haben keinen Informanten. Es gibt weit und
breit keine Einflußnahme, etwa nach der Devise: eine Hand
wäscht die andere. Es gibt nicht einmal eine Geldspur. Und die
Leichen, die wir haben – Kozinski, Garvey, Dollings –, die
wurden nicht mit irgendeinem verdammten Virus umgebracht!«
    Deming, der Anwalt aus dem Justizministerium, sagte
plötzlich: »Einen Moment. Einen… Moment! Sie meinen,
daß Verico dieses Killervirus entwickeln könnte…
dieses Virus entwickelt hat, um es an den Meistbieter zu
verkaufen? Oder um es selbst einzusetzen?« Seine Stimme klang
zögerlich und benommen, völlig anders als die des
Klugscheißers vom August, an den sich Cavanaugh erinnerte.
    »Klar!« sagte Cavanaugh. Er hatte ganz vergessen,
daß Deming sich ja im Büro mit Duffy und Felders
befand.
    »Wenn die Cosa Nostra es also gehabt hätte, als zum
Beispiel Robert Kennedy Ankläger gegen Jimmy Hoffa war…
dann hätte es gereicht, wenn einer ihrer Leute im Gerichtssaal
geniest hätte? Und alle das Virus eingeatmet hätten? Aber
das Virus wäre nur auf Kennedys DNA zugeschnitten gewesen, und
so fahren alle mit dem Prozeß fort, aber am Abend greift sich
Kennedy ans Herz und fällt tot um? Wie bei einem Infarkt? Nach
einem völlig natürlichen Herzinfarkt?«
    »Sie haben’s erfaßt!« sagte Felders
grimmig.
    Deming schien Probleme damit zu haben, seine Gedanken angesichts
der ganzen Tragweite der Sache zu

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